Kaum erwaehnt man’s mal, schon hørt man das oben erwaehnte Geblubber schon wieder.

Aber zunaechst, wieder ohne weiter darauf einzugehen, das fuer diese Artikelkategorie obligatorische Bild.

Venus

Aber was meine ich denn nun eigentlich?

Ich meine ganz im Allgemeinen die sog. „Frankfurter Erklärung zur Gleichstellungspolitik“. Kein Link an dieser Stelle. Denn die Erklaerung selber habe ich nicht gelesen. Aber wer sucht, der findet den Mist sicher selber. Bestimmt war das auch ganz grosz in den etablierten Medien. So von wegen „Endlich traut sich mal wer das zu sagen“.

Was ich aber gelesen habe, ist ein Interview, welches im Zuge dieses Propagandastreiches, mit dem Initiator eben dieses Geblubbers gefuehrt wurde.

Was der da so von sich gibt, hørt sich ja erstmal ganz vernuenftig an. So wie sich ja auch „Raucher sollen fuer die raucherspezifischen Krankheitskosten selber aufkommen“ vernuenftig anhørt (bis man „Raucher“ mal mit „Extremsportler“ oder „Couchpotato“ oder gerne auch „ungewollt schwangere Frau“ ersetzt).

Deswegen nehme ich dies hier mal etwas genauer unter die Lupe.

Zunaechst møchte ich auf den Anfang einer suggestiven Frage eingehen:

Ihre Forderung lautet: Qualifikation statt Quote. […]

Das ist der Bullshit, von dem ich auch in dem ganz oben verlinkten Artikel sprach. Es ist doch laengst gezeigt (wenn auch nur im akademischen Bereich), dass bestimmte Masznahmen genau dieses Prinzip verwirklichen. Muss man die nur mal umsetzen.

Man beachte aber bitte, was auszerdem hinter diesem so schøn einpraegsamen, und schnell dem „linken Spinner“ hingeknallten, Satz auch noch liegt. Wieder mal ist es dieses unsaegliche, sehr gefaehrliche und die Gesellschaft zerstørende Leistungsprinzip! Wer Leistung zeigt soll auch dafuer belohnt werden und die faulen Schweine sind doch selber Schuld, wenn sie nicht beførdert werden. Dabei vøllig ignorant gewisser, unserer Gesellschaft zugrundeliegende, ungeheurliche Prinzipien, welche Frauen (oder Schwule, oder „linke Spinner“ etc.) ganz im Allgemeinen benachteiligen.

Die Antwort geht dann ebenso widerlich los:

Das Prinzip der Bestenauslese ist gesellschaftlich […] wünschenswert […]

Sozialdarwinismus par excellence. (Das tut mir im Herzen weh, das zu schreiben. Denn was Darwin schrieb, hat mit dem, was hinter diesem Begriff steht, ueberhaupt nichts zu tun. Soweit ich weisz, hat er sich Zeit seines Lebens auch immer dagegen gewehrt, dass seine Thesen derart falsch interpretiert werden.)

Aber genau DIES ist im Allgemeinen eine absolut FALSCHE Aussage (auch wenn sie sich (s.o.) erstmal total logisch anhørt).

Zum Einen, weil die Frage „was oder wer ist denn das/der Beste“ im Prinzip nicht beantwortbar ist. Ist es die gefaehrliche Merkel? Millionen Deutsche wuerden da sicherlich zustimmen. Oder Michael Phelps? Der kann doch so gut denken. Oder Albert Einstein? Die Nazis hatten da anno 1933 etwas andere Vorstellungen. Oder der ehemalige Papst Ratzinger? Oder ueberhaupt jemand, der einmal pro Woche in die Kirche geht? Oder der Chef von Kraft Foods? Etc. pp.
Wie man sieht ist „der/das Beste“ IMMER ideologisch gepraegt. Und die immer noch vorherrschenden Ideologien sind echt unertraeglich und (nachweislich) schlecht fuer die Entwicklung der Menschheit.
Fuer eine Gesellschaft wuenschenswert ist eine (vernuenftige) Mischung aus ALLEN „Ideen“ und Ansichten! Und dazu zaehlen auch die Ansichten des Tischlers mit Hauptschulabschluss oder der Arbeitslosen mit Diplom. Ansonsten geschieht naemlich groszes Unrecht. So wie es den Hartz-IV Opfern, u.a. aufgrund eben dieses Leistungsprinzips, geschieht,.
Letztlich bleibt aber auch hierbei immer noch das Problem „vernuenftig“ zu definieren. Ich denke aber, dass meine Leserschaft versteht, worauf ich hinaus will.

