Geburtstagsbeitrag! Und wieder lasse ich mich detailliert ueber ein Thema aus, welches mglw. nicht so richtig interessant ist fuer den Rest der Menschheit.

Heute geht es darum, wie oft und in welchem Zusammenhang meine Artikel zitiert wurden, die ich im Zuge meiner (zweiten) Doktorarbeit schrieb. Es ist also ’ne (richtig lange) Nabelschau; nicht im Wortsinne, aber im Sinne wie dieses Wort heutzutage gebraucht wird, mit allen Implikationen. Insb. ist wahr, dass die Untersuchungen welche zu diesem Beitrag fuehrten (und natuerlich auch das Schreiben dieses Beitrags) eine …

[…]  übertrieben[…], unfruchtbare[…] Beschäftigung mit der eigenen Person […] [war], die von wichtigeren Aufgaben ablenkt[e] und eine nötige Hinwendung zur Umwelt verhindert[e].

Gluecklichweise brauchte ich nur einen Nachmittag (mich duenkt das war im Februar 2022 (und ein klein bisschen waehrend des Schreibens)) um den Zitierungen hinterher zu forschen schnueffeln. Weil es aber einen ganzen Nachmittag dauerte beschraenkte ich mich eben auf meine „neuesten“ drei Artikel und tat mir das nicht auch noch fuer die Arbeiten meiner ersten Doktorarbeit an.

Bevor es los geht nur noch das: Selbstzitierungen zaehle ich natuerlich nicht mit.

Mein erster Artikel hat den Titel „A Running Reference Analysis Method to Greatly Improve Optical Backscatter Reflectometry Strain Data from the Inside of Hardening and Shrinking Materials“ … selbstverstaendlich steht der allen frei zur Verfuegung.

Zunaechst einmal gibt es Zitierungen in Arbeiten aus der selben Arbeitsgruppe, weil ich „Zeug“ habe „rumliegen“ lassen; vulgo: die im Titel erwaehnte Methode und die Software die ich schrieb. Da wird dann kurz erwaehnt, dass die „meine“ Methode benutzen.
Dazu zaehlen:
– Eine Masterarbeit mit dem Titel „Monitoring of Composite Repair on Risers„.

– Ein Beitrag auf einer … *seufz* … NATO-nahen Konferenze mit dem Titel „Sensing of Structural Damage with OBR Based Fibre-Optic Networks“ … und nein, das passt mir nicht in den Kram, aber schon aus grundsaetzlichen ethischen Gruenden kann ich eine solche Nutzung nicht verhindern … frei ist frei, ohne Wenn und Aber!
Dies ist ein sogenanntes „Proceedings Paper“. Davon halte ich nicht so richtig viel, denn auch wenn diese durchaus wissenschaftliche Arbeit praesentieren, so ist’s doch so, dass in Konferenzeproceedings oft genug auch Muell verøffentlicht wird, der woanders nicht durchkommen wuerde. Das weisz ich daher, weil ich selber mal „Reviewer“ fuer einen Proceedingsband war … das war noch bevor ich ein Diplom hatte.
In diesem Fall weisz ich, dass die Arbeit ordentlich ist, eben weil ich mit den Leuten zusammengearbeitet habe.

– Ein echter, peer-reviewed Artikel mit dem Titel „Embedded optical fibres for monitoring pressurization and impact of filament wound cylinders“ … *hust*

Bei den obigen Sachen bin ich mir nicht sicher ob ich die Zitierungen auch bekommen haette, wenn die involvierten Personen nicht mit mir zusammengearbeitet haetten. Deswegen habe ich die separat betrachtet.
Nun folgen „richtige“ Zitierungen.
– Zunaechst ein weiteres Proceedings“paper“ (also nicht wirklich wichtig) mit dem Titel „Large strain measurement method based on dynamic reference in distrbuted optical fiber“. Zu diesem finde ich nix weiter, nicht mal einen Link zu einer geschlossenen Zeitschrift.

Alle Artikel die folgen sind „echte“, peer-reviewed, Artikel in anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften.

