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Hier schrieb ich einen laengeren Beitrag darueber, wie Parasiten das Verhalten ihrer Wirte beeinflussen (kønnten) und wie das Gehirn im Laufe der Evolution mehr und mehr Schutzmechanismen dagegen entwickelte.

Hier wiederum schrieb ich vor laengerer Zeit, dass manche Menschen sich bewusst Wuermer „zulegen“, weil die ja ueber Millionen Jahre sowieso immer im Darm praesent waren und unser Immunsystem darauf eingestellt ist.
In dem Beitrag erwaehne ich auch Faekalientransplantate ging aber nicht weiter drauf ein. Ein solches veraendert offensichtlich die Art (?) der Darmbakterien, was positive gesundheitliche Einfluesse nach sich ziehen kann. Der ganze Prozess ist natuerlich von etlichen Parametern abhaengig und man kann vermutlich nicht einfach irgendwelche Faekalien transplantieren.

Wieauchimmer, man fand heraus … der Link geht nicht zum Originalartikel, aber zu einem Artikel, der den auf verstaendliche Art und Weise bespricht … wo war ich? … ach ja, man fand heraus, dass Darmbakterien nicht nur bei der Verdauung helfen. Mehr oder weniger direkt wird die Nahrungsaufnahme gesteuert, indem die olfaktorischen Chemorezeptoren (vulgo: der Riechsinn) von den Bakterien beeinflusst werden. Und deswegen werden bevorzugt Sachen konsumiert, die der ganz speziellen Art von Baktieren zu gute kommen.

Zugegeben, das hat man bisher nur bei Fliegen nachgewiesen. Aber das waere ein Manipulation die ich mir auch beim Menschen vorstellen kønnte. Denn diese Art von Manipulation benøtigt keinen direkten Zugang zum Gehirn, was die Sache deutlich einfacher macht. Und weil sie bei der Verdauung helfen greift das Immunsystem die auch nicht an.

Falls dem so ist, haette das weitreichende Konsequenzen bzgl. sehr sehr vieler Krankheiten die unsere (nicht nur westliche) Gesellschaft plagen. Falls das zutrifft, kønnte auf diesem Gebiet mit verdammt wenig Aufwand krass viel Leid verringert und immense Kosten gespart werden. Und das gilt selbst dann noch, wenn dies nur 10% der Variation in der zu sich genommenen Nahrung erklaeren wuerde.

Und deswegen lohnt es sich, sich ueber Parasiten Gedanken zu machen.

… dann meine ich sowas hier: click.

Natuerlich angewandt auf selbstfahrende Autos und optimialisierende Algorithmen die den Verkehrsfluss steuern.
Mit Verkehrsfluss ist so ziemlich alles gemeint, was sich regelmaeszig (mal mehr mal weniger) in (irgendwie gearteter) Bewegung befindet.
Die Bestellung neuer Beutel fuer die Teeshopkette? Zeug, dass sich regelmaeszig „in Bewegung“ befindet. Die Erneuerung der Rezepte fuer chronische Krankheiten aller Patienten eines Doktors? Zeug, dass sich regelmaeszig „in Bewegung“ befindet. Umleitung des Stroms vom lokalen Erzeuger dahin wo dieser gebraucht wird? Das wird schon seit Jahren „SmartGrid“ genannt, ist aber im Grunde Zeug, dass sich regelmaeszig „in Bewegung“ befindet und somit von Robotern optimiert und ausgefuehrt werden kann.

Ist das neu? Nope, mitnichten! Das ist Teil der Science Fiction seit Jahrzehnten.

Aber all solche Sachen sind (mehr oder weniger) unsichtbar und kommen nicht mit menschenaehnlichen Metallhuellen daher.
Dies, so denke ich, ist ein weiterer Grund, warum die Roboter unaufhaltbar sind. Metallwesen in Menschenform (oder nur der Arm mit dem Schweiszgeraet dran) kønnen sich die Leute vorstellen und sind (mehr oder weniger) dagegen … aus welchen Gruenden auch immer. Aber das ist nicht die Masse der Roboter, die von Menschen ausgefuehrte Arbeit ueberfluessig machen werden. Das ist alles mehr oder weniger unsichtbar (siehe oben) und das wird dann (zum Glueck) nicht als Gefahr gesehen.

Spannend wird es leider zu sehen, wie wir (als Gesellschaft) damit umgehen werden.

Aber das ist ja eigentlich nix Neues. Das hab ich hier schon sehr oft erwaehnt. Ich wollte nur mal das wo oben drauf geklickt werden soll vorstellen und es kam mir so doof vor, dass das nur ein Satz war :P .

