Neulich stolperte ich ueber einen Artikel mit dem Titel „A Self-Made Man„. Darin wird beschrieben wie Norah Vincent im Stil eines Guenter Wallraff fuer 18 Monate „undercover“ als Mann (mit neuem Namen „Ned“) unter Maennern lebt …

[…] to see what life was like on the other side of the gender divide.

Einen editierten Auszug aus dem Buch mit dem gleichnamigen Titel kann hier gelesen werden.

Interessant finde ich, wie sie, von „der anderen Seite“ aus, es empfand, sich mit Frauen zu treffen.

Vincent said the dates were rarely fun and that the pressure of „Ned“ having to prove himself was grueling. She was surprised that many women had no interest in a soft, vulnerable man.

In dem Zusammenhang schreibt sie ebenso, dass auch Menschen des gleichen Geschlechts oft genug nicht wirklich verstehen, was vor sich geht.

„My prejudice was that the ideal man is a woman in a man’s body. And I learned, no, that’s really not. There are a lot of women out there who really want a manly man, and they want his stoicism,“ she said.

Und noch eine andere Erfahrung scheint „in Echt“ gravierender zu sein als in der Theorie, denn …

[s]he was quickly reminded that in this arena, it’s women who have the power, she said.

Oder wie sie es ausdrueckt:

„In fact, we sit there and we just with one word, ’no,‘ will crush someone,“ she said. „We don’t have to do the part where you cross the room and you go up to a stranger that you’ve never met in the middle of a room full of people and say the first words. And those first words are so hard to say without sounding like a cheeseball or sounding like a jerk.“

Wenn man denn eine Zusammenfassung ihrer Erlebnisse schreiben møchte, so kønnte es vielleicht diese sein:

Norah began to empathize with the fear and stress men feel for having to always be the strong provider.

Das ist alles interessant und sehr praktisch.

Viel spannender fand ich aber, das es Aspekte gab, die nicht so richtig zu greifen waren. Einer dieser Aspekte war natuerlich, dass sie sich als jemand ausgab, der sie nicht war.

„The pressure of being someone that you’re not and … the fear of discovery and the deceit that it involves piles up and piles up. […]“

Mich duenkt auch Guenter Wallraff schreibt darueber.

Bei Norah Vincent fuehrte dies zu einer Depression. Als Ursache schlussfolgerte sie, dass man mit seiner Identitaet nicht herum spielt:

„When you mess around with that, you really mess around with something that you need that helps you to function. […]“

Und welches Gender wir sind ist ein verdammt wichtiger Teil unserer Identitaet!

Aber am Allerwichtigsten fand ich eine Sache, die ich hier schon so oft ansprach:

“ […] [a]nd I found out that gender lives in your brain and is something much more than costume.“

Unser Gehirn aber ist nicht nur durch unsere Gene (oder physikalisch/chemische Umwelteinfluesse) bestimmt, sondern auch durch die Gesellschaft in der wir aufwachsen. Gluecklich kønnen sich die schaetzen, bei denen das genetisch bestimmte Gender uebereinstimmt mit dem was die Gesellschaft erwartet.

Aber es ist ja nicht nur, dass „die Leute“ bestimmte Vorstellungen davon haben, wer mit wem ficken oder welches Geschlechtsteil haben „darf“. Oder auf welche Toilette jemand gehen oder welche Kleidung jemand anziehen „sollte“. Diese Dinge sind relativ direkt mit dem (sehr breiten) sexuellen „Phasenraum“ der Identitaet verknuepft.
Die Gesellschaft erwartet noch ganz andere Dinge bezueglich der Identitaet einer Person. Derartige Erwartungen basieren darauf, ob diese Person maennliche oder weibliche primaere Geschlechtsmerkmale entwickelte oder nicht (und denke da mal niemand, dass dies nur davon abhaengig waere ob das 23’ste Chromosomenpaar „XX“ oder „XY“ ist).
So wie bspw. hier:

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