Zum Zweiten sind Menschen keine Giraffen. Es „gewinnt“ also nicht die mit dem laengsten Hals, den Kampf ums Ueberleben.
Wir Menschen und insb. unsere Gesellschaft(en) haben diesen „Prinzip“ vor langer Zeit hinter hinter uns gelassen und sogar aktiv (und erfolgreich) dagegen gekaempft. Stichworte dazu sind bspw. „Alters- und Krankenversicherung“, „Krebstherapien“, „Schulen“ (und „allgemeine Bildung“), „Museen fuer moderne Kunst“, „Popmusik“ (die ja meist nun wirklich nicht als „Crème de la Crème“ der Musikbranche gesehen werden kann) etc. pp.

Gleich im Anschluss wird dann auf widerlichste Art und Weise versucht, das lobenswerte Herangehen an ein massives gesellschaftliches Problem herab zu wuerdigen:

[…] und sinnvoll wie das Prinzip der Vermeidung von Korruption. Kann und soll man aber, nur weil Korruption faktisch stattfindet, schon das Prinzip aufgeben, und somit, nur weil man nicht realitätsfremd sein möchte, zu allgemeiner Korruption übergehen?

Wie alles ist sicherlich auch die Politik, gegen die dieses Geblubber gerichtet, kritikwuerdig. Aber die hierbei benutzte Sprache bewirkt, dass bestimmte Verbindungen und Bilder im Kopf entstehen. Und genau deswegen bezeichne ich es als Propaganda.
Ich schrieb dazu (vom „anderen Standpunkt“ aus) schon mal was drueber.
Was ich sagen will: dieser Sprachgebrauch in solche einem Zusammenhang ist durchaus normal. Ich mache das ja auch. Aber man møge doch bitte drauf achten und es als das entlarven, was es ist: die bereits mehrfach erwaehnte Propaganda.
Betrachten wir dieses „Bild“ der Korruption noch ein wenig laenger. Die Frage ist doch, wer von der diesbezueglich vorherrschenden „Korruption“ (also das was es zu „bekaempfen“ gilt) am meisten profitiert? Das sind Maenner. Damit ist die „Konsequenz“ die in diesem Konstrukt gezogen wird (Frauenqote = „allgemeine Korruption“) sogar innerhalb des selbstgewaehlten Bildes falsch. Denn eigentlich werden Maenner doch (angeblich) durch diese Politik benachteiligt! Die „Korruption“ wird also bekaempft.

Aber nun weiter im Text

Durch proporzorientierte Personalauswahl kommen nicht wenige unterqualifizierte Personen in Ämter, denen sie nicht gewachsen sind und an denen sie dann scheitern, oder in denen sie fortlaufend Schlechtleistungen erbringen.

Zwei Sachen sind daran auffaellig.
Zum Einen, die Aneinanderreihung von noch einem und noch einem und noch einem negativ konnotierten Wort. „Unterqualifizierte Personen“ haette doch vøllig gereicht.
Aber man will ja sicher gehen, dass in der ganzen Debatte auch „das Richtige“ haengen bleibt: Versuche zur Løsung der Diskriminierung der Frauen (und nicht nur der) sind schlecht, schlecht, schlecht … auch fuer dich der du dies liest!
Zum Anderen das deutlich auffaelligere „nicht wenige“. Haeh? Da muessen dann sofort (!) die folgenden Frage kommen:
– Na nenn mal KONKRETE Zahlen! Einer von Zehn? Einer von Tausend?
– Wie viele solcher Faelle kennst du denn persønlich? Und wie viele Arbeiter kennst du denn insgesamt? „Nicht wenige“ sind also wie viele „Prozent“ davon?
– Und etwas spezifischer auf die Problemstellung: Und wie viele unqualifizierte Maenner kennst du in solchen Aemtern?
„Nicht wenige“ erzeugt das Bild von „vielen“! Wobei es in Wirklichkeit eben gerade doch SEHR wenige sind, auf die diese Aussage zutreffen wuerde.
Aber „nicht wenige“ laeszt sich so gut nachplappern. Die hier gestellten Fragen sollen helfen, den Realitaetsrahmen wieder herzustellen.

Dann lesen wir schon wieder:

[…] gesellschaftlich sinnvollen Leistungsprinzip […]

Steter Tropfen høhlt den Stein, oder wie?
Leider stimmt dies :( .
Aber was ist denn dann mit Krankenhaeusern? Nur noch die „lukrativen“ Krankenheiten behandeln? Oh warte … das geschieht ja laengst. Privatisierung sei Dank.
Oder mit dem øffentlichen Transport? Blosz noch die sich lohnenden Bussstrecken fahren lassen und nur noch, wenn viele fahren (also Morgens und Abends)? Na ja, das wuerde dann ja immerhin der Autoindustrie zugute kommen. Ist doch auch was Feines, nicht wahr.

