Auf der phil.Cologne haben sich der (Wissenschafts)Journalist Ranga Yogeshwar und der FAZ-(Mit)Herausgeber Frank Schirrmacher ueber die absehbaren Folgen einer in Algorithmen gefassten Welt menschlichen Gesellschaft unterhalten.

Ich møchte gern viele der in diesem Gespraech gesagten Sachen mit Dingen verknuepfen, die ich so auch schon immer mal erwaehnte. Nicht um bestaetigt zu werden. Sondern weil ich denke, dass das was ich diesbezueglich meine, durchaus richtig ist, ich dies aber nicht so gut ausdruecken kann.
Dies wird fuer einen Artikel aber zu viel, deswegen erfolgt eine Aufteilung in mehrere Beitraege.

Auszerdem møchte ich gerne bemerken, dass die Inhalte der einzelnen Abschnitte dieser Beitraege wohl durchdacht sind und mit dem groszen Ganzen zusammen haengen. Das sage ich ausnahmsweise mal im Voraus, damit es nicht wie mein oft uebliches (?) „Nase ruempfen“, „schimpfen“, und „abschweifen“ aufgefasst wird.

Zunaechst møchte ich etwas ausholen, denn dieses Gespraech kam ueberhaupt erst zustande, aufgrund der Enthuellungen, welche Edward Snowden uns bescherte: dass unsere Privatsphaere im Netz nicht existiert. Jedenfalls nicht ohne zusaetzliche Masznahmen, die jeder einzelne ergreifen muss.
Und, nicht zu vergessen ist natuerlich, dass diese derart gewonnenen Informationen auch gegen uns verwendet werden! Dazu aber an anderer Stelle mehr.

Ausholen møchte ich nun fuer diesen ersten Beitrag, bezueglich der Art und Weise, wie ich es empfinde, dass versucht wird, in dieser ganz konkreten Sache die Bevølkerung aufzuklaeren.

Leider wird all dies mit Begriffen wie bspw. „Skandal“, „ausspionieren“ oder „abschnorcheln“ verniedlicht.
„Ein Skandal bezeichnet ein Aufsehen erregendes Ärgernis“ (wikipedia); aber als ein „Aergernis“ darf (!) man dieses mit Fueszen treten fundamentaler Buergerrechte nicht nennen!
Die Benutzung des Begriffes „Spionage“ ist semantisch natuerlich vøllig richtig ist. Doch im alltaeglichen Gebrauch ist das Wort „ausspionieren“ doch eher bspw. mit einem Elternteil verbunden, welches die Kurzmitteilungen auf dem Telefon des Kindes liest, um raus zu finden, mit wem es sich so trifft.
Und wenn ich „schorcheln“ høre, dann blitzt da irgendwie immer ganz kurz die Erinnerung an erlebte Sommer am Badesee auf. Oder ein Kind, welches mittels eines Strohholms, sehr geraeuschvoll die letzten Reste Cola aus dem Glas schluerft.
Im Wesentlichen gilt Derartiges fuer viele der diesbezueglich gebrauchten Worte, die ich im Zuge der Berichterstattung darueber las oder hørte.

Auch wenn es so scheint, so møchte ich diese Verniedlichung gar nicht direkt angreifen. Ich denke dies geschieht, weil der Einzelne die gravierende Tragweite dieser laufenden Prozesse ueberhaupt nicht begreifen kann. Deswegen wird es eben „kleiner“ gemacht. Passiert mir ja auch øfter, dass ich diese Begriffe benutze.
Aber ich møchte diejenigen, die diese Dinge doch etwas besser verstehen, bitten, der Situation angemessenere Worte zu benutzen. Wenn wir das den Leuten erzaehlen, dann muessen die anfangen sich darob unwohl zu fuehlen. (So wie wenn man bspw. in der Zeitung liest, dass ein wehrloser Familienvater, in der U-Bahn mit den Fueszen getreten wurden.)