Inferenz ist eine Technik die wir staendig und immerzu gebrauchen denn bedeutet dieses Wort doch eigentlich nur Schlussfolgerung. Hørt sich einfach an, ist aber im Allgemeinen urst komplex und kompliziert.
Einfach ist es, wenn aus A = B und C = A gefolgert wird, dass C = B ist.
Im alltaeglichen Gebrauch ist es, wenn die Kollegen fragen ob es regnet, wenn man mit nassen Sachen ins Buero kommt, wohlwissend, dass es regnet. Hier schlussfolgert die nasse Person, dass es gar nicht um den Regen an sich geht, sondern dass besagte Kollegen nur Mitgfuehl mit der Situation zeigen.
Kompliziert wird es, wenn ich sage, dass ich gegen alles bin wofuer Trump, Brexit, die AfD, etc. pp. stehen, ich aber auch verstehe (bis zu einem gewissen Grad) warum viele Menschen diese Entscheidungen treffen. Aus dem Verstehen folgt nicht, dass ich das gutheisze und ich finde trotzdem, dass das schlecht informierte und letztlich (denk)faule Entscheidungen sind.
Nun nehme ich an, dass ihr meine lieben Leserinnen und Leser das letzte Beispiel gar nicht so kompliziert findet. Deswegen verweise ich an dieser Stelle wieder einmal auf einen aelteren Beitrag und dem dort verlinkten Artikel fuer etwas wirklich Kompliziertes.

Und damit bin ich dann auch schon beim „Abstand“ angelangt.
Eine Verschwørungstheoretikerin erklaert sich die Welt auf ihre Art und Weise und das ist total sinnvoll fuer sie. Aber zwischen ihrem Weltbild und meinem Weltbild liegen hunderte, mglw. tausende inferenzieller Schritte, die ich nicht „gegangen“ bin (und umgekehrt). Ich komme dann mit meinem (!) Wissen daher und das wirkt auf sie herablassend. Sie kommt mit ihrem Quatsch daher und das einzige wozu ich im Stande bin, ist mich drueber lustig zu machen.
Dies kommt auch im Gebrauch des Wortes „Quatsch“ zum Ausdruck kommt. Gleichzeitig versteht ihr, meine lieben Leser und Leserinnen, sofort was ich mit „Quatsch“ meine. Denn der inerenzielle Abstand zwischen meinem und eurem Weltbild ist deutlich geringer. Deswegen muss ich nicht immer alles haarklein darlegen, sondern kann besagtes Weltbild und alles Wissen was dazu gehørt in nur drei Wørter (anstatt ganze Buecher) packen: „Verschørungstheorien sind Quatsch“. Siehe auch hier (wenn auch nicht direkt).
Aber halt, aber halt … dann war da doch noch Edward Snowden und Chelsea Manning und viele andere! Wie kann ich diese drei Wørter sagen und gleichzeitig Wissen, dass viele der frueheren Verschwørungstheorien vøllig richtig lagen? Ich sagte ja, dass das kompliziert ist.

Ein anderes Beispiel waere Polizeigewalt und rechtsradikales Gedankengut in Reihen der Polizei. Frueher sagte ich immer: gibt’s nicht und wenn doch, dann wird da schon irgenwas gewesen sein. Ueber die Jahren bin ich mir dann immer mehr solcher Vorfaelle bewusst geworden. Das waren viele inferenzielle Schritte die ich gehen musste, um zu meiner heutigen Meinung zu gelangangen, dass Beides leider Usus ist, auch wenn die Mehrzahl der Polizisten eine gute Arbeit machen.

Der Punkt ist, dass ich die Brexitanhaenger, die Verschwørungstheoretikerin oder mein frueheres ich nicht einfach so mit Argumenten ueberzeugen kann :( . Denn die Argumente kommen ja aus meinem jetzigen Wissensstand und dazwischen ist ein gigantischer Abstand der nur durch das selber gehen aller Schritte ueberwunden werden kann.
Das ist total problematisch in Diskussionen. Ich will ja eben vieles in kurzen Wørtern (bspw. „Quatsch“ oder „Klimakatastrophe“ oder „Privatsphaere“ oder „etc. pp.“ etc. pp) zusammen fassen, damit man ueber die Løsung diskutieren kann. Leider muss man aber immer wieder beim „Urschleim“ anfangen und das ist frustrierend und kraeftezehrend.

