Zuerst liesz ich mich darueber aus, dass DNA-Methylierung voll oft vorkommt (und urst wichtig ist). Dann verlautbarte ich, dass diese, der DNA angeheftete Zusatzinformation aber fast vollstaendig geløscht wird und deswegen eigentlich nicht auf die naechste Generation uebertragen wird.
Heute nun wird das „fast“ im zweiten Satz und der dritte Teil der meinen Artikeln zugrundeliegenden (anderen) Artikel wichtig. Zunaechst zur Wichtigkeit des Wortes „fast“.

Beim letzten Mal schrieb ich

[d]ie Ausnahmen sind […] zum grøszten Teil […] DNA-Abschnitte[n] [zuzuordnen] die bei der Reproduktion an andere Stellen im genetischen Code „springen“ kønnen. Das kann natuerlich fatale Konsequenzen haben und durch die Methylgruppen wird der Zelle mitgeteilt, dass die nicht „aktiviert“ werden sollen […].

Das aber betrifft die DNA-Methylierung der Gameten und deren Methylierung wird in der frisch befruchteten Eizelle ja auch wieder fast komplett geløscht (und neu geschrieben). Eine Veraenderung in der DNA-Methylierung der Gameten schafft es also høchstwaehrscheinlich ueberhaupt nicht bis in den Gonaden. Und wenn doch ist es unwahrscheinlich, dass diese auch an die Gameten aus denen die naechste Generation entsteht, uebertragen werden. Denn wie (auch) beim letzten Mal erwaehnt, findet bei der Erschaffung der Gameten eine zweite Løschung statt.

Lange Rede kurzer Sinn: das wird sehr sehr sehr sehr unwahrscheinlich, dass eine veraenderte DNA-Methylierung in den Eltern auch auf die Kinder oder gar Enkel uebertragen wird. Ich komme darauf zurueck, møchte aber erst auf den Fall eingehen, wann das doch passieren kann: wenn waehrend der Schwangerschaft (bspw.) eine Hungersnot auftritt.

Wenn das passiert wird die DNA-Methylierung des Embryos im gleichen Masze veraendert, wie die der Mutter. Das kønnte den Eindruck machen, dass die Veraenderung von der Mutter auf das Kind uebertragen wird. Aber wenn ich das richtig verstehe ist Ersteres unabhaengig von Letzterem, denn von der Erbinformation in der Eizelle abgesehen, uebertraegt die Mutter keine weitere DNA mehr auf das Kind.
Ist der Embryo nun weiblich, so kann diese Aenderung auch auf die (ueber)naechste Generation uebertragen werden, denn die Eizellen werden ja (beinahe) fix und fertig gemacht waehrend der weibliche Embryo heranwaechst. Es besteht also eine Chance, dass die Løschung waehrend der Gametogenesis fuer diese spezifische Aenderung nicht stattfindet, weil die Hungersnot immer noch anhaelt. Bei maennlichen Embryos ist das nicht der Fall, denn selbst wenn diese die veraenderte DNA-Methylierung „mitnehmen“, so werden Spermien konstant neu gebildet und irgendwann ist die Hungersnot vorbei.
Das alles ist wie immer stark vereinfachend zusammengefasst und ich mache bestimmt Fehler und habe selbst die Vereinfachung nicht richtig verstanden.

Letztlich laeuft alles auf zwei Dinge hinaus:
1.: JA; epigenetische Veraenderungen gibt es,
2.: ABER, es ist sehr sehr sehr unwahrscheinlich, dass diese ueber mehrere Generationen fortgetragen werden.

Das Problem weswegen ich bisher dachte, dass Epigenetik mglw. grøszere (soziale und gesellschaftliche) Folgen haben kønnte, lag nur indirekt (!) darin, dass ich beim Lesen wissenschaftlicher Studien immer nur beim 1. Punkt haengen geblieben bin. Das ist an und fuer sich erstmal nicht schlimm, auch wenn es sich bei bei denen eigtl. immer um Beobachtungsstudien handelte. Das sind wissenschaftlich legitime Studien, aber ueber deren Nachteile habe ich mich bereits an anderen Stellen ausgelassen.
Das Problem ist vielmehr, dass der 2. Punkt so viel sehr spezifisches und kompliziertes Hintergrundwissen aus einem Spezialfeld der Wissenschaft fordert, dass man da nicht einfach so drueber stolpert … … … auch wenn ich da einfach drueber gestolpert bin … aber es hat lange genug gedauert.
Oder anders ausgedrueckt: der erste Punkt ist relativ schnell erklaert und man muss sich gar nicht so viel Extrawissen aneignen um das zu verstehen; das ist beim 2. Punkt mitnichten der Fall.

Aber nun habe ich das getan. Wenn ich in Zukunft ueber Studien stolpere in der behauptet wird, dass Traumata der Groszeltern via DNA-Methylierung auf die Enkel uebertragen werden, denn werde ich davon ausgehen, dass solche Studien alle Nachteile von Beobachtungsstudien enthalten und die Schlussfolgerungen mit grøszter Skepsis zu betrachtet sind.
Toll wa! Wieder was gelernt :)

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