Neulich stolperte ich ueber dies:

ficken

Dieser Artikel soll der Versuch einer Antwort sein, die einfach nicht zum Medium passen will in dem die Frage gestellt wurde.

Wir haben hier mindestens zwei Fragen:

1.: „Hat jemand brauchbare Quellen?“ … da frage ich mich doch, ob dieser jemand geantwortet hat und wenn ja, dann waere ich an diesen Quellen auch interessiert.

2.: Naja, der Rest halt. Hier im weiteren als „die Frage“ bezeichnet.

Die zweite Frage ist eine sehr gute Frage. Eine Frage, die sich mir auch stellt. Wenn auch nicht direkt so doch mindestens deswegen. Und darum schaute ich mich mal selber um, anstatt mir von irgendwelchen selbstverliebten Bloggern erklaeren zu lassen, wo der Hund begraben ist.

Und in Studies in Language, Volume 33, Issue 4, 2009, S. 612-643, fand ich den amuesanten und herrlich zu lesenden Artikel „The Grammatical Versatility Of Taboo Terms“ von Donna Jo Napoli und J. Hoeksema. Hier ein Scan des Artikels.

Ich werde im Folgenden umfangreich daraus zitieren.

Naehern wir uns erstmal Frage Nr. 2 aus einer anderen, allgemeineren Richtung: warum wird „ficken“ ueberhaupt als Schimpfwort benutzt?

Die Frage kønnte so beantwortet werden: weil es ein Tabuwort ist und

Taboo terms […] are intensifiers […].

Oder anders ausgedrueckt:

It flavors our speech, it shows great variation among social groups and especially social settings, and it changes all the time.

Aber das verschiebt das Problem eigentlich nur und erklaert nicht, warum Tabuausdruecke als solche auch benutzt werden. Die Antwort liegt in den Tiefen der Sprache versteckt, denn …

[…] the process of grammaticalization which turns these taboo terms into intensifiers is sensitive to pragmatics means […].

Es ist also praktisch. Und warum „fuck“, „shit“, „cunt“, „dick“, „damn“, „balls“, „bloody“, „slut“, „asshole“, usw. usf. (sprachlich) so  praktisch sind werde ich im weiteren im Detail ausfuehren.

„Fuck“ ist etwas Besonderes, denn es ist

[…] [a] taboo terms in all [its] uses […]. So both the literal sense of ‘fornicate’ and the etiolated senses in usages such as He’s fucked up and What a fucking mess! are taboo. Physicians, for example, are not likely to ask a post-operative prostate-cancer patient, “How’s fucking going?” but, instead, “How’s intercourse going?” And preachers might condemn premarital and extramarital sex with the word fornication, but not with the word fucking.

Im Allgemeinen lassen sich Tabuausdruecke in vier Gruppen einteilen: Religion, Gesundheit, Sex, und Kørperausscheidungen.

Many taboo terms, especially older ones, stem from religious and folk beliefs, such as terms having to do with the devil, hell, God, Jesus Christ [etc.] […].

Tabuausdruecke sagen also tatsaechlich etwas ueber unsere Gesellschaft aus; naemlich wie sehr diese anders ist, verglichen mit vergangenen Zeiten.
Unwillkuerlich frage ich mich da, was die Leute in 100 Jahre wohl ueber uns engstirnige Leute denken werden, die sich ueber „fuck“ aufregen.
Aber heutzutage IST es ein Tabuwort und dies hier:

Religion-based profanities can be exceptionally strong among believers […]

… gilt nicht nur in/fuer der/die Gruppe die in diesem Satz erwaehnt wird.

Ebenso gilt …

Life, death, and diseases form another source of taboos as well as taboo terms […].

Aber um zum eigentlichen Thema zurueck zu kommen:

Sex, reproductive organs, bodily functions, and sexual acts provide strong linguistic taboos, even today, in spite of the sexual revolution of the 1960’s and 1970’s.

Und damit haben wir eine weitere Antwort auf die Frage, was dies ueber unsere Gesellschaft sagt:

Much of what Freud […] wrote about the topic toward the end of the Victorian era is still true today, […].

