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Noch ’ne neue Serie bei der der Titel alles sagt.

Ich fange an mit dem Schreiben von Gags. Man kønnte das auch mehr oder weniger lustige Wortspiele, Einzeiler oder Bonmots nennen.
Die Lustigkeit (mal mehr, mal weniger) derselben beruht auf dem Unerwarteten durch Verknuepfung verschiedener Themen die so eigentlich nicht zusammen gehøren. Dazu kommt dann (sehr sehr) oft, dass noch ein anstøsziger Zusammenhang durch besagte Verknuepfung hergestellt wird. Ich sag nur Witze ueber Sex, Frauen, Minderheiten oder Sachen die man so nicht sagt und auch nicht zu sagen hat.

Dadurch dass sog. „kuenstliche Intelligenz“ aber darauf basiert dass Muster in Daten gefunden werden, ist’s gar nicht so weit hergeholt zu denken, dass „kuenstliche Intelligenz“ keine Witze schreiben kann. Denn Muster bestehen nur zwischen (mehr oder weniger) gut zusammenpassende Themen. Also das Gegenteil dessen was ich oben schrieb.

Und dann stolperte ich ueber einen Artikel von T. Winters et al. in Proceedings of the 10th International Conference on Computational Creativity, 2019, p. 274–281, mit dem Titel „Towards a General Framework for Humor Generation from Rated Examples“.
Dazu gibt es auch Code (gut gewaehltes Akronym … tihihihi) und Ergebnisse. Die computergenerierten Gags sind jetzt zwar nicht so super lustig, Einzeiler sollen das aber auch nicht sein und das ist in den Trainingsdaten nicht anders.

Die meisten Gags sind (wie erwartet) anstøszig auf eine Art und Weise, die ich hier nicht wiederholen møchte. Das sagt natuerlich mehr ueber die von Menschen gemachten Trainngsdaten als ueber den Algorithmus aus. Aber vier Beispiele der Art < X > + < Y > => < lustige Bemerkung > waeren diese:

men + turkey => roast
people + back => hurt
coffee + buildings => empty
sex + emotions => basic

Fuer ’n Siliziumwesen ohne menschliche Erfahrung und nur ’n bisschen Trainingsdaten ist das gar nicht mal so schlecht, wa!

Schon vor einer ganzen Weile wurde mir ein Artikel von A. M. Stauffer mit dem Titel „Legends of the Mummy Paper“ in Printing History (new Series) no. 8, 2010, pp. 11-16 zugespielt.
Ich erhielt den als eine Papierkopie. Faktisch sah meine Kopie sogar aus wie eine Kopie einer Papierkopie. Zu dem Zeitpunkt bemerkte ich das nicht weiter, nichtsahnend, dass dies ein deutlicher Hinweis darauf ist, wie schwer an eine digitale Kopie zu kommen ist.
Das ist so ein obskures Journal, dass deren Webseite aussieht wie vom Anfang des Jahrtausends. Und die haben nicht mal Abrisse der Artikel!
Die uebliche Quelle konnte auch nicht liefern.
Beim Autor selbst steht das zwar in der Liste seiner Publikationen, aber kein Link zu einer Preprint-Version. Da haette ich sicherlich nach einer Kopie fragen kønnen, aber das waere ja unnuetz gewesen fuer euch, meine lieben Leserinnen und Leser.
Selbst die Internetsuche nach genau diesem Titel ergab nur 6 Treffer. Aber da hatte ich endlich Glueck. Ist zwar nur der Text des Artikels, aber das ist besser als nix, nicht wahr. Ich versuche ja immer meine Quellen anzugeben, wenn ich ueber was schreibe.

Soweit zur Vorrede.

Eigentlich ging es mir aber gar nicht um den Artikel an sich.
Die Legende, dass fuer eine zeitlang in Amerika Papier aus Mumien gemacht wurde ist kurzweilig und interessant und Tante Wikipedia gibt eine gute Zusammenfassung. Zum Verstaendnis des Weiteren reicht es aus zu wissen, dass frueher Lumpen ein wichtiger Bestandteil bei der Herstellung on Papier waren. Daher war ja auch der Lumpensammler ein echter (wie so viele andere, stigmatisierter) Beruf.
Aufgrund des gewaltigen Anstiegs der Papierproduktion in der Mitte des 19. Jahrhunderts, wurden Lumpen aber knapp und da haben die Kapitalisten sich nach neuen Quellen dafuer umgeschaut. Eine davon waren Mumien.
Aber auch darum geht es mir nicht (obwohl es sich durchaus lohnt den Links zu folgen.

