Archive for September, 2011

Ich sage ja sehr offen, dass Dtschl. sich mit eilendem Schritt wieder in eine Diktatur verwandelt. Vor einiger Zeit schrieb ich, dass sich fuer die Merkmale einer Diktatur allzuviele Beispiele finden lassen in der neueren dtsch. Geschichte. Bei der Wahlfaelschung war ich mir da nicht so ganz sicher damals. Aber gluecklicherweise kann man sich auf die braven dtsch. Buerger verlassen: Waehlervotum landet im Muell.

Edit: Und wenn man mal recherchiert, kommt der ganze Schlamm gleich hoch.

Wir wir (das koenigliche) und ihr alle ja wisst, bin ich von einem Land, in dem der Bolschewismus mit dem Kommunismus verwechselt wird und im permanenten Schreckzustand der durch diese Verwechslung entsteht alles gleich noch mit dem Sozialismus vermischt wird, damit man nur ein einziges Schreckgespenstwort braucht welches unreflektiert immer und immer wieder gebraucht werden kann, wenn „den Leuten“ die Argumente ausgehen, ins schoene Norwegen gezogen. Und wie ihr alle wisst war ein schwerwiegender Grund, dass ich dieses unreflektierte Schlechtmachen aller sog. linken bzw. liberalen Gedanken mindestens scheinheilig, gewiss dumm und einfach nur noch zum kotzen fand.

Hier in Norwegen ist das etwas anders.

Es gibt die sozialistischen Parteien und es gibt die buergerlichen Parteien. Und „sozialistisch“ hat hier vor allem eben den sozialen Hintergrund, ohne diese extremen, unreflektierten und unberechtigten negativen Konnotationen.

Und nun komme ich im Weiteren zu dem bereits angekuendigtem Arbeitsprogramm der Partei die ich waehlte.

Ich waehlte aus voller Ueberzeugung und mit Freude jene Partei die so rot ist, dass sie sich auch so nennen – Rødt.

Rødt ist nur sehr schlecht mit Die Linke in Dtschl. zu vergleichen! Waehrend letztere Partei ja eigentlich sowas wie die SPD vor Schroeder ist, in den allermeisten ihrer Forderungen (also mitnichten links sondern eigentlich die einzige uebriggebliebene Partei der sog. „Mitte“ ist), ist Rødt tatsaechlich links. Das sieht man auch an den Antworten auf die Frage der Zeitung „Klassekampen“ wie die Waehler bestimmter Parteien sich denn platzieren wuerden im politischen Spektrum. Waehrend die Waehler der meisten Parteien sich irgendwie nicht so richtig entscheiden koennen und alle mehr oder weniger irgendwie zwischen Links, Mitte und Rechts rumeieren sind die Rødt-Waehler ueberzeugte Linke wie diese Visualisierung besagter Umfrage zeigt (rot = links, gruen = Mitte, blau = rechts):

Jup, die mit dem Stern sind Rødt … und Sterne … da steh ich ganz besonders drauf (wie alle wissen sollten die den Abschluss meiner Dissertation gelesen haben).

Trotz meiner (politischen) Sozialisierung in Dtschl. in dem alles Linke und/oder Rote ja grundsaetzlich als schlecht hingestellt wird, waehlte ich also (die jeweiligen Bezugssysteme in Betracht ziehend kann man sogar sagen: zum wiederholten Male) ganz weit links.