Oder in anderen Worten: die Frage (!) und eine møgliche Antwort darauf drueckt aus, dass wir laengst nicht so modern sind, wie wir uns mglw. gern glauben machen. Oder klnnte es sein, dass in unserem fortgeschrittenen Alter „modern“, nun doch eigentlich ganz anders gemeint ist und dass das doch eigentlich schon immer so war?!
All dies ist mglw. auch unter der Kategorie „Generationenkonflikt“ einzuordnen.

„Ficken“ steht nun damit in folgendem Zusammenhang:

The use of euphemisms or indirect references such as the f-word […] clearly brings out the continued taboo status of much of our sexual terminology. […]

[…] [L]ikewise[…] the homophobic fag, […] [or] […] Masturbation […] [as a] basis for insults, such as British wanker and American jerk-off. […]

Fornication with someone you’re not married to is a (past?) taboo, with swear words that linger related to it, such as bastard. […]

Incest is another taboo that results in swear words […]: motherfucker. Body parts related to sexuality are frequently used as taboo terms alone or with other elements

Und auch …

[…] bodily excretions (e.g. shit, piss, farts, vomit, sperm, snot and (menstrual) blood) constitute powerful taboo topics, particularly for children, and provide us with an additional set of taboo terms to choose from, which can be exploited in somewhat counter-culture, youth-oriented venues, such as TV shows like Beavis & Butthead or South Park.

Das Letzte ist der bereits oben erwaehnte Generationen“konflikt“.
Was sagt der Gebrauch des Wortes „ficken“ also ueber die Gesellschaft? Mglw. auch, dass es „gegen das Establishment“ ist. Und da fragt man sich dann natuerlich, inwieweit die Frage ausdrueckt, dass man nun zum Establishment gehørt?

Ich als Vater frage mich auch, in wie weit ich mein Kind „_rein_“ halten will, was immer man sich auch hinter diesem Begriff vorstellen mag.
Aber dieses Unterfangen ist natuerlich aussichtslos. Dem bin ich mir bewusst. Deswegen darf der junge Mann der bei mir wohnt „Scheisze“ sagen.
Nur da bin ich wieder bei mir und meinem Wunsch nach einer „perfekten, strahlend reinen Kindheit“ fuer mein Kind. Ich fuehle mich dabei naemlich „komisch“ wenn er das sagt … vielleicht fuehle ich mich unrein (?) … und meine deswegen, dass er es nicht uebertreiben sollte.

Aber OK, ich kann dies nicht weiter ausfuehren, da ich das nicht weiter analysiert habe. Aber dies ist einer der Gruende, warum ich diese Frage als so wichtig empfinde.

Weiter geht es folgend:

[…] taboo terms based on sexual behavior […] may have their roots in religion […].

Many religions have/had rules about […] sexual continence […]. These were religious rituals with (perhaps unintentional) health consequences: […] the gene pool was protected; good hygiene was insured. The idea was that you were not a good believer or practitioner of the religion if you didn’t observe these rituals.

Da war es wieder: ein gutes Mitglied der Gesellschaft sein … wer møchte nicht gerne zum „Establishment“ gehøren?

Ich møchte mich noch gerne etwas laenger bei der Vielfalt von Tabus (und deren sprachlichen Ausdruecken) aufhalten. Beinhalten diese doch (mindestens indirekt) Informationen zum Zustand der Gesellschaft, auch wenn ich es nicht direkt in Worte fassen kann. Wichtiger ist mglw., was das empfinden solcher Wørter als Tabu ueber den Fragesteller aussagt. Und wenn ich hier, und weiter oben und bestimmt auch im Folgenden „den Fragesteller“ schreibe, so meine ich explizit (auch) mich. Denn ich schrieb ja oben, dass sich mir diese Frage(n) auch stellt.
Aber hier nun mehr zur Vielfalt von Tabus:

[…] [T]aboo terms […] that put down racial, ethnic, and religious groups (chink, nigger, […], yid, […] and on and on)

[…] insults based on physical attributes (cripple, lame, dwarf, fatty) used to be common and strong, but are definitely waning […]. And insults about ones lack of sexual activity or attractiveness (impotent, ice queen, ugly thing) […].

[…] taboos […] on discussing certain aspects of money. […] [T]he social taboo is there — but it has not realized itself in a linguistic taboo […].

Extreme political or social positions can be taboo among certain people, […] fascist, male chauvinist pig, […] feminist, ivy-league elitist […]. Yet, again, these terms don’t have the weight of a linguistic taboo.

We also can call people animals in some of the same kinds of situations in which we employ taboo terms (You […] pig […]!)

In the past name calling with respect to the infraction of some social rule was considered an extreme insult by some (liar); not so true today.

Likewise, impugning someone’s social class was a common and virulent insult in the past, as was disparaging one’s neatness (slob […]) […] or intelligence (stooge, mook […] moron, […] shit for brains […]) […].

In the past impugning someone’s gratefulness (ingrate) or their mental health (crazy, neurotic) were much more forceful insults than they are today.

Folgende Frage stellt sich mir da: wieso empfindet der Fragesteller bspw. „Ice Queen“ nicht als so schlimm, obwohl es doch im gleichen Themenbereich wie „ficken“ liegt? Ich habe da keine allgemeine Antwort drauf und meine persønliche Antwort ist nur so’n Bauchgefuehl.

Auch interessant finde ich, dass „Feminist“ in der Liste auftritt. Kann es doch mittlerweile tatsaechlich durchaus als eine Art Beleidigung, gesehen werden, in einigen der sozialen Kreise, deren Kommunikations ich lese. Dem war ich mir durchaus bereits bewusst, aber konnte es mir nicht eingestehen.

Im Allgemeinen soll diese Liste zeigen, dass Tabuausdruecke einem Wandel unterliegen.

Diese Aussage kann man auf zweierlei Weise interpretieren.

1.: Tabuausdruecke treffen tatsaechlich Aussagen ueber die Gesellschaft. Das schrieb ich bereits oben und das geht ja in die Richtung in die die Frage gestellt war.

2.: Der Fragesteller soll sich nicht so haben. Findet er doch die Tabus von vor 100 Jahren laecherlich und soll er sich doch mal in die Schuhe der Leute in 100 Jahren versetzen und nochmals ueber die Frage nachdenken.
Ich benutze in diesem Artikel uebrigens die maennliche Form, weil ich mich hier selber als Fragesteller sehe (siehe Kommentar weiter oben), verallgemeinere aber, weil nicht nur ich die Frage stelle.

Zeit fuer eine kurze Zusammenfassung des Geschriebenen:

[…] religion, health, sexuality, and bodily excretions trump all other general and normative values […]

Wie bereits oben geschrieben: weil wir als Gesellschaft immer noch so verklemmt sind, hat das Wort „ficken“ so eine „Wucht“ und wird deswegen benutzt um sich vom etablierten abzugrenzen.

Als interessanten Fakt, den ich so nie bedacht hatte noch schnell dies:

[…] the terms themselves differ in their senses, even when they relate to the same topics. For example, the pairs Jesus and hell (religion), […] dick and boob (sexuality), and shit and blood (bodily excretions), all have entirely separate senses. And across topics the words seem completely unrelated […]. Taboo terms are […] semantically disparate.

Find ich krass, wie mir eine so offensichtliche Tatsache nie aufgefallen ist.

Hier folgt ein Bruch. Denn møchte ich nun naeher auf die sprachliche (Aus)Nutzung von Tabuausdruecken eingehen. Die im Artikel vorgestellte Vielfalt der Sprache im Allgemeinen und die Gebrauchsvielfalt der Tabuwørter im Besonderen, ist der Grund, warum der Artikel so herrlich ist. Ein (intellektuelles) Festmahl :) .

Taboo terms speckle language in many ways.

Nein! Doch! Oh!

Tabuwørter werden benutzt in:

Exclamations […] Fuck! […] By golly!

Name calling […] You assfucker!

Maledictions […] Go fuck yourself! […] Suck a hairy moose cock! [Tihihi]

Dabei ist zu beachten,

[…] that many of these can be used with a positive connotation. For example, if someone gets a good grade on a test and he didn’t study at all for it, you might say You motherfucker! indicating how lucky the person is.

Ein anderes Beispiel waere

I’m going to kiss the hell out of you.

Ein interessanter Fakt am Rande:

lousy originally had the sense ‘louse-infested,’ but has evolved into a more general pejorative, milder even than nasty.

Und noch so eine Sache, bei dir ich mir nicht bewusst war, dass ich das seit vielen Jahren eigentlich wissen wollte:

[…] in communities with strong latino influence, […] we hear (You) pubic hair!, an exact translation from the Spanish pendejo!

Tihihihi :)

Das war es noch lange nicht! Aber zunaechst dies:

Taboo terms can also appear in ordinary statements with varying grammatical status. […] In all these functions, their effect is to strengthen or emphasize the utterance.

Das zielt zwar nicht direkt auf die Frage ab, aber ich denke, dass es wichtig ist um den Gebrauch von Tabuausdruecken besser zu verstehen.

Der variierende grammatikalische Status drueckt sich unter anderem aus in dem Gebrauch von Tabuwørtern als:

Primary predicates.
Taboo terms are used as primary predicates with non-literal, etiolated meanings. […] loss of hope (I’m cosmically fucked)

Primary predicates with P or PP. [Was immer das auch ist]
[…] English […] [has] a set of banishing commands that are particle verbs of taboo origin. […] Fuck off!

Secondary predicates.
Some terms […] are used as resultative secondary predicates, often without their taboo strength in these positions […] We were scared shitless.

Taboo terms as objects
[…] taboo terms in direct object position, for expressing physical abuse: beat […] the fuck […] out of someone. […] While the taboo term still has the grammatical function of direct object, it is not the theme argument of the verb today, but, rather an intensifier of the action, which is why taboo terms such as the fuck (which couldn’t possibly be a theme argument of a verb like beat) can occur in it.

Taboo terms as modifiers
[…] taboo terms are used as pejorative modifiers […] You’re a fuck-ass pathetic loser

Taboo terms as the non-head element of a compound
[…] One of the more productive taboo terms for such compounding is dick ([…] What a dick move).

Diese Maechtigkeit solcher Wørter! Und das war es noch laengst nicht. Denn wie oben geschrieben ist eine der wichtigsten Anwendungen:

Taboo terms as intensifiers.

Und …

[w]ith the force of a pure intensifier, taboo terms occur with a range of grammatical status.

Spannend!

It’s no surprise then that some taboo terms have developed into straightforward degree adverbials with the force of intensifiers but without any pejorative sense. […] That’s fucking awesome.

Notice that the taboo terms here function solely as intensifiers, in contrast to the pejorative uses [above].

Auszerdem gilt, dass

[…] sometimes a taboo term […] can have no function other than to intensify: […] Let’s get the […] fuck out of here

Aber dann war da noch, dass

[…] taboo terms can appear as the targets of comparison constructions involving predicates to indicate solely intensification: […] He was funny as hell.

Und letzlich:

[…] instances of taboo terms in elative compounds, which can nonetheless be viewed as involving intensification by modification in exactly the same way as more clearly phrasal cases of adverb + adjective.

Cool wa! Da muss man sich ueberhaupt nicht wundern, dass derart vielfaeltig zu gebrauchende Wørter, die sogar ihre Bedeutung ins Gegenteil verkehren kønnen, auch tatsaechlich vielseitig genutzt werden.

Eine Zusammenfassung des in diesem Abschnitt Geschriebenen kønnte so aussehen:

In sum, […] the elative compound examples in English […] are sensibly put in the class of intensification by modification.

Aber das war’s noch nicht! Nee, nee, nee, denn Sprache ist Wissenschaft. Und deswegen geht es spannend weiter. Und zwar mit

A few syntactic and semantic distributional properties of taboo terms

Als da waeren:

Wh-expressions
English wh-questions […] may be made more emphatic by means of various taboo terms […] Who the fuck gives a shit? /How the hell did he do that […]
In German, the corresponding pattern is wh zum Teufel […].