Und hier crasht dann wieder ein modernes Weltbild mit der Realitaet. Modern im Sinne dessen, dass es EINE Wahrheit gibt. Ironisch ist, dass beide alle Seiten in solchen Sachen die Wahrheit fuer sich beanspruchen. Da hilft es sehr, dass ich mir die letzten Jahre eine postmoderne Sichtweise zugelegt habe. Dadurch gelingt es mir viel eher eine Weltsicht zu akzeptieren, die total weit von meiner entfernt ist. Das hilft mir mein Gegenueber in Gespraechen besser zu verstehen und besagte Gespraeche verlaufen ruhiger. Auszer wenn es sich dabei um Pseudointellektuelle handelt, die von sich denken, die Weisheit mit Løffeln gefressen zu haben … die verspeise ich dann zum Fruehstueck und lasse sie im Glauben „gewonnen“ zu haben.

So … nun habe ich versucht das Konzept zu erklaeren und vermutlich ist alles genauso unklar wie frueher. Das ist wie bei dem Witz „Rekursion versteht man nur, wenn man Rekursion verstanden hat“, den man ja auch nur dann wirklich lustig findet, wenn man Rekursion verstanden hat.
Vielleicht hilft es da den Originalartikel zu lesen, von dem ich die Idee gestohlen habe.

… ist der Titel eines interessanten und schnell gelesenen National Geographic Artikels ueber Parasiten. Der ist so interessant, weil dort ganz konkrete Beispiele der hier oder hier besprochenen Parasiten und wie diese ihren Wirt beeinflussen beschrieben werden. Und das Ganze mit wirklich tollen Photos! .oO(National Geographic eben)

Selbst wenn ihr, meine lieben Leserinnen und Leser euch nicht so sehr fuer Parasiten interessiert, so erweitert das Lesen dieses Artikels dann wenigstens die Allgemeinbildung :) .

Ja, meine lieben Leserinnen und Leser, ihr habt das richtig gelesen. … Aber der Reihe nach.

Neulich las ich „The Church, intensive kinship, and global psychological variation“ von J. F. Schulz et al. in Science, 366 (6466), 2019 … verfluchter Mistscheiszdreck mit geschlossenen Journalen! … (*hust*).
Dieser Artikel war echt urst langweilig zu lesen. Aber was der Artikel zum Inhalt hatte war ganz fantastisch auf mehrere Art und Weise.

Zunaechst wurden verschiedenste historische und psychologische Datenquellen daraufhin untersucht, inwieweit das Vorhandensein der westlichen Kirche (was spaeter die rømisch, katholische Kirche wurde) ueber viele Jahrhunderte zu einigen unserer heutigen Verhaltensweisen fuehrte. DAS ist schon eine krasse Sache an und fuer sich, denn …

[…] research suggests that populations around the globe vary substantially along several psychological dimensions […].

Krass ist das, weil die benøtigten (psychologischen) Daten  ein Albtraum an unerkannten Fehlerquellen und Korrelationen sind. Dies ist dann auch der Grund warum der Artikel so voll langeilig zu lesen ist. Die allermeiste Zeit wird detailliert begruendet wie, welche Analyse warum gemacht wurde um eben diese Korrelationen und Fehler zu erkennen. Das ist URST wichtig damit man die Ergebnisse reproduzieren kann und in den allermeisten wissenschaftlichen Artikeln wird das mitnichten ordentlich gemacht. Aber es ist halt nicht wirklich spannend zu lesen.

Der Artikel konzentriert sich dann auf die Laender welche unter dem Begriff WEIRD …

Western, Educated, Industrialized, Rich, and Democratic …

… zusammengefasst werden kønnen. der Grund dafuer ist, dass dies Menschen in diesen Laendern im globalen Vergleich besonders seltsam sind … tihihi … Wortspielkasse!

Often occupying the extremes of global distributions, Western Europeans and their cultural descendants in North America and Australia tend to be more individualistic, independent, analytically minded, and impersonally prosocial (e.g., trusting of strangers) while revealing less conformity, obedience, in-group loyalty, and nepotism […].

WEIRD Laender wurden sicherlich deshalb als Untersuchungsobjekt herangezogen, weil so krass herausstechende Merkmale leichter zu untersuchen sind.
Dazu noch zwei Kommentare. Erstens, da wir mitten drin und Teil dieser Gesellschaft sind, kommt uns das mitnichten anders, besonders oder komisch vor … ist’s aber! Zweitens, das gilt selbst dann noch, wenn wir aktuelle, furchterregende Entwicklungen bspw. in den USA, Frankreich, (bald nur noch) England, etc. pp. bedenken.

Es wurde dann untersucht, inwieweit …

[…] religions have evolved in ways that shape people’s institutions, social practices, economic outcomes, and psychology […].