Ebenso sollten absolut irrelevante Nebensaechlichkeiten (in dieser Sache), meiner Meinung nach nicht so viel Aufmerksamtkeit erfahren, solange sie nicht wesentlich zur Auflklaerung der Bevølkerung beitragen. Es ist sehr traurig, wenn dieses Thema gerade von den Menschen, die es besser wissen muessten, derart „herunter gekocht“ wird. Denn dies ist es, was bei gewøhnlichen Computerbenutzern haengen bleibt; dass es ja soooo schlimm gar nicht sein kann. (Wobei dieser Absatz natuerlich insbesondere auf diesen einen, verlinkten, Begriff gemuenzt ist).

Aber auch hierbei gilt vermutlich das Gleiche wie oben: Humor hilft, dies alles irgendwie zu fassen.

Es ist die Botschaft die zaehlt, die wir (irgendwie) „technikaffinen“ Menschen (und dazu zaehle ich die Leserschaft dieses weblogs durchaus) allen anderen Handelnden unser Gesellschaft vermitteln, durch die Art und Weise, wie wir dieses Thema selbst behandeln.

Ist diese Botschaft eher ein
– Alles nicht sooooo schlimm und irgendwie wird es sich schon wieder richten, oder
– das Ende der freien Gesellschaft, wie wir sie bisher kannten!

Zu Letzterem dann ebenso an spaeterer Stelle mehr.

Es ist durchaus wieder das Verhalten des Einzelnen, welches mitbestimmt, ob wir eine bessere Gesellschaft bzw. eine bessere Verwaltung der Gesellschaft haben in 10, 20 oder 50 Jahren.
Das Verhalten des Einzelnen – Selbstbestimmung! – ist auch immer wieder Thema in dem oben erwaehnten Gespraech. Deswegen werde ich darauf zurueck kommen.
Hier in diesem Beitrag mache ich es eben an gewissen sprachlichen Elementen aus. Weil ich denke, dass ich da durchaus ein klein wenig zu beitragen kann.

Durch das Verhalten des Einzelnen erfolgt dann auch die Verknuepfung zur Zaesur.

Eine Zaesur ist eine „Grenze zwischen zwei Zeitepochen“. Da es geschichtlich aber keine scharfen Grenzen gibt, ist es vielmehr ein Uebergang. Ein schneller und bisher von den meisten nicht als relevant (an)erkannter Uebergang.

Wie wir (!), als Einzelne und als Gesellschaft, diesen Uebergang mitbestimmen, wird entscheidend sein, wie die naechste „Epoche“ aussehen wird.

Edward Snowden ist vermutlich der allerwichtigste Mensch im Zusammenhang mit eben dieser Zaesur. Denn er hat, trotz all der (vermutlich gar lebensbedrohenden) Nachteile, entschieden, dass er mitbestimmen will. Seine Art der Mitbestimmung war, dass er ueberhaupt erstmal die Øffentlichkeit mit „Daten“ versorgt.
Auf der Grundlage eben dieser Daten kann endlich (und muss!) eine fundierte øffentliche Diskussion stattfinden.
Damit meine ich nicht nur eine Diskussion der z.Z. aktuellen und ganz konkreten ekelerregenden Ungeheuerlichkeiten.

Solche eine Diskussion, die sich selbst auch erstmal nur tastend ins Unbekannte vorwagt, ist das oben erwaehnte Gespraech.

Dieser und die kommenden Artikel sollen also NICHT das sonst uebliche (?) „rumhacken“ sein. Auch wenn es mglw. wieder so scheinen wird.

Es soll aber eine explizite Aufforderung an meine Leserschaft sein, mehr darueber zu diskutieren, in was fuer einer Gesellschaft sie møchten, dass ihre (potentiellen) Kinder aufwachsen. Und dies nicht nur im (sich selbst bestaetigenden) ueblichen sozialen Umfeld, sondern gern mit allen møglichen Leuten (bspw. auch mit dem Chef oder Arbeitskollegen).

Ich selber versuche in diesen Beitraegen die rasch voranschreitenden, fuerchterlichen Entwicklungen, mit dem Alltags(er)leben des Einzelnen zu verknuepfen. In der Hoffnung, dass dies die Dringlichkeit, welche in diesen Angelegenheiten geboten ist, unterstreicht.

Denn wie ich an anderer Stelle bereits schrieb:

Ich halte uns (ganz konkret uns, aber auch die Menschen als Ganzes) fuer allzeit und fundamental handlungsfaehig.

Leave a Reply