Emphatic denial or affirmation
Taboo terms can express emphatic rejection or denial, as well as emphatic affirmation.
The […] fuck I will.
[…] [R]elated is the rhetorical question used as an affirmative answer to a question Does the bear shit in the woods? Here the taboo term is not emphatic, but rather brings us down to the level of the most coarse and basic realities — the answer is obvious even if not mentioned in polite society.
It is also possible to put a taboo term in front of yes, no and yeah: Fuck no!

Taboo intensifiers licensed by other intensifiers
[…] Way the fuck over in Canada. [„Way“ ist der andere intensifier.]
The intensifier licenses the taboo terms; its absence yields ungrammaticality. […]
[…] the addition of […] the fuck adds force. […]
The most common intensifier to license taboo terms is so. […]
The licensing of taboo terms by intensifiers is a relatively new phenomenon […].

Polarity
Certain taboo terms are used as negative polarity items […]
I can’t see a […] fucking […] thing.
[…] give a […] (flying) fuck […]

Toll wa!

Das „wer zum Teufel“ ist eine indirekte Antwort auf die Frage und spielt in das was weiter oben steht: das war mal ziemlich schlimm den „Teufel“ beim Namen zu nennen; die Zeiten aendern sich aber.

Dito bzgl. „The licensing of taboo terms by intensifiers is a relatively new phenomenon“. Andererseits, eine offensichtlichere und viel einfachere Antwort waere die verdorbene Jugend heutzutage … … … .oO(whoopsie)

Diese interessante Analysie des Gebrauches von Tabuausdruecken laeszt sich folgendermaszen zusammenfassen:

Taboo terms are pragmatically coherent as a group (adding intensity) and they are employed in a wide range of distinct syntactic, semantic, and morphological contexts.

Oder anders: das sind (auch) alltaegliche Wørter ohne spezifische Aussage ueber die Gesellschaft.
Meiner Meinung nach ist dies ebenso eine Antwort auf die einleitende Frage.

Andererseits frage ich mich auch hier dadurch wieder, was das Stellen der Frage ueber den Fragesteller aussagt.
Und dann kommt mir der Gedanke: „Nur wer sich bewegt macht sich angreifbar“ … Deswegen nochmals zur Erinnerung: bereits all die vielen unterschiedlichen Aspekte unter denen die, diesen Artikel einleitende Frage, nur bis hierhin betrachtet wurden, zeigt, wie wichtig (und interessant) eben diese ist.
Hinzu kommen die noch viel wichtigeren Fragen, welche ich mir nur deswegen stellte.
Nur die wirklich wichtigen Fragen vermøgen das.

Aber genug der weiterfuehrenden Gedanken.

Bis hierher haben wir gelernt, dass

[…] taboo terms […] are semantically disparate.

Gleichzeitig gilt fuer die damit erschaffenen sprachlichen Konstruktionen, dass diese

[…] vary widely, and have little in common syntactically, semantically, and morphologically, apart from the fact that they all have an emotionally-charged character.

Oder in kurz:

[…] this semantically disparate set of lexical items seems to be treated […] as a unit by this wide range of constructions.

Ich finde das total spannend. Und so steht es dann auch in dem Artikel:

This fact is unusual. Normally, the enlistment of lexical items by various constructions is based on the category and features of the items in question, and these in turn are in part determined by lexical semantics, and in part arbitrary.

Und weil es so ein wichtiger Aspekt im Antwortraum der Frage ist hier nochmal:

In taboo constructions, however, lexical meaning appears to play no role.

Das ist so cool! Und die Assoziation des Gebrauches von Tabuausdruecken mit Kreativitaet ist nur ein weiterer Ausdruck dieser Coolness:

[…] taboo expressions are constantly being created […]. […] [P]resently we witness a flowering of taboo terms on the Internet, some showing impressive creativity.

In den Umkreis der Fragen, die aufkommen was die einleitenden Frage ueber den Fragesteller aussagt faellt auch dies:

[…] [T]he use of taboo terms spreads from one construction to another. […]
[…] [T]omorrow taboo terms may well pop up in a construction they’ve never been in before.

Wird unsere Sprache „verschmutzt“?

The answer surely has little to nothing to do with their semantics. To the contrary, the very fact that they are so disparate indicates that their denotations are largely irrelevant.