Vielmehr geht es mir darum, dass mich dieser Artikel (bzw. die ganze Sache) auf ein maechtiges Loch in meinem Verstaendnis des Geschichte der Menschheit aufmerksam gemacht hat.

Denn wenn ich so an „Mumien“ denke und mir dann mal ueberlege, wie viele es davon geben kønnte, so wuerde ich sagen: vermutlich ’n paar Tausend … mglw. ’n paar Zehntausend.
Aber dann las ich in besagtem Artikel dies:

[…] [19th century capitalists] looked upon mummy-paper as a reasonable possibility and pursued it–however far it was pursued–in a spirit of entrepreneurship, or strip-mining.

Wait! What?

Strip mining!???!!!

DAS hier …

Autor: Raimond Spekking, Quelle, Lizenz: CC BY-SA 4.0

… verstehe ich unter „strip mining“ … und der Rest der Welt anscheinend auch.

Wieviel Mumien gibt es, dass ueberhaupt jemand auf die Idee gekommen ist, die im Tagebau „abzubauen“?

Diese Frage irritierte mich etwas. Also setzte ich mich mal hin (im uebertragenen Sinne) und ueberlegte mal.
Ægypten hat schon etliche tausend Jahre auf dem Buckel. Auszerdem war die Nahrungsversorgung in Ægypten ueber diese Jahrtausende aeuszerst stabil. Die hatten also nicht wirklich Probleme ihre Bevølkerung auch schon vor 5000 Jahren stabil (und hoch) zu halten. Und tatsaechlich, es wird geschaetzt, dass es damals ’n paar Millionen alte Ægypter gab.

Eine Tatsache die mir aber so nicht bekannt war, ist, wie populaer es war sich mumifizieren zu lassen.
Zum Einen liegt es sicherlich daran, dass man in der Schule und im Museum immer nur die Mumien der Obrigkeit sieht. Das aber macht ueberhaupt nicht klar, dass Mumifizierung ein kompletter (sehr wichtiger) Industrizweig war und ganze Zulieferindustrien (bspw. fuer Salz zur „Entwaesserung“ des Kørpers) brauchte. Erst ein neuartiger Bildungskanal (Computerspiele) brachte mir dies mittels Assassin’s Creed Origins nahe. Ueberhaupt ist dieses Spiel ziemlich gut darin, den Alltag im alten Ægypten so genau wie es das Medium zulaeszt darzustellen.
Zum Anderen liegt der Ursprung meiner (laengst nicht vollstaendig gefuellten) Wissensschlucht bestimmt auch in dem Folgenden begruendet. Eine religiøse Herangehensweise an meine Leben geht mir total ab. Bzw. in diesem Fall die Herangehensweise an das was was nach dem Tode des Kørpers Gehirns passiert (siehe bspw. hier). Und deswegen konnte ich das auf dieser Ebene auch gar nicht verstehen, wie wichtig das fuer die alten Ægypter war, sich mumifizieren zu lassen.

Mit all diesen Informationsfetzen in der Hand, war dann die Vorstellung des „Mumientagebaus“ gar nicht mehr so weit hergeholt.

Und persønlich war ich sehr erfreut, diese Bildungsluecke geschlossen und dem Verstaendnis der Menschheit an sich wieder ein klitzekleines Stueckchen naeher gekommen zu sein :) .

Ach ja, Fasern aus Lumpen werden auch heute noch zur Papierherstellung benutzt. Insbesondere fuer Papier mit høherer Qualitaet. Aber der Anteil ist deutlich geringer als frueher (im unteren einstelligen Prozentbereich).

Vor mittlerweile ein paar Jahren las ich, dass man mit einer nur zweiprozentigen Beimischung von speziellem Seegras, die Methanproduktion von Kuehen massiv reduzieren kann.

Da freute ich mich sehr und dachte, dass ich das mal als gute Laune Artikel zum Ende eines meiner zahlreichen Doomsday!-The-end-is-nigh!-Wir-werden-alle-sterben!-Es-gibt-keine-Arbeit-mehr!-Hail-to-our-Robot-Overlords!-Artikel bringen werde … aber irgendwie hatte ich dann immer was Anderes und dann ging die Anzahl besagter Artikel zurueck.