Das ist immer noch ein viel zu weites Feld. Man denke nur an die vielen Religionen und wie diese durch sog. Missionierungen, oder ihren Einfluss auf Schulbildung und Politik, die im Zitat erwaehnten Bereiche beeinflussen. Deswegen beschraenkten sich die Autoren darauf, inwiefern …

[…] the Western Catholic Church, primarily through its influence on marriage and family structures during the Middle Ages, had an important impact on psychological variation.

Und das ist auch genau so gemeint! In kurz wird geschaut, wie lange die westliche Kirche in bestimmten Laendern aktiv war und wie sehr dies die Psychology der Menschen bis heute beeinflusst. Und die historischen Daten enden mit der Reformation, also dem Ende des Mittelalters, waehrend die psychologischen Daten natuerlicherweise aus unserer Zeit stammen. Krass wa!

Dabei sind drei Einsichten besonders wichtig. Zunaechst ist da die Tatsache, dass gesellschaftliche Institutionen (Politik, Handel, Schule, Krankenpflege etc. pp.) welche auf der „Verwandtschaft“ (im genetischen Sinne) beruhen, die fundamentalsten aller menschlichen Instituationen sind. Das ist so wichtig, denn diese …

[…] have long been the primary framework for organizing social life in most societies […].

Genauer ist darunter das Folgende zu verstehen:

[t]hese institutions are composed of culturally transmitted norms that influence a broad range of social relationships by endowing individuals with sets of obligations and privileges with respect to their communities […].

Ein ganz konkretes Beispiel waeren bspw. das Verheiraten mit Cousinen, damit Geld und Macht in der Familie bleiben. Oder anders:

By constructing denser, tighter, and more interdependent social networks, these kin-based institutions intensified ingroup loyalty, conformity, obedience to elders, and solidarity.

Dies wiederum …

[…] dramatically restructured people’s social environments […]

… und das soziale Habitat hat natuerlich eine Rueckkopplungsschleife auf die Psyche der Mitglieder dieses Habitats. Und dies ist dann auch schon die zweite Einsicht, naemlich inwiefern …

[…] aspects of our cognition, emotions, perceptions, thinking styles, and motivations adapt […] to the normative demands, reputational incentives, and values of the interdependent social networks threaded together by kin-based institutions […].

Krass wa! Jedes Einzelne der hier aufgezaehlten Wørter (bzw. den dahinter stehenden Interessengebieten) kønnte vermutlich den Stoff fuer mehrere Doktorarbeiten liefern. Dieser „wahnwitzige“ Versuch all dies unter einen Hut zu bringen ist uebrigens einer der Gruende, warum ich den Artikel so spannend fand … obwohl der Text selbst langweilig zu lesen war.

Mit Bezug auf Ersterem bedeutet dies, dass …

[…] within intensive kin-based institutions, people’s psychological processes adapt to the collectivistic demands and the dense social networks in which they are enmeshed […].

Und das fuehrt dann zu psychologischen Merkmalen die kontraer zu denjenigen sind welche oben als Erkennungsmerkmal der Menschen in WEIRD Laendern herausgestellt wurden:

[t]hese [kin-ship based] institutions, thus, incentivize the cultivation of greater conformity, obedience, nepotism, deference to elders, holisticr elational awareness, and in-group loyalty but discourage individualism, independence, and
analytical thinking.

Und der Grund dafuer ist die interpersonelle Einbettung eines jeden Individuums, denn die Adaptierung der Psyche an diesen Umstand …

[…] reduces people’s inclinations toward impartiality, universal (nonrelational) moral principles, and impersonal trust, fairness, and cooperation; these institutions instead foster a contextually sensitive morality rooted in in-group loyalty.

Die dritte Einsicht ist dann der Einfluss von Religionen auf verwandschaftsbasierte gesellschaftliche Institutionen. In Persien bspw. …

[…] Zoroastrians glorified the marriage of close relatives, including siblings, and encouraged widespread cousin marriage.

Der Islam …

[…] curbed polygynous marriage (limiting a man to no more than four wives) but also adopted inheritance customs that promoted a nearly unique form of cousin marriage in which a daughter marries her father’s brother’s son […].

Und hier kommt dann die westliche Kirche ins Spiel:

[b]eginning in Late Antiquity, the branch of Christianity that eventually evolved into the Roman Catholic Church […] systematically undermined Europe’s intensive kin-based institutions through a combination of religious prohibitions and prescriptions […].