Das Leistungsprinzip auf eine gesamte Gesellschaft angewandt ist Bullshit, wie er perfekt ins neoliberale Weltbild passt.
Kønnt ihr, meine lieben Leser, euch fuer die Zukunft merken. Wenn jemand sowas heraus blubbert, dann wird der Rest høchstwahrscheinlich auch Propaganda sein.

Dann kommt was Lustiges:

Unternehmen sind in unserer Gesellschaft Organisationen zur Erwirtschaftung von Gewinnen. [Anm.: das war jetzt noch nicht das Lustige. Das kommt jetzt erst] Das Profitmotiv sorgt in der Tendenz recht zuverlässig dafür, dass genau diejenigen Personen gesucht, eingestellt und befördert werden, von denen erwartet wird, dass durch sie die Gewinnziele erreicht werden.

HAHAHA … Ich lach mich kaputt! Chefs die keine Ahnung haben (oder auch andere Mitarbeiter) gibt es vermutlich nur in meiner Fantasie.

Man beachte hierbei, wie etwas Gutes (Profite) mit der Agenda dieses Geblubbers verknuepft wird. Also der umgekehrte Fall zur „Korruption“ weiter oben.

Und dann kommt ein viel zu oft gehørtes Statement:

[…] Quotenforderungen werden allerdings offensichtlich entgegen dieser betriebswirtschaftlichen Logik vorgetragen […]

„Betriebswirtschaftliche Logik“ … WHUT? Eine Gesellschaft (und auf diese ist eine derartige Politik ausgerichtet) ist KEINE Fabrik!
Somit ist auch dieser Punkt unzulaessig.

Nun soll aber mal Schluss sein, mit dem ganzen Metaphern. Es muss endlich mal Klartext geredet werden:

Die Gleichstellungspolitik schadet unmittelbar vor allem den Männern, weil sie trotz intensiven beruflichen Engagements bei Beförderungen nicht nach dem Merkmal der Leistung, sondern nach dem Merkmal des Geschlechts übergangen und damit dauerhaft demotiviert werden.

Da ich ja bereits in dem ganz oben verlinkten Artikel schrieb, dass diese Aussage ganz im Allgemeinen nicht der Wahrheit entspricht, møchte ich dazu lieber das Folgende sagen.

Na ist doch SUPER! Dann haben Maenner endlich mal einen Grund, NICHT nur zu racken, sondern sich auch mal um die Kinder zu kuemmern!

Und weiter im Klartext:

Die Gleichstellungspolitik diskriminiert ferner diejenigen Frauen, die ihre Positionen allein durch ihre eigene Qualifikation und Leistung erreicht haben, und die jetzt erleben müssen, dass andere Frauen durch Gleichstellungspolitik ohne Ansehen ihrer Leistung beruflich aufsteigen können und an ihnen vorbeiziehen.

Zum Inhalt der Aussage sage ich wieder nichts, da diese ja laengst widerlegt ist (s.o.). Aber schauen wir uns diese Aussage doch mal an. Was steckt da eigentlich drin?

Zum Einen wieder dieses unsaegliche Leistungsprinzip und dass die faulen Schweine doch bitte unter gar keinen Umstaenden besser behandelt werden duerfen, als man selber.
Zum Anderen bekommt man den Eindruck, dass durch diese Politik jetzt nur noch „Versager“ beførdert werden.
Und zum Letzten der widerliche Versuch, die Frauen auch noch gegen einander aufzuhetzen. Ich muss leider davon ausgehen, dass dies erfolgreich sein wird. Wie oft hørt man denn von erfolgreichen Frauen so Sachen wie bspw. „Ich will NICHT durch eine Quote einen Jobb bekommen.“ Gemeint als „ICH habe Leistung gezeigt und DAS waere unter meiner Wuerde (innerhalb der Praemissen des Leistungsprinzips)“. Natuerlich will das keiner, aber DARUM geht das doch gar nicht.
Hetze, die am eigentlichen Thema, der Beseitigung himmelsschreiender Missstaende, vorbei geht, aber trotzdem sehr erfolgreich ist.

Das direkt im Anschluss an diesen Satz folgende:

Gerade die Frauen, die sich unter dem Leistungsprinzip bewährt haben […]

zeigt, dass die Frauen, die nach DEREN Regeln spielen, umworben werden. Dies, um fuer die Sache der Schreiber dieses Pamphletes zu „arbeiten“. Und somit eigentlich gegen ihre eigenen ureigensten Interessen.