Nun stolperte ich aber vor ein paar Tagen ueber diesen Artikel in dem gesagt wird, dass eine australische Firma Kuhfutter hat, welches die Methanproduktion massiv reduziert.
Mir scheint, dass die ueber eine sehr aehnliche Sache dort schreiben …wenn nicht gar die Selbe. Ist zwar doof, dass das kommerzialisert und nicht allen Bauern ohne Kosten zur Verfuegung gestellt wird, aber Kuhfutter waechst nun mal nicht auf den Baeumen … aehm ich meine Kuehe muessen ohnehin zugefuettert werden (mindestens im Winter). Und da kann man dann auch das Seegras beimischen!

Ich musste neulich meine Meinung bzgl. Maschinen die grøszer sind als Menschen aendern. Und nun las ich einen Artikel mit dem Titel „Principles for the Application of Human Intelligence“ und muss einraeumen, dass ich vermutlich doch zu optimistisch war bzgl. des Gebrauchs natuerlicher Intelligenz in Entscheidungsprozessen.

Der Autor argumentiert entlang vier Straengen. Das erste Argument kann verkuerzt werden als sogenannte Neigungen oder Vorlieben:

[…] humans predictably and routinely deviate from many of the established rules of probability and logic. […] Humans often neglect the base rate occurrence of an event, focusing on the idiosyncratic features of the particular case in front of them in determining its probability.

Das zweite Argument kann zusammengefasst werden, dass wir ja ueberhaupt nicht verstehen, was in den sog. „Gehirnen“ passiert. Es ist uns also vøllig unverstaendlich wie diese zu Entscheidungen kommen.

Human minds are black boxes.

Das dritte Argument handelt davon, dass natuerliche Intelligenzen inkonsistent sind. Sie treffen eine Entscheidung unter gegebenen Umstaenden, um dann oft genug unter (fast) identischen Umstaenden eine (vøllig) andere Entscheidung zu treffen. Dito bzgl. Entscheidungen unter den selben Umstaenden aber von zwei verschieden trainierten natuerlichen Intelligenzen:

Two different humans confronted with the same decision will often come to a different conclusion.

In allen Faellen sind natuerliche Intelligenzen dennoch der Meinung, dass die Entscheidung richtig war.

Das letzte Argument geht dann in die Richtung, dass Maschinenintelligenz in vielen Faellen viel schneller und effizienter ist als natuerliche Intelligenz.

Today, as companies ride the zeitgeist and appoint their first Chief Human Officers, the human underperformance is often forgotten or ignored, with some classic stories of human success often overshadowing the more mundane lack of performance.

Alles in allem, ist natuerliche Intelligenz mglw. eine vielversprechende Technologie der Zukunft, sollte aber zur Zeit noch nicht fuer kritische Entscheidungen eingesetzt werden.

„Verkrabbung“ ist, eine Form der konvergenten Evolution; wenn also verschiedene Viecher, gleiche Merkmale entwickeln, weil das einen evolutionaeren Vorteil hat. Das ist bekannt und kommt oft vor.

Nun ist’s aber so, dass die Entwicklung zu einer Krabbenform mindestens fuenf (!) mal unabhaengig (!) voneinander hier auf der Erde passiert ist. Das macht mich etwas stutzig und ich frage mich ob die Viecher irgendwas Wichtiges wissen was ich auch wissen sollte.

Viele, viele Details gibt es in dem Artikel von J. Keiler, et al. mit dem Titel „One hundred years of carcinization – the evolution of the crab-like habitus in Anomura (Arthropoda: Crustacea)“ im Biological Journal of the Linnean Society, 121 (1), 2017, p. 200–222.
Da dies ganz abseits meiner Interessen und meiner Expertise ist, habe ich den nur kurz ueberflogen. Fuer den Laien leicht zu verstehen sind Tabelle 1 und Bild 16.

Jedenfalls, bis ich rausgefunden habe was das Geheimnis der Krabben ist, halte ich mich lieber an den Titel dieses Beitrags!

… ausgetraeumt :( … Aber der Reihe nach.

Vor ’ner Weile liesz ich mich darueber aus, warum es nicht unbedingt das erwuenschte Resultat gibt, wenn man alle Kinder zu Wissenschaftlern erzieht.

Wie steht’s denn aber damit, wenn man mit den Leuten redet? Wenn man versucht die Leute aus ihren Informationsblasen herauszuholen indem man Ihnen andere Meinungen zeigt?
Genau das haben C. A. Bail et al. gemacht und die Resultate werden in PNAS 115 (37), p. 9216–9221 (2018) vorgestellt in einem Artikel mit dem Titel „Exposure to opposing views on social media can increase political polarization„.

*Seufz* … der Titel verraet schon worauf ich hinaus will.

Wieauchimmer, die Autoren der Studie haben das mal auf dieser „neuen revolutionaeren Kommunikationsfplattform, die unsere Welt ganz bestimmt total viel besser machen wird“ probiert:

We […] recruit[ed] self-identified Republicans and Democrats who visit Twitter at least three times each week.

Dann sollten einige von denen einem Twitter Bot folgen, welcher fuer einen Monat pro Tag 24 Nachrichten aus dem jeweils anderen politischen „Lager“ verbreitete. Natuerlich wurden diese Leute

[…] not informed of the content of the messages the bots would retweet.

Soweit so gut. Das Resultat war nun

[…] our study indicates that attempts to introduce people to a broad range of opposing political views […] might be not only be ineffective but counterproductive […]

Oder anders: je mehr, zu deren Weltanschauung entgegengesetzte, Informationen die Teilnehmer bekommen haben, desto gefestigter wurde deren Weltbild. Schlimmer noch, die „Festigung“ ist derart zu interpretieren, dass sie „radikaler“ wurden.

Besonders schlimm fuer Leute wie mich ist, dass dieser Effekt staerker ist, wenn

[…] such interventions are initiated by liberals.

Und deswegen der Titel dieses Beitrags. Denn da geht ein weiterer Traum der „Linken“ und „Hacker“ dahin. Dass man den Menschen nur Zugang zu Information verschaffen muss und dann wird das schon. Wird es auch … nur halt schlimmer.

Wobei die grosze Kritik natuerlich ist, dass nur Kurzzeitfolgen auf diese Art und Weise untersucht werden kønnen. Langfristig wirken mglw. andere Mechanismen und diese Møglichkeit gibt mir Hoffnung.

Den gibt’s naemlich in Echt:

Fotograf: Bernard Dupont, Lizenz: CC BY-SA 2.0, Quelle: Wikimedia Commons

Weihnachtsbeitrag! … Und nur fuer den Fall der Faelle: Spoilerwarnung!

Game of Thrones (GoT) wird im Allgemeinen als wegweisend angesehen bzgl. der Møglichkeiten des periodischen, visuellen Erzaehlens.
Andererseits ist die Mehrzahl der Zuschauer auch der Meinung, dass die abschlieszenden Episoden eine „Shitshow“ sind:

Dem gegenueber meine ich, dass alle Episoden in allen Staffeln dem Geiste wofuer GoT _eigentlich_ (!) steht, treu bleibt und deswegen richtig gut ist. Und dies gilt insbesondere fuer die abschlieszenden Geschichten.

Bevor ich dies naeher erlaeutere zwei wichtige Anmerkungen.
Zum Einen bin ich in einer Sache mit „den Leuten“ vollkommen einig. Die vielen raffinierten Handlungsstraenge, Geschichten und Charakterentwicklungen der ersten Staffeln werden „mit Fueszen getreten“ in den letzten beiden Staffeln. Eigentlich faengt das bereits in Staffel 6 an.
Dies gilt auch fuer die „Ausfuehrung“ — Einbringung von verschiedenen Charakteren und deren Geschichten, „Geschwindigkeit“ und der „Ton“ des Erzaehlens, solch „Produktionskram“ halt.
Zum Zweiten meine ich aber auch, dass die Produktion sicherlich mit der Tatsache konfrontiert war, dass die Involvierten nach 8 Jahren einfach keine Lust mehr hatten und sich anderen Projekten widmen wollten. Das ganze Projekt musste also endlich abgeschlossen werden.
Hinzu kamen natuerlich die uebersteigerten Erwartungen der sogenannten „Fans“ und dass es kein Originalmaterial (in Form von Buechern) mehr gab.

Was ich damit sagen will: ich stimme der (objektiven) Kritik an den letzten Staffeln zu, sehe aber auch, warum es zu einem Qualitaetsverlust kam.

So, nun aber zum eigentlichen (viel interessanteren) Thema dieses Beitrags :) .

Mein Hauptargument ist das Folgende: Køniginnen und Kønige und all diese anderen Adligen haben durchaus interessantere Geschichten als ’n Bauer oder Zimmermann. Deswegen „folgen“ Geschichten der Fantasy eher Ersteren. In der Science Fiction ist dies im Allgemeinen umgekehrt (einzige Ausnahme die mir spontan einfaellt: Star Wars).
Jedenfalls sind dadurch die „Konsumenten“ viel besser bekannt mit den adligen Figuren und wuenschen deshalb, dass diesen nichts passiert. Auszer natuerlich, wenn die Figuren als Drecksaecke oder Zimtzicken beschrieben werden. Dann verdienen sie unsere Sympathie nicht und es kuemmert uns auch nicht, was Ihnen zugestoszen ist, dass sie dieses Verhalten entwickelt haben!

Wieauchimmer, die normalen Menschen verlieren in diesen Geschichten immer — ihr Leben, ihr Essen, ihre Kinder, ihren Kartoffelacker, ihr Geld, etc. pp. Und je grøszer der Erfolg und Ruhm der Adligen (bspw. auf dem Schlachtfeld), desto verheerender die Auswirkungen fuer alle Anderen.
Nur dies ist meistens NICHT Teil der erzaehlten Geschichten.

Und dann war dann kam GoT.  Und da war pløtzlich das oben Angesprochene integraler Bestandteil der Geschichten. Natuerlich nicht im „Vordergrund“ (dann wuerde sich dafuer ja niemand interessieren) aber wichtige Charaktere repraesentieren genau diesen Aspekt. Als Beispiel nenne ich Hodors Geschichte, oder die des Hound und oft die Geschichten anderer (weniger prominenter) Leute (bswp. die zwei Kinder die von Theon getøtet werden).
Und insb. der Hound spricht das natuerlich auch ganz konkret immer wieder an und gibt es als Grund warum er so ist, wie er ist.

Und meiner Meinung nach ist genau DIESER Aspekt das, was GoT _eigentlich_ erzaehlen will … aber ich greife vor.

GoT zeigt in allen Staffeln, dass die Reichen und Maechtigen ihre Macht und Reichtum nur fuer ihren persønlichen Vorteil benutzen.
Selbst Tyrion macht dies (wenn auch in deutlich geringerem Umfang verglichen mit den Anderen) ohne einen Gedanken daran zu verschwenden wo sein Reichtum _eigentlich_ herkommt. Denn dieser kommt NICHT von seinem „Haus“, oder seinem Vater, sondern von den armen Bauern welche die besagten Reichtuemer erarbeitet haben.
Ich gebe zu, dass dies fuer seinen Charakter und seine Entwicklung wichtig ist. Er sieht normale Leute wenigstens als Menschen und steht Ihnen nicht absolut gleichgueltig gegenueber. Das macht ihm im Vergleich mit den meisten anderen Protagonisten zu einem guten (im moralischen Sinne) Menschen. Aber eben nur im Vergleich und wir vergleichen hier mit machthungrigen Arschløchern.

Erst Varys macht Tyrion direkt auf die Leiden der normalen Menschen aufmerksam und dass etwas getan werden muss gegen das „Spiel der Reichen und Maechtigen“.
Dies ist dann auch eine andere (urspruengliche) Staerke von GoT. Als Charakter in einer erfundenen Geschichte ist Tyrions Wandel sehr glaubhaft. Denn auch wenn er kein kompletter Paria war, so war er doch auch nicht vollstaendig integriert in die „reiche Gesellschaft“ (ganz im Gegensatz zu seiner Schwester). Alles natuerlich aufgrund seiner Grøsze.

Neben Tyrion sind da andere, (einigermaszen) reiche und (einigermaszen) maechtige Figuren, welche versuchen normalen Menschen zu helfen. Ich denke hier bspw. an Sam und Bran … und ich schliesze hiervon mit Bestimmtheit Daenerys aus! Denn wenn man ihr Verhalten beobachtet, dann kann man ab der ersten Staffel sehen, wo das hinfuehren wird.
Andere Figuren sind „neureich“ (bspw. Bronn oder Varys) und man kann „fuehlen“ dass diese die „Altreichen“ verachten. Der Grund liegt darin, dass sie nicht vergessen haben, wo sie urspruenglich herkommen.
Bronn bspw. sagt sehr direkt, dass er nicht das „Spiel mitspielen“ will und einfach nur das gute Leben leben und genieszen will. Aber eine wirklich maechtige Person (Jamie) zwingt ihn dann doch weiter am „Game of Thrones“ teilzunehmen

Wieauchimmer, ich schwoff vom eigentlichen Thema ein bisschen ab … oder ach … vielmehr habe ich ein paar Beispiele gebracht, die mich zu dieser Meinung bzgl. GoT haben kommen lassen.
Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass das Ende von GoT in genau die gleiche, ja gar die selbe, Richtung geht. Fuer mich (der ich fast gar keine Fantasy lese) ist es das einzige Werk im Fantasy Genre, bei dem am Ende KEINE „guetige Kønigin weise ueber alle regiert“. Mit dem Rat um Tyrion sprieszt das zarte Pflaenzchen, hin zu mehr Selbstbestimmung der normalen Leute, vorsichtig aus dem Boden.

Und DESWEGEN ist GoT bis zum Ende so richtig gut … wobei ich zugebe, dass dies eher ein Meta-argument ist.

An dieser Stelle møchte ich auch nochmal sagen, dass ich die in GoT erzaehlten Geschichten voll interessant und faszinierend fand … trotz meiner Kritik, dass wir ja nur die Geschichten der Reichen und Maechtigen sehen.

Wieauchimmer, all diese Gedanken hatte ich schon vor einiger Zeit voll entwickelt. Neulich stolperte ich aber ueber einen Essay, in dem David Brin ueber genau das Gleiche schreibt, nur im Zusammenhang mit „Herr der Ringe“ (HdR).
So wie ich GoT findet er HdR voll toll; die Buecher und die Filme. Aber er argumentiert auch, warum die Geschichte antidemokratisch und fortschrittsfeindlich ist.

Er kann seine Argumente aber viel besser darlegen als ich die Meinigen und die selbigen kønnen (fast) eins-zu-eins auf GoT uebertragen werden … natuerlich mit dem wichtigen Unterschied, dass GoT das Gegenteil von HdR macht und den guetigen Kønig NICHT an die Macht kommen laeszt.

Und DAS ist ja eine gute Nachricht (ganz richtig fuer diese Zeit), dass populaere Kunst heutzutage so viel kann … wenn sie denn nur will :) .

William Golding’s Roman „Herr der Fliegen“ ist ja sehr bekannt.
Zur Auffrischung: eine Gruppe von Jungen erleidet Schiffbruch auf einer Insel. In Abwesenheit von Autoritaetspersonen tendieren die Jungs zu ihrem „angeborenen“ Charakter. Dies hat Gewalt und Verwilderung zur Folge, bis sie gerettet werden.

Dies machte natuerlich einen starken Eindruck auf die westliche Gesellschaft, so (relativ) kurz nach dem 2. Weltkrieg und allen dort erlebten Grausamkeiten.
Entsprechend nimmt dieses Buch — oder vielmehr dessen „Botschaft“ — eine wichtige Stellung im „kollektiven Gedaechtnis“ ein und inspirierte andere Werke die auf dieser (eher negativen) Idee aufbauen.
Die Resultate des Robbers Cave Experiments taten ihr uebriges, besagte negative Vorstellung der „angeborenen“ Eigenschaften der Menschen zu verstaerken.

Soweit zum Hintergrund. Neulich las ich nun einen Artikel (durchaus lesenswert, ist auch nicht lang), welcher mich darauf aufmerksam machte, dass die Bedingungen des Buches einmal tatsaechlich vorlagen.

Auf einer Insel Pazifik — ʻAta — strandeten 1965 sechs Jungs und saszen dort fest fuer 15 Monate. Trotz des nicht Vorhandensein jeglicher Autoritaet geschah das komplette Gegenteil von dem was in „Herr der Fliegen“ beschrieben ist. Die Jungs hielten zivilisatorische Handlungen (insb. Zusammenarbeit ohne Gewalt) aufrecht.
Dies entspricht eher den „romantischen“ Beschreibungen aus „The Coral Island“ und die Ironie dabei ist, dass „Herr der Fliegen“ Letzteres zum Teil ziemlich direkt als naiv „verspottet“.

Aber ehrlich gesagt … ich finde die Resultate des „Kontrollexperiments“ in der echten Welt viel toller. Die geben mir Hoffnung fuer den weiteren Weg der Menschheit als Ganzes :) .

Neulich hinterliesz ich dieses Kommentar in einem meiner Programme:

# I apologize to my future self for the mess this function is. But during
# testing it turned out that this is one of the bottlenecks and I tried
# to cut as many corners as possible. This lead unfortunately to
# „Tour-de-France-code

Es ist nicht ganz so schlimm wie in dem verlinkten Beispiel … aber schlimm genug, dass ich bereits beim schreiben ein schlechtes Gewissen hatte, darob des Gedankens, dass ich besagten Code in der Zukunft mal wieder „entschluesseln“ muss … trotzdem irgendwie lustig.