Haeh? … Naja, ganz konkret bedeutet dieser Satz, dass die westliche Kirche all das verboten hat, auf dem die gesellschaftlichen Institutionen der Kulturen des antiken Europas (und anderer Agrargesellschaften der damaligen Zeit) beruhten:

[…] patrilineal clans, kindreds, cousin marriage, polygyny, ancestor worship, and corporate ownership […].

Und hier wird das _westliche_ ganz wichtig, denn …

[…] the branch of Christianity based in Constantinople that eventually evolved into the Orthodox Church […] never endorsed the Western Church’s broad taboos on cousin marriage, was slow to adopt many policies, and was unenthusiastic about enforcement.

Die Analyse der konkreten Daten legt dann das Folgende dar. Je laenger eine Gesellschaft unter dem Einfluss der westlichen Kirche war, desto offener, selbststaendiger, freiheitsliebender, etc. pp. sind die Menschen heute. Bzw. anders herum. Je kuerzer der Einfluss der westlichen Kirche war, desto mehr Angst haben heute die Menschen in diesen Regionen vor Fremden und Neuem und desto mehr folgen sie Authoritaetsfiguren.

Und das interessante ist der lineare Zusammenhang. Ein paar Jahrhunderte mehr mit dem was spaeter dann die katholische Kirche wurde und desto besser sind die Menschen. Und ich sage hier bewusst besser, denn aus unserem meinem eigenen Bezugsrahmen werte ich die obigen Eigenschaften als Gut.

Im Konkreten ist selbstverstaendlich zu bedenken, dass es sich hierbei um soziale/historische/psychologische Daten handelt und diese „wackeln“ natuerlicherweise ziemlich dolle um die Trendlinie. Wenn man sich nur ein Land oder nur eine Person anschaut, dann muss man den Einzelfall separat bewerten. Aber in der Masse ist der Trend ganz klar zu sehen!

Ich fasse all dies kurz zusammen: die Menschheit hatte sich so entwickelt, dass die Institutionen ihrer Gesellschaften (vor allem) auf Verwandtschaftsverhaeltnissen beruhten. Dies beeinflusst(e nachhaltig) die Psyche der Menschen in diesen Gesellschaften. Dann kam die Religion die wir heute „katholische Kirche“ nennen und hat das Fundament dieser Institutionen — das Verheiraten (mehr oder minder) naher Verwandter — verboten. Und deswegen sind wir so individuelle, aufgeschlossene, selbststaendig denkende, freiheitsliebende Menschen!

Ich schreibe jetzt mal meine Reaktion: ACH … DU … FUCKING (!) … MEINE … FRESSE! Ausgerechnet (!) die katholische (!) Kirche! … NICHT die Reformation! Nein, nein! Die katholische (!) Kirche ist der Grund warum die Gesellschaft in der ich lebe (im Vergleich und im Allgemeinen) so moderne Vorstellungen hat!

DAS war mal ’ne krasse Erkenntnis. Aber wenn ich mal drueber Nachdenke, dann passt das genau hiermit zusammen.

Und das was daraus folgt ist ganz ganz super dolle wichtig und (leider?) total postmodern. Ich druecke es polemisch aus:

1.: der Islam gehørt zur westlichen Kultur, eben weil unsere Kultur intrinsisch so offen ist und intrinsisch andere Sachen aufnimmt!
2.: der Islam gehørt nicht zur westlichen Kultur, eben weil er das was unsere Kultur macht intrinsisch NICHT macht.

Das ist Beides nicht falsch und Beides bekommen wir nicht unter einen Hut. Nun kønnte man ja denken, dass dies ganz furchtbar ist, und dass nationale Idioten das als „wissenschaftliche Grundlage“ fuer ihren Quatsch hernehmen kønnten. Aber nein, aber nein, es wird naemlich noch besser. Denn diese wissenschaftliche Grundlage zeigt ja ganz eindeutig, dass die (christlich, katholisch) westliche Lebensweise FUNDAMENTAL durch Offenheit etc. gepraegt ist. Somit sind besagte Idioten mit ihren abstrusen Weltvorstellungen dem Islam naeher als ihren den Kulturen die sie fuer ihre „Eigenen“ halten! Mit uns „guten Christen“ und unseren ueber tausendjaehrigen Traditionen haben die also ueberhaupt nichts zu tun!

Science! It works!

Zum Abschluss noch dies: wenn man mal drueber nachdenkt, dann bedeutet das vermutlich auch, dass diese guten Eigenschaften auch genetische Ursachen haben. Dass das also mitnichten alles nur Erziehung ist. Denn Leute die in der (damals) neuen Gesellschaft ohne verwandtschaftsbasierte Institutionen besser klargekommen sind, waren erfolgreicher und haben sich vermutlich auch mehr fortgepflanzt. Und das ist natuerlich super, denn es bedeutet, dass uns Offenheit und so „im Blute“ liegt und auf laengere Sicht nicht ausgetrieben werden kann. Das macht Mut fuer die weite Zukunft :)
Ich denke aber NICHT, dass man das nachweisen kann. Das ist mit Sicherheit nicht nur ein einziges Gen und spielt zusammen mit tausend anderen Dingen, darunter auch die jeweils gegebene (regionale) Gesellschaft und andere soziale und gesellschaftliche Umstaende. Aber spannend ist das trotzdem :)

Ach so! Katholik werde ich deswegen trotzdem nicht :)

… meine ich nicht sowas hier:

Denn dies ist nur eine Ampel, die eine menschenaehnliche Form hat.

Das bedeutet nicht, dass ich damit die Nuetzlichkeit dieser ganz speziellen Apparaturen in Frage stelle. Im Wikipediaartikel wo ich das Bild her habe steht dazu etwas mehr.
Ganz unabhaengig von der Roboterthematik lohnt es sich den mal zu lesen. Als Negativbeispiel! Nur mal schnell ueberflogen scheint es sich um einen ganz normalen Artikel (wenn inhaltlich und sprachlich auch eher duenn) zu handeln. Aber wenn man sich das mal genauer durchliest, ist das voll die Lobeshymne auf diese Frau, welche die Ampeln designed hat. Die beiden Hinweise …

This article may be written from a fan’s point of view, rather than a neutral point of view.
This article reads like a press release or a news article or is largely based on routine coverage or sensationalism.

… sind sehr berechtigt.

So, das ist also dieses beruehmte auf-wikipedia-kann-man-sich-nicht-verlassen-Dingens. Wenn man die Qualitaet und Fuelle der ueberwiegenden Mehrheit der Artikel in Betracht zieht, dann halte ich das aus. Und ehrlich gesagt ist mir das lieber als bspw. all die Probleme die mit dem Schulsponsoring kommen.

Aber eigentlich wollte ich nur mal drauf aufmerksamn machen, dass nicht ueberall wo „Roboter“ dran steht auch wirklich _Roboter_ drin ist.

Beim Beheben von Programmfehlern fuehle ich mich wie ein Detektiv der einen Mørder sucht. Nur der „Mørder“ bin ich in diesem Falle selber … witzig, wa!

In einem ganz anderen Zusammenhang bin ich auf dieses Beispiel gestoszen:

Wir alle wissen, dass der Wal kein Fisch sondern ein Saeugetier ist.
Gleichwohl, sind Wale dem Ministerium fuer Fischerei „unterestellt“ Dabei ist doch eigentlich das Landwirtschaftsministerium fuer Saeugetiere zustaendig!

Das war’s schon.

Ich weisz, dass es „technisch“ gesehen nicht richtig und all zu vereinfacht ist. Aber es verdeutlicht sehr anschaulich (und ein bisschen lustig), die Nuetzlichkeit postmoderner/-struktureller Methoden und Sichtweisen. Diese kønnen im Wesentlichen als „es kommt auf den Kontext an“ zusammengefasst werden, OHNE dabei allgemein und immer relativierend zu sein!

Es natuerlich total klar, dass Wale dem Fischereiministerium unterstellt sind, denn die (genauere) Kategorisierung als Nicht-Fisch ist in diesem Kontext irrelevant. Das bedeutet NICHT, dass die Kategorisierung im Allgemeinen falsch oder unnuetz ist, mitnichten! Faktisch kann diese sogar mehr erklaeren und ist besser fuer Vorhersagen, als „lebt im Wasser, ist ein Fisch“. Das tut bei der Fischerei aber nix zur Sache.Genau genommen waere es eine gigantische Verschwendung von Ressourcen, wenn das Landwirtschaftsministerium fuer den Walfang zustaendig waere. Denn dann muesste man Strukutren (Boote, Seeleute, Kurse, Rettungsinstruktionen, etc. pp.) die es beim Fischereiministerium schon gibt nochmal aufbauen.

Und dieses nebeneinander Existieren und richtig sein mehrer, sich scheinbar (!) widersprechender Realitaeten ist das Fundament aller post-Ueberlegungen.
Ein anderes, konkreteres, aber auch komplizierteres Beispiel waere „A feminist glaciology framework for global environmental change research„, welches ich bereits vor mehreren Jahren ansprach.

Ach ja, darunter faellt auch, dass ich denke, dass ihr, meine lieben Leserinnen und Leser, zwar wisst, dass Wale keine Fische sind. Ich bin mir aber sicher, dass eine grosze Anzahl von Menschen das nicht weisz. „Wir alle“ muss also in dem Satz oben unter einer „lokalen“ Perspektive betrachtet werden.

Dieses Datum errechnte James Ussher als den Tag an dem die Welt erschaffen wurde. Leute die sich fuer rational, skeptisch (und meist auch fuer „wissenschaftlich informiert“) halten machen sich da gerne drueber lustig.

Vor mittlerweile so einigen Jahren schrieb ich meine Science-Artikel als Kritik gegen Scott Adams „Science Biggest Fail“. Darin steckte schon der Keim dessen was ich bis heute oft als „es-gibt-keine-ganz-echte-123-prozentige-immer-gueltige-wahre-Wahrheit“ asudruecke. Dies wurde weiter „verfeinert“ und ich fasse diese Ideen und Gedanken (und vieles mehr) unter dem Begriff „Post-Dingens“ (meistens Post-Modernismus) zusammen; damit ich nicht immer so viel schreiben muss.

Vorhang auf fuer Stephen Jay Gould (der beruehmte Palaeontologe, Geologe und Evolutionsbiologe) und seine Verteidigung Usshers (braucht ’ne Weile um zu laden). An dieser Stelle møchte ich kurz einfuegen, dass das Internet Archive voll toll und super wichtig ist! Es ist total einfach denen Geld zu spenden. Ich empfehle damit aber bis zur Weihnachtszeit zu warten, denn (mindestens) die letzten drei Jahre hat ein (anonymer) reicher Dude jede Spende verdreifacht. Es ist effizienter und „more bang for the buck“ denen 25 Euro zukommen zu lassen als Wikipedia. Aber ich schweife ab und deswegen nun zurueck zu Gould’s Verteidigung von Ussher und seinem Datum.

Zunaechst sei zu sagen, dass Gould dem konkreten Resultat von Usshers Forschung vehement widerspricht. Als (moderner) Geologe hatte Gould deutlich bessere Daten und Methoden um das Alter der Welt korrekt(er) abzuschaetzen. Darauf komme ich am Ende nochmal zurueck. Aber (alle Hervorhebung in allen Zitaten sind von mir) …

I [Gould] shall be defending Ussher’s chronology as an honorable effort for its time and arguing that our usual ridicule only records a lamentable small-mindedness based on mistaken use of present criteria to judge a distant and different past […].

Und da steckte der Postmodernismus wieder seinen Kopf hervor ;) . Wahrheit ist abhaengig vom Kontext. Das bedeutet NICHT, dass alles relativ ist! Einen Menschen zu tøten weil man „Lust“ drauf hat ist unter keinen Umstaenden richtig (was immer Letzteres auch bedeuten mag). Ein Stein faengt selbst dann nicht an zu schweben wenn man es ganz dolle møchte. Und wenn ich besagten Stein auf den Kopf bekomme, dann ist der IMMER haerter als die weiche Masse die ich bin. Aber Ersteres macht es auch nicht verkehrt, die Psyche von Massenmørdern zu untersuchen. Das Zweite macht Star Wars nicht verwerflich als nette Unterhaltung. Und Letzteres ist mitnichten so, wenn ich an den massiven leeren Raum zwischen den Atomen des Steins denke. Das sind alles ganz klare Beispiele wo jeder zustimmt, dass man das unter verschiedenen Gesichtspunkten sehen muss. Schwerer wird es bei der Beurteilung von Menschenrechten in verschiedenen Gesellschaften und Zeiten. Aber ich schwoff schon wieder ab. Ich wollte eigentlich nur kurz ueber Gould und Ussher schreiben.

Es gab auch andere Versuche das Alter der Welt zu datieren. Die kamen dann auf ein paar Millionen Jahre. Das ist deutlich mehr als Usshers Datum, aber letztlich genauso weit weg vom (høchstwahrscheinlich) wahren Alter der Erde. Diese Versuche werden aber nicht so laecherlich gemacht wie Usshers Resultat.

Other worthies are praised for good tries in a scientific spirit (even if their ages are way off), but Ussher is excoriated for biblical idolatry and just plain foolishness. How could anyone look at a hill, a lake, or a rock pile and not know that the earth must be ancient?

