Wie hier versprochen ein Artikel ueber die Wichtigkeit des Luegens.

Untersuchungen dazu gibt es zahlreiche, aber die Artikel die ich las sollten alle nicht frei verfuegbar sein. Deswegen (fast) keine Links zu den Quellen heute.

Als Zusammenfassung kann ich das Folgende sagen: Told you so!

Das geht schon los mit „Guten Morgen“, geht weiter beim „laecheln wenn ein Kollege vorbei geht“ und endet laengst nicht bei der Luege, dass man genau das Leben fuehrt, was man immer fuehren wollte.

Wie man sieht, geht es hierbei um die sogenannten „White lies“ des Alltags. Ein Begriff, fuer den ich keinen entsprechenden dtsch. Ausdruck fand.

Dem entgegen steht unsere Erziehung. .oO(*gespannt ist ob das wer auf sich nimmt*)

Und diese Erziehung halten wir ja so gerne hoch und geben die an unsere Kinder weiter: DU SOLLST NICHT LUEGEN!!!!

Vor einigen Jahren, als meine jahrelangen Beobachtungen anderer Menschen anfingen in Handlungen zu meinem persønlichen Vorteil zu resultieren, wurde ich mir Obigem bewusst. Also so richtig _bewusst_, nicht nur „na ist doch logisch“, bis ins innerste meines Seins bewusst. Oder anders ausgedrueckt: mir wurde klar, dass, wenn ich, wann immer møglich die Wahrheit erzaehle, selbst wenn dies (verschmerzbare) Nachteile zur Folge hat, nøtige Luegen um so mehr Macht haben werden. Und der oben erwaehnte Teil meiner Sozialisation fuehlte sich von da an wie Heuchelei an.
Deswegen versuche ich dem jungen Mann der bei mir wohnt beizubringen, dass Luegen ok ist, aber NUR wenn es wirklich wichtig ist (oder eben wenn es nøtige „white lies“ sind).

Darum soll es in diesem Beitrag eigentlich gehen. Also nicht, dass ich so’n supertoller Papa bin, sondern dass unsere eigene Erziehung Mist war!

Und warum? Nun deswegen:

Luegner

Darstellung gesellschaftlicher Verbuende mit unterschiedlichen Meinungen. Weisz/schwarz: „Agenten“ mit Meinung A/B, die diesbezueglich (nur) ehrlich zum Nachbarn sind, mit dem sie verbunden sind; cyan: Luegner; blau/rot: „Agenten“ die nicht vollstaendig Meinung A/B sind, aber NICHT „in Richtung“ B/A tendieren.
Linkes Bild: geringe Toleranz gegenueber Luegen; rechtes Bild: hohe Toleranz gegenueber Luegen
Aufgrund der unklaren mir nicht klaren Lage bzgl. des Verwertungsrechts von Bildern aus wissenschaftlichen Artikeln, selbst wenn die Quelle genannt wird, wurde diese Grafik Bild 2 aus Barrio, R. A. et al., „Dynamics of deceptive interactions in social networks“, Journal of the Royal Society Interface, 12, 2015 nachempfunden (arXiv pre-print). Die hier praesentierte Darstellung laeszt wesentliche (aber fuer diesen Beitrag nicht nøtige) Informationen aus, weswegen ich denke, dass es als meine eigene Schøpfung gelten kann.

Was zeigt diese Grafik?

Mit dem dazugehørigen Artikel macht sie erschreckend deutlich, wie weit die Simulaton (und Vorhersage) menschlichen Verhaltens bereits ist. Aber ich mag nicht abschweifen.

Zum einen macht diese Grafik deutlich was wir alle selbst erfahren:
1.: Wir hocken am liebsten mit Leuten zusammen, welche die selbe Meinung wie wir haben – Cluster von weiszen bzw. schwarzen Punkten.
2.: Es gibt Leute die luegen – cyanfarbige Punkte; sei es um uns zu gefallen oder um uns nicht zu veraergern oder zu verletzen.
3.: Es gibt Leute, die sind irgendwie mit dabei, aber nicht komplett unserer Meinung, ohne dabei aber dem „anderen System“ anzugehøren – rote und blaue Punkte

Und dann macht diese Grafik zwei Dinge deutlich, von denen das erste logisch ist, wenn man mal drueber nachdenkt: Luegner halten die (Gesamt)Gesellschaft zusammen, indem sie als Bruecken zwischen den unterschiedlichen System dienen. Dadurch wird der Kontakt mit anderen Ideen møglich und was man versteht wird als weniger gefaehrlich angesehen.

So! Das mag man sich jetzt mal durch den Kopf gehen lassen.

Ich bin unsicher, ob damit auch heraus kommt, dass die Rolle von Politikern eben gerade ist, uns anzuluegen. Sicher nicht in dem Masze wie jetzt, aber doch ein bisschen.

Wieauchimmer, ich mag das nicht weiter diskutieren, denn das andere (oben erwaehnte) Ding  ist viel cooler: Im rechten Bild gibt es weniger Luegner! Dabei ist diese Simulation doch mit einem Parameter gelaufen, der Luegen weniger bestraft als die Simulation im linken Bild.

Dieses Resultat wird durch Beobachtungen in der echten Welt gestuetzt: Menschen sind ehrlicher, wenn sie ungestrafter Luegen kønnen.

Auch ganz persønlich habe ich diese Erfahrung gemacht.
Erstmal musste ich dem jungen Mann der bei mir wohnt natuerlich das „einfache“ „du darfst nicht luegen“ beibringen. Und da habe ich ihn schon øfter beim flunkern/luegen erwischt. Mich duenkt vor ca. zwei Jahren habe ich dann angefangen ihm nahe zu bringen, warum man manchmal lieber nicht die Wahrheit erzaehlt – besagte „white lies“ eben. Hinzu kam, dass er anfing zu begreifen, was Privatsphaere bedeutet. Und Privatsphaere geht nur, wenn es vøllig in Ordnung ist, dass man Geheimnisse hat, auch, und insbesondere (!), vor den Eltern. Also habe ich ihm explizit erlaubt zu luegen, wenn es denn sein muss.
Ganz erstaunlich ist, dass er seitdem weniger luegt und flunkert. Insbesondere ist er ehrlicher, wenn er befuerchtet bestraft zu werden, weil er Mist gebaut hat.

Das kønnte jetzt natuerlich nur Korrelation und nicht Kausalitaet sein, aber ich mag møchte gern daran glauben, dass Menschen intrinsisch gut sind und man ihnen nur die Chance dazu geben muss es auch zu sein! :)

Was soll der Artikel nun eigentlich? … mhm … Vielleicht ein bisschen helfen ueber unsere eigenen Dogmen nachzudenken und diese mglw. nicht so unreflektiert an die naechste Generation weiter zu geben, blosz weil wir das so gelernt haben und die Gesellschaft das erwartet.

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