– Als Erstes drei separate Artikel von (im wesentlichen) den gleichen Autoren.
1.: Expanding the range of the resolvable strain from distributed fiber optic sensors using a local adaptive reference approach … ich fand das nicht in freier Form :(
2.: Graphical Optimization of Spectral Shift Reconstructions for Optical Backscatter Reflectometry
3.: An Adaptive Reference Scheme to Extend the Functional Range of Optical Backscatter Reflectometry in Extreme Environments … *hust*
Leider scheinen die (Haupt)Autoren mit Kernkraft in Verbindung zu stehen … *seufz*.

Hier møchte ich einschieben, dass ’ne Zitierung laengst nicht bedeutet, dass die Autoren den Artikel auch wirklich gelesen, oder sogar verstanden haben. Manchmal Oft braucht man halt noch ’n Zitat fuer etwas das man macht, einfach um den Reviewern zu zeigen, dass man sich das besagte etwas nicht aus der losen Luft ausgedacht hat … selbst (oder gerade) dann, wenn man es sich aus der losen Luft ausgedacht hat. Der erste Artikel dieser Autoren macht ein bisschen diesen Eindruck, weil die auch eine optische Fiber in Epoxy gelegt haben. Andererseits werde ich im zweiten Artikel mehrfach erwaehnt und sogar in den richtigen Zusammenhaengen.

Apropos zweiter Artikel; die Autoren schreiben:

Previous studies have utilized […], human input emulation [my paper] to interact with commercial analysis software […]

Ja, das ist vøllig korrekt … ich habe einen Auto Clicker programmiert … aber so wie die das schreiben klingt es natuerlich deutlich beeindruckender … tihihi

Im dritten Artikel weisen die Autoren auf einen Nachteil meiner Methode hin. Dieser Nachteil kann leicht umgangen werden. Ich erwaehnte das aber nicht explizit, weil ich dachte, dass das klar ist und aus dem grundlegenden Prinzip folgt. So kann man sich taeuschen. Andererseits ist’s auch vøllig normal, dass man die Nachteile der Methoden anderer Wissenschaftler „grøszer“ macht als diese eigentlich sind. Einfach um die eigene Sache in ein besseres Licht zu stellen.
Dann schreiben sie aber auch:

To resolve spectral shifts beyond the range of a static reference measurement, a running reference approach has recently been proposed and used to successfully resolve large strains in optical fibers that were embedded in a hardening epoxy [my paper].

„Beyond“ hørt sich so nach „To boldly go where no one has gone before“ an … toll wa! Was ich alles zustande bringe :)

– Dann habe ich „A Review of Recent Distributed Optical Fiber Sensors Applications for Civil Engineering Structural Health Monitoring„. Witzig ist diese Stelle:

In […] [my paper], a novel post-processing methodology was introduced as a solution to the issue of “meaningless results” […]. […] the new data analysis method [was] baptized “running reference analysis method” […].

Da hab ich also was getauft … tihihi

Dieser Artikel ist uebrigens der Idealfall. Meine Methode wird als (gute) Løsung zu einem (relativ) weit verbreiteten Problem erkannt. Leider ist es ein Review und somit keine neue Forschung, in der meine Methode zur Anwendung kommt. Leider deswegen, weil es durchaus normal ist, dass spaetere Forscher dann nicht die originalen Verøffentlichungen, sondern dieses Review zitieren … *seufz*

– Weiter geht’s mit „A Sensitive and Fast Fiber Bragg Grating-Based Investigation of the Biomechanical Dynamics of In Vitro Spinal Cord Injuries„.
AAAGHGHAGRHGHGAHGRHA!!! DIE *piep* SCHREIBEN MEINEN NAMEN FALSCH!!!!
Lustig: das ist was ueber Rueckgratverletzungen. Weniger lustig: das macht den Eindruck, dass ich nur zitiert werde um die Literaturliste aufzumotzen (siehe oben) … *seufz*. Andererseits ist’s ja schøn, dass ich und nicht wer anders zitiert wird.

– Ganz toll ist „Monitoring of type IV composite pressure vessels with multilayer fully integrated optical fiber based distributed strain sensing„, denn die haben _meine_ Methode auch wirklich und erfolgreich angewendet:

A good correlation between measurement and reference spectrum reduces noise. Therefore, data analysis was performed applying the running reference method described in [my paper].

