Ueber Weihnachten hatte ich so ein paar Erlebnisse und Gespraeche. Zum Einen gaben die mir sehr viel Mut und Kraft, vor allem auf dem 29C3. Zum Anderen aber fuehrten diese auch mehrfach zu Gedanken die sich wie folgt zusammenfassen lassen: „Wofuer nehme ich eigentlich die ganze Arbeit und Muehe auf mich, wenn es letztlich doch sowieso keinen interessiert und nur das gemacht wird, was momentan opportun ist?“
Innerhalb meines sozialen Habitats ist dieser Opportunismus halbwegs reflektiert. Im besten Falle kann es mit „Angst vor dem Unbekannten“, im unguenstigsten Fall mit „faulen Ausreden“ erklaert werden.
Man betrachte aber „normale Menschen“, oder gern auch „die Anderen“, denn wir (!) gehøren ja nicht wirklich dazu. Da ist das Vorhandensein eines konstruktiven Weltbilds erschreckend selten. Die Leute muessen (und sollen) nicht meiner Meinung sein, aber genau deswegen schrieb ich ja „konstruktives Weltbild“.
Man kønnte da jetzt anfangen ueber positive Freiheit (Achtung – im englischen „liberty“!) und negative Freiheit zu argumentieren. Das wuerde an dieser Stelle halbwegs passen, ist aber nicht die Intention dieses Beitrags. Zum Einen soll es nicht um das Nichteinhalten reflektierter ethischer Normen „der Anderen“ gehen und zum anderen will ich auch auf etwas ganz anderes hinaus

Deswegen zurueck zu der obigen Frage.
Fuer mich selber habe ich da eine Antwort: damit mein Weltbild und mein Handeln (und meine Ideale was das betrifft), wann immer møglich konsistent sind. Ich sag so gern, dass ich Scheinheiligkeit nicht ausstehen kann und Abweichungen von meinen Idealen gut begruendet sein muessen.

Einige Arbeiten groszer Denker (nicht nur) der Vergangeheit helfen mir sehr dabei. „Einige“ deshalb, weil ich nur so wenig lese.

Vor einiger Zeit erkannte ich, dass ich mich hinter dieser Theorie etwas vor der realen Welt zu verstecken versuche. Aber bisher klappt das fuer mich persønlich ganz gut.
Ueber die grøszten damit einhergehenden Einschraenkungen geht dieser Artikel am Ende etwas ein (falls die PDF Datei nicht einfach runtergeladen werden kann, so hab ich die und kann die verschicken bei Interesse).

„[…] people who […] correct for their „moral bias“ […] might be socially excluded by others, have a smaller social support, and the like.

Gluecklicherweise hatte ich nie so viele Freunde … sag ich da mal … aber unbekannt ist mir das nicht.
(Das Zitat wurde dem Inhalt dieses Beitrages angepasst, ohne es im Sinne zu veraendern.)

Aber auch dies ist nicht der direkte Grund fuer diesen Beitrag.

Der Grund ist vielmehr, warum ich versuche Freiheit zu førdern.

Neulich las ich einen Artikel von Richard Stallman darueber, warum „Open Source“ das Wesentliche freier Software nicht begreift.
Ich gebe zu, dass Herr Stallman durchaus kontrovers seine Ideale vertritt. Da dieser Artikel aber so schøn geschrieben ist, møchte ich diesen wesentlichen Punkt freier Software stellvertretend als Erklaerungsversuch heranziehen, warum ich mich eigentlich „immer so habe“, wenn es um das Thema Freiheit (und verwandte Themen) geht.
Zum Einen sollen die folgenden Zitaten so verstanden werden, wie sie da stehen. Zum Anderen kann aber „free Software“ ohne grosze Sinnentstellung durch andere Freiheitsbegriffe ausgetauscht werden – probiert es mal.

„[…] free software is a social movement. For the free software movement, free software is an ethical imperative, essential respect for the users‘ freedom. By contrast, the philosophy of open source considers issues in terms of how to make software “better”—in a practical sense only. It says that nonfree software is an inferior solution to the practical problem at hand. For the free software movement, however, nonfree software is a social problem, and the solution is to stop using it and move to free software.“

Das ist schonmal gut, nicht wahr. Das soziale/politische/gesellschaftliche Problem, hinter dem sonst immer stark hervorgehobenen technischen Problem, auf den Punkt gebracht.

„[…] establishing freedom in a lasting way depends above all on teaching people to value freedom.“

Und da steht es schon, der Grund, warum ich mich „immer so habe“.
Warum ich ein „verkuemmertes“ soziales Habitat in Kauf nehme. „Verkuemmert“ deswegen, weil „die Leute“ mit ’nem religionsverachtenden Anarchisten lieber nichts zu tun haben wollen, wenn der denn auch „Farbe bekennt“ und dies sogar zu begruenden weisz und Argumente gegen die ueblichen reflexhaften „Einwaende“ hat. Wobei dies natuerlich auch mit „meiner Art und Weise“ zu tun hat. Das gebe ich zu und da arbeite ich dran.

Es geht aber noch weiter.
Der oben erwaehnte Opportunismus wird ja oft als solcher nicht erkannt. Oder aber der Gedanke, dass dies opportunistisches Verhalten ist, wird abgelehnt aus oft scheinbar ganz praktischen Gruenden. Unter anderem deswegen ist ja mein Verhalten nicht so akzeptiert.
Auch darueber findet sich in dem Artikel ein schønes Analogon.

„[…] proprietary software [can be] a program that is powerful and reliable […].

[An] open source enthusiast […] will say, “I am surprised you were able to make the program work so well without using [the open source] development model, but you did. How can I get a copy?” [Anm.: Es ist opportun das zu benutzen, denn das Programm ist doch so toll.]

The free software activist will say, “Your program is very attractive, but I value my freedom more. So I reject your program. Instead I will support a project to develop a free replacement.” If we value our freedom, we can act to maintain and defend it.

Das Fettgedruckte ist ein schøner Abschluss fuer diesen Beitrag und deswegen lass ich dies jetzt (beinahe) ohne weitere Kommentare einfach so stehen.
Nur eins noch; dieser Beitrag ist vermutlich (wie so oft) etwas verwirrend. Was ich eigentlich sagen wollte, steht in den Zitaten. Deswegen ist es møglicherweise sinnvoll, diese nochmal ohne all das Geschriebene drum herum zu lesen.

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