„Natuerlich“ war diese Entscheidung aber auch fuer mich nicht. Vor allem besagter Sozialisierung wegen, denn niemand moechte ja als „das sozialistische Schreckgespenst“ dastehen in Diskussionen mit Deutschen. Trotz schon immer vorhandener latenter Tendenzen zu Rødt zog ich es deswegen ernsthaft in Betracht eine nicht ganz so linke Partei zu waehlen. Insbesondere das SV-Motto und Wahlprogramm fand ich sehr ansprechend. (SV steht im uebrigen fuer „sosialistisk venstre“ – die sozialistische Linke also … wie gesagt … ein ganz normaler Begriff hier in Norwegen.) Aber dann fing ich an das viele Seiten dicke Arbeitsprogramm von Rødt zu lesen. Bereits nach nur wenigen Abschnitten (so ungefaehr auf Seite 2 wenn ich micht richtig erinnere) wurde mir sehr bewusst, dass die GENAU das wollen, was ich auch immer „predige“ (JA, predige! Denn bei allem was ich sage zieht ja nie einer irgendwie ernsthaft in Betracht, dass das die Wahrheit sein koennte – wie beim Prediger in der Kirche eben). Da wurde mir (mal wieder) bewusst, dass ich aus voller Ueberzeugung LINKS bin. Nach allem was ich weisz, bin ich sogar der am weitesten politisch links Stehende in meinem sozialen Umfeld (der auch dazu steht). Nach dieser (wiederholten) Epiphanie (damals bei der Wahlentscheidung fuer Die Linke zur letzten Bundestagswahl hatte ich die erste „Offenbarung“) entschloss ich mich dann sofort Rødt zu waehle – und tat dies auch.

Damit wuerde ich die mir von der dtsch. Gesellschaft aufgezwungene (politische) Sozialisierung gluecklicherweise als (im Nachhinein) gescheitert ansehen.

Manchmal muss man einfach mal Glueck haben. Und bei diesem wichtigen und fundamentalen Buergerrecht hatte ich schon zum zweiten Mal Glueck. Damals bei meiner allerersten Bundestagswahl war’s das erste Mal (ich wurde in genau der Wahlwoche damals 18). Bei den diesjaehrigen Kommunal- und Fylkewahlen war es auch so. Denn gluecklicherweise lebe ich schon laenger als drei Jahren im schoenen Norwegen (heute sind es genau drei Jahre und 8 Tagen).

Bis letzter Woche dachte ich noch, dass ich dennoch nicht waehlen darf, denn ich hatte keine Wahlkarte bekommen. Da war ich erstmal stinkig auf die Behoerden, dass die meinen Papierkram so lange haben unbearbeitet liegen lassen damals. Aber gluecklicherweise scheint der Datumsstempel auf meinen Dokumenten gueltig zu sein und nicht, das Datum an dem ich dann endlich „im System angekommen“ bin. Deswegen steh ich in den Wahllisten drin. Von den Wahllisten erfuhr ich im Sprachkurs. Eine Wahlliste mal nach meinem Namen durchsuchen lassen, konnte ich beim Wahlstand in besagter Bibliothek. Dort war ich zufaelligerweise, weil ich Literatur suchte. Und gluecklicherweise haelt mich ein scheinbares „da hab ich wohl leider Pech gehabt“ nicht davon ab einfach nochmal zu fragen, ob ich denn nicht vielleicht doch drin stehe (was ich bis zum Zeitpunkt als der Wahlhelfer das kontrolliert hatte ja nicht wusste). Und ich stand drin … JIPPIE!!

Auf dem Weg nach Hause kam ich an den Wahlstaenden der Parteien vorbei. Dort erhielt ich dann noch auf die Schnelle ein paar von diesen ueblichen Wahlprogrammen … und das Arbeitsprogramm der Partei die ich dann auch waehlte (aber dazu ein spaeterer Beitrag). Hab das dann alles gelesen und mich entschieden. Bei zwei weiteren Gelegenheiten kam ich dann noch mit Mitgliedern der Partei, die ich mich entschlossen hatte zu waehlen, ins Gespraech, weil mich interessierte was deren Standpunkt ist, warum ich denn die Leute auf deren Liste waehlen sollte. Unerwarteterweise war eine der besagten Gelegenheiten als ich heute schon auf dem Weg zum Wahlstand in der Bibliothek war. Denn der Nr. 1 Kandidat „meiner“ Partei stand so am Stand und ich fragte ihn, warum er denn ueberhaupt in dieser Partei ist … und hoerte als Antwort eine Geschichte die mir SEHR bekannt vor kam … er hat uebrigens ebenfalls Physik studiert.

Auch eine schoene Geschichte (vor allem schoen lang :P ) muss einmal mit einem Happy End enden. Und das seht ihr hier: