Am Ende des 20. Jahrhunderts (genauer gesagt 1991) platzte in Japan eine gigantische Immobilien- und Aktienmarktblase und stuerzte das gesamte Land in mindestens ein Jahrzehnt økonomische Stagnation. Unter Økonomen wird dieser Zeitraum als die „verlorene Dekade“ bezeichnet. Selbe Økonomen weiten den Begriff mittlerweile auch auf die darauffolgenden zwei Jahrzehnte (also 30 Jahre insgesamt) aus.

Nun will ich das alles gar nicht abstreiten. Die Spekulationsblase war definitv da und die platzte und einige makroøkonomische Kennzifferen gehen runter und stagnieren. In diesem Zusammenhang werden meistens genannt das jaehrliche Wachstum, das Bruttoinlandsprodukt, der sog. Geltungskonsum (all zu vereinfachend gesagt: alles was man sich als „Statussymbol“ kauft … also meine Playstation, aber in meinem Fall nicht das Fahrrad, denn das ist schon die billigste Methode um ins Buero zu kommen), die Produktivitaet pro Einwohner, nicht zu vergessen: der bei Økonomen so beliebte Aktienindex und andere solche Sachen.

Ich weisz, darob der Nuetzlichkeit makroøkonomischer Faktoren. Und oft genug kann man bestimmte Sachen auch gar nicht anders messen oder Situationen (ob historisch oder geographisch) nur damit vergleichen. Als Datenanalytiker werden ich deren Aussagekraft also mitnichten abtun.
Aber oft genug scheint mir, dass die Geschichten besagter Økonomen die damit argumentieren doch immer viel zu sehr in die Richtung des Maerchens vom ewigen Wachstum gehen. Und eigentlich immer mit dem Schluss, dass wenn ein Land wirtschaftlich nicht waechst … nun ja eben „verloren“ ist.

Jetzt muss ich erstmal kurz abschweifen, denn diese Ueberlegungen fuehrte ich, weil ich in Tokyo zwischen diesen (und anderen) Riesen …

… wandelte … und das sah mir ueberhaupt nicht nach drei Jahrzehnten andauernder Stagnation aus. Klar buchstaeblich zwei Straszen weiter standen weniger grosze Gebaeude die aelter aussehen, …

… aber „verloren“ scheint mir auch das mitnichten.

Hier ein anderes Beispiel ueber das ich im Internet stolperte (Screenshot von hier, denn wer weisz wie lange der Link noch verfuegbar ist):

Das ist wohl die Hauptstrasze in Akihabara 1985, also zu einer Zeit als fuer die Økonomen noch alles fein und in Butter war. Zum Vergleich hier die Hauptstrasze des Bezirks (nicht das selbe Gebaeude) im Jahre 2023:

Na klar, Akihabara hat sich von der super-nerd „Electric town“ mit den Laeden fuer Elektronikkram zum Zentrum fuer „mainstream“ Manga und (japanische) Popkultur entwickelt. Aber fuer mich sieht das nach 30 Jahren normaler Entwicklung aus, wie ich das von einer Weltstadt wie Tokyo erwarten wuerde; definitiv nicht wie drei „verlorene“ Jahrzehnte.

OKOK, das ist Tokyo … wie sieht das denn in Kleinstaedten aus? Hier ein Blick aus dem Bahnhof von Takeo:

Die Stadt ist ungefaehr so grosz wie Stendal und was ich auf dem Bild sehe, erinnert mich durchaus daran. Na klar, das ist keine belebte Metropolis, und es gibt vermutlich auch einen (seit langem anhaltenden) Rueckgang von traditionellem, produzierendem Gewerbe (und allem was damit einher geht), aber es sieht sicher nicht so aus wie ich das nach 3 „verlorenen Dekaden“ erwarten wuerde; vielmehr sieht’s genaus so aus wie anderswo in der sog. „westlichen“ Welt.

Lange Rede kurzer Sinn: was ich sah passte irgendwie nicht so richtig mit dem zusammen mit dem was ich erwartete. Deswegen schaute ich mal genauer auf andere økonmische Daten fuer die drei Jahrzehnte (und wenn møglich die Zeit davor). Dabei half mir diese Seite aber wie so oft mache ich lieber meine eigenen eigenen Grafen … die ich im naechsten Artikel zeigen werde.

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