*stolz auf mich selbst sei*

– Leider kann ich nix weiter zu „In situ measurement of phase transformations and residual stress evolution during welding using spatially distributed fiber-optic strain sensors“ finden.
Auszerdem scheinen die Autoren mit den oben erwaehnten Kernkraftforschern in Verbindung zu stehen … *seufz*

– Der Artikel mit dem Titel „Performance Investigation of OFDR Sensing System With a Wide Strain Measurement Range“ … *hust* … hinterlaeszt einen schlechten Beigeschmack.
Das liegt aber nicht am Artikel selbst. Ein wirkliches Problem mit meiner Methode wird dargstellt. Aber auf mich machte es den Eindruck, als ob die Autoren meinen Artikel gelesen haben und dann bemerkten: „Well, shit, someone has solved our problem already“ … das weisz ich natuerlich, weil ich selbst auch schon in solchen Situationen war.
Wieauchimmer, was sie sagen stimmt, aber das liegt daran, dass ich niemals Zugang zu den Rohdaten habe. VERFICKTE PROPRIETAERE SOFTWARE! Deswegen musste ich eine pragmatische Løsung finden. Und darueber „schimpfen“ die Autoren.
Mir schien beim Lesen auch, dass die Autoren (anders als ich) die Rohdaten zur Verfuegung hatten, denn sie implementieren (und publizieren) einen Algorithmus den ich mir damals fast genauso auch ueberlegt hatte (so weit ich mich erinnern kann). Den ich aber nie zur Anwendung bringen konnte, eben weil ich die Rohdaten nicht hatte … verdammt!

– Der Artikel mit dem Titel „Guidelines on Composite Flexible Risers: Monitoring Techniques and Design Approaches“ regte mich dann doch auf. Ja, ich werde im richtigen Zusammenhang zitiert aber die grosze Errungenschaft meiner Methode wird indirekt einem der oben erwaehnten (ehemaligen) Kollegen zugeschrieben. Sicherlich, der hat meine Methode erfolgreich in dem fuer die Autoren wichtigen Zusammenhang benutzt; aber mein Verstaendnis ist, dass ich die allerersten Referenzen finde und diese dann richtig zitiere. Im Wesentlichen ist dies das gleiche Problem, was ich schon zu dem Reviewartikel schrieb. Da kann ich leider nix machen und ist natuerlich auch nicht Schuld meines Kollegen. Aber aufregen tut es mich trotzdem. … … … und wenn ich mal drueber nachdenke, dann stellt sich die Frage, ob ich ueberhaupt zitiert worden waere, wenn meine Kollegen nicht meine Methode benutzt haetten … mhmmm.

– Als Letztes fuer heute: „Generalized Cross-Correlation Strain Demodulation Method Based on Local Similar Spectral Scanning„.
Toll ist, dass ich auch vier Jahre spaeter noch zitiert werde. Denn meistens wird man (wenn ueberhaupt) im ersten Jahr nach der Verøffentlichung zitiert (und dann nicht mehr).
Nicht so toll ist, dass die Autoren meine Methode schlecht reden auf eine Art und Weise die falsch ist:

[…] the measurement range of this method is still small […]

Damit meinen, dass man nur ein paar sogenannte microstrain (die Maszeinheit bei diesen Messungen) messen kann. Und das ist vøllig falsch! In meinem Artikel zeige ich die erfolgreiche Messung von 17-tausend (!) Microstrain. Das ist mitnichten „small“. Und dies trotz extrem widriger Messumstaende.
Die Schuhe zog es mir dann aber aus, als ich die Ergebnisse ihrer eigenen Methode sah. Der høchste gezeigte Wert liegt bei 4000 microstrain. Das ist vier mal weniger als das was ich geschafft habe. Und die hatten sehr gute Messbedingungen!
Klar, deren Methode mag schneller sein und weniger Messungen erfordern, aber die falsche Art und Weise wie meine Methode durch den „Schmutz gezogen“ wird ist ja wohl mal komplett daneben! Andere Wissenschaftler die diesen Artikel lesen, nehmen das fuer bare Muenze und benutzen dann nicht meine Methode, selbst wenn diese besser waere.

Najut … an dieser Stelle verschiebe ich die Schau auf meine anderen beiden Artikel auf zukuenftige Beitraege. Es ist schlieszlich mein Geburtstag und da will ich mich nicht aufregen

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