Das ist aber nicht richtig und genau der Grund warum ich einen Teil im ersten Zitat fett machte. Denn erst das Konzept des radiaktiven Zerfalls erlaubte uns das Alter richtig zu bestimmen. Neue Konzepte? … Da war doch schonmal was … ach ja … das hier.
Oder anders:

[…] what sense can be made of blaming one age for impeding a much later system that worked by entirely different principles? […] The proper criterion must be worthiness by honorable standards of one’s own time. […]

Of course Ussher could hardly have been more wrong about 4004 B.C., but his work was both honorable and interesting […].

Und wenn man mal mehr als nur die ueblichen paar Bemerkungen ueber das Datum und Ussher liest, dann ist das ziemlich einleuchtend.

Ussher represented the best of scholarship in his time. He was part of a substantial research tradition, a large community of intellectuals working toward a common goal under an accepted methodology […]

Die akzeptierte Methodologie war natuerlich nicht die wissenschaftliche Methode so wie wir ein paar Menschen die heutezutage benutzen und von der ein paar Aspekte allgemeines Gut wurden in einigen Teilen der Gesellschaft. Ach du meine Guete! Erst wollte ich schreiben „Die wissenschaftliche Methode die wir heute benutzen“. Aber dann bemerkte ich dass dem im Allgemeinen ja gar nicht so ist und es wurde das obige Satzungetuem draus. Wieauchimmer, die akzeptierte Methodologie war damals, dass die Bibel KEINE Fehler hat, also im wesentlichen buchstaeblich zu interpretieren ist.

Today we rightly reject a cardinal premise of that methodology–belief in biblical inerrancy–and we recognize that this false assumption allowed such a great error in estimating the age of the earth.

Aber damals konnten selbst die gebildeten Leute das nicht besser wissen.
Und wenn ich mir das so ueberlege, dann frage ich mich, worueber die Leute in 500 Jahren sich lustig machen … Quantenphysik? Laecherlich! Atome? Zum schieflachen! Vierdimensionale Raumzeit? Wie suesz. Zweisamkeit und Familie? Barbaren! Beethoven, Ibsen, Warhol! Die hatten ’ne intuitive Ahnung von der Wahrheit! … Ja, ich nehme extra Beispiele die mir persønlich sehr am Herzen liegen und viel dessen ausmachen was ich als meine „Essenz“ bezeichnen wuerde.

Andere Wissenschaftler (ja ich nenne diese Leute so!) vor und nach Ussher kamen zu aehnlichen Ergebnissen. Unter ihnen der unsaegliche Newton und Kopernikus! Und das hørt sich fuer mich sehr nach Prozessen an, die heutzutage als integraler Bestandteil der wissenschaftlichen Methode angesehen werden. Ein anderes konkretes Beispiel dieser Prozesse waere das was Gould bzgl. des konkreten Datums (23. Oktober) schreibt:

[…] where did Ussher get October 23, 4004? Surely, neither the Bible nor any other source gives a specific date, even if you can estimate the year. Was this date, at least, a bow to dogma, even if the rest of the chronology has more scholarly roots?

No, not dogma, but a different style of interpretive argument–one based on symbol and eschatology rather than on listed chronology. (You cannot label this style as dogma, if only because each point became a subject of lively disagreement and fierce debate among scholars. […])

Heutzutage nennen wir das „Peer-Review“.

All dies kann in nur einem  in einem Satz zusammengefasst werden:

Ussher’s chronology is a work within the generous and liberal tradition of humanistic scholarship […].

Abschlieszen møchte ich diesen Beitrag so wie Gould seine Verteidigung Usshers abschlieszt …

[…] with a final plea for judging people by their own criteria, not by later standards that they couldn’t possibly know or assess.

Und das ist nicht nur in der Wissenschaft so.

Wait! What?

Und es gibt sogar ein Buch dazu, mit dem Titel „Atomic Gardening for the Layman„.

das hørt sich zwar total verrueckt an, Aber nicht verrueckter als sich freiwillig Wuermer zuzulegen. Letztlich sind das low-tech genmodifizierte Pflanzen. Und dabei ist natuerlich zu bedenken, dass die Pflanzen selber nicht radiokativ sind.

All dies ist Ausdruck einer einfacheren, unschuldigeren Zeit. Zumindest wenn man weisz und Mann war … fuer alle anderen war’s damals scheisze … aber darum soll’s hier nicht gehen … sondern darum, dass keine Idee schrullig genug ist, um sie nicht wenigstens mal kurz auszuprobieren … ach ja … falls ihr, meine lieben Leserinnen und leser denkt, dass das schon verrueckt genug ist, dann møchte ich bemerken, dass L. Ron Hubbard bei der ganzen Geschichte mitmischt.

Wenn das nicht wirklich passiert waere, wuerde ich’s nicht glauben!