Und nun kommt das absolut Geilste dieses Interviews. Es zeigt eigentlich sehr viel ueber die Verfasser UND das Verfasste. Leider passt es nur zu gut in das Weltbild all zu vieler Rezipienten dieses Geschmieres, so dass es denen gar nicht auffaellt, wie hirnrissig das ist. Aber genug der Ankuendigung; das Zitat:

[…] die wenig bekannte, praktisch mehr oder weniger geheime […] Strategie des „feministischen Entrismus“. Diese sehr erfolgreiche und anscheinend gut koordinierte Unterwanderung [der Parteien, Gewerkschaften, Stiftungen etc.] […]

Als ich das las, bin ich in Gelaechter ausgebrochen.

NATUERLICH! Das erklaert es doch! Dies ist alles eine Verschwørung gegen die Maenner! Juden, Freimaurer, Illuminaten … und nun ist endlich erwiesen, dass auch die Frauen in diesen Kreis gehøren. Klingt doch total plausibel, nicht wahr!
Wie bereits geschrieben, sollte dies alles darueber sagen, was von dieser sog. „Frankfurter Erklaerung“ zu halten ist.

Aber das Interview ist noch nicht vorbei. Also noch mehr Propaganda; wie gesagt: steter Tropfen høhlt den Stein.

Jedem Mann und jeder Frau stehen grundsätzlich jegliche Bildungs-, Berufs- und Entwicklungsmöglichkeiten offen. Diese Freiheit in solcher oder anderer Weise zu nutzen, ist jedem Mann und jeder Frau selbst überlassen

Auch hier wieder: mit der Realitaet nicht in Einklag zu bringendes, neoliberales Geschwafel. Die tatsaechlichen Zustaende kommen in diesem Weltbild nicht vor.
Wer arm ist, bleibt arm. So sieht es naemlich aus. Und da ist’s dann auch Essig mit von wegen „Freiheit nutzen“. Aber ich denke, dass meine geehrte Leserschaft dies weisz.

An diesem Zitat faellt mir uebrigens das Folgende auf. Ein Redakteur, holt ja gern bestimmte Textpassagen aus dem Text „heraus“, fuer irgendwie geartete „Zwischenueberschriften“. Dies ueblicherweise, um einen gewissen Standpunkt besonders hervor zu heben. Meist, weil es „auf Linie dessen liegt“ was bspw. die Zeitung vertritt.
Interessant ist, das ich gerade dies zitiere und der Laecherlichkeit preis gebe.
Dies zeigt deutlich, denke ich, was von dieser Webseite i.A. zu halten ist.

Aber weiter und weil es so fuer Unterhaltung beim Leser (mir, deswegen maskulin) sorgte, nochmals die Verschwørung:

Wer der oben erläuterten Täuschung erliegt, […] der wird, […] guten Glaubens der feministischen Interessenpolitik auf den Leim gehen.

Ich wusste es! Wir sind im Netz der Illuminaten … oh pardon … der Frauen, gefangen!

Und als abschlieszendes Zitat dann doch noch „echte“ Zahlen, møge jeder selbst die Glaubwuerdigkeit der Quellen bezweifeln.

Nach einer FOCUS-Umfrage lehnt die Mehrheit der Deutschen eine gesetzliche Frauenquote ab. 52 Prozent sagen Nein, gegenüber 44 Prozent, die eine Einführung befürworten würden.

Spaeter wird dann auch noch, der fuer Qualitaetsjournalismus besonders bekannte, „Nachrichten“sender N24 erwaehnt.

Dazu sei nur zu sagen:
52%, das sieht so aus, als ob die Haelfte der befragten Maenner waren. Das waere dann die Umkehrung des weisen Spruches: „Frag die Frøsche, ob sie ’n Teich wollen.“

Nun sei es genug.

Es sei nur noch kurz erwaehnt, dass der Interviewte von sich selbst behauptet, dass er „links“ waere.
Ich frage mich, wie Leuten, die derart offensichtliche, neoliberale Propaganda predigen, so etwas von sich behaupten møgen. Und dies ohne in schallendes Gelaechter auszubrechen (von wegen „guter Witz den ich da gemacht habe“) oder in der Klapsmuehle zu sein.

Ganz zum Schluss møchte ich noch etwas zu einem sehr allgemeinem, im speziellen nicht angesprochenen, Thema dieses ganzen Themenkomplexes sagen.

Das herrschende Patriarchat darf kein Matriarchat werden! … … … .oO(Mhm? Wieso denn eigentlich nicht … oh ich schweife ab) … … …WIR muessen vielmehr, durch unsere alltaeglichen und weniger alltaeglichen Handlungen, darauf hinarbeiten, dass eine Gesellschaft in der NIEMAND diskriminiert wird, nicht mehr wie der Traum eines „linken Spinners“ erscheint.

Leave a Reply