Oder anders: man møge doch mal schauen, ob die Substituierung von „ficken“ mit „risimif“ nicht dazu fuehrt, dass die Aufregung vorbei ist.

Dazu passt auch:

[…] the one thing these taboo terms have in common is precisely that they are taboo (for the general population).

*hust* … Establishment … *hust* … oder wenn es nur um „ficken“ geht kønnte eine Antwort auf die Frage sein, dass die Aufregung ueber den Gebrauch des Wortes „ficken“, insofern eine Aussage ueber die Gesellschaft trifft, dass Sex immer noch irgendwie unfrei ist … sexual revolution my ass!
Da waere dann auch wieder der „Reinlichkeitsaspekt“ von vorher. Eigene Kinder sind _immer_ asexuell fuer die Eltern und damit automatisch „rein“. Und natuerlich soll diese Reinheit „bewahrt“ bleiben. Aber hier beginnen mehrere vøllig andere, grosze und wichtige Themegebiete.
Ach ja, mir ist bewusst, dass die Frage spezifischer war als ich es am Anfang dieser paar Saetze darstelle und mir ist auch bewusst, dass ich die Frage / Antwort-Situation vøllig auf den Kopf stelle. Das zieht sich irgendwie schon durch den gesamten Artikel. Aber beim Lesen des Artikels erschien mir das als der deutliche interessantere Aspekt.

Die Verbindung zu Sex ist uebrigens eine so wichtige Sache, dass ich darauf an anderer Stelle nochmals zurueck komme. Das ist naemlich alles noch mehr verflochten und hat so viel extra Bedeutung, dass es an dieser Stelle zu weit fuehren wuerde.

Und damit komme ich endlich zum Ende dieses Artikels.

[…] for many speakers the use of a taboo term carries a pejorative connotation without information to the contrary. But linguistic and pragmatic context, especially tone of voice and facial expression, can remove all pejorative sense.

Ergo: alles ist laengst  nicht so schlimm, wie es fuer den Fragestellern mglw. den Eindruck macht.

Aber 140 Zeichen sind nicht genug um „pejorative sense“ zu entfernen, wenn man nicht zur „Gruppe“ gehørt.

Oder anders: sich aufzuregen ueber den nicht gemaehten Rasen, gehørt wohl zum elter aelter werden dazu ;P.

Ich møchte mit dem Gedanken abschlieszen, der mich durch grosze Teile beim Lesen des Artikels begleitet hat.

Wenn ich møchte, dass mein Kind das nicht sagt, dann muss ich es wohl immerzu selber sagen.

Oder besser: ich will lieber versuchen Sex tatsaechlich zu entmystifizieren … DAS waere dann wohl eine _echte_ sexuelle Revolution.

Update: Vier Monate nach dem Schreiben dieses Artikels hørte ich diesen Podcast diese Radiosendung. Meiner Meinung nach, lohnt es sich nicht die komplette Sendung zu høren. Aber zum hier besprochenen Thema, und insb. meiner mehrfach vertretenen Meinung, dass die Leute in 100. Jahren sich ueber unsere Aufregung bezueglich des Wortes ficken lustig machen werden, passt so schøn das Lied (?) zum Ende (ab 2:55:55, falls der Link dort nicht direkt hinfuehrt). Ganz konkret dann die Stelle bei 2:58:15.

Ich find’s toll, wenn die Puzzlestuecke (a.k.a. das Leben) so schøn zusammen passen :) .

2 Comments

  1. LeSpocky says:

    Der ursprüngliche Auslöser für die Frage waren übrigens Sticker o.ä. wie diese:

    FCK
    NZS

    Der Artikel beantwortet es ziemlich gut. Es gibt bei den Schimpfwörtern Bedeutungsverschiebungen bis zur Verkehrung ins Gegenteil. Man kann es also nicht wortwörtlich nehmen und einfach annehmen, dass hier die Fortpflanzung mit NeoNazis empfohlen wird, sondern es bedeutet das genaue Gegenteil bzw. sogar etwas völlig anderes. Spannend ist auch, dass das die meisten auch richtig interpretieren und nicht als Aufforderung zur Vermehrung mit rechten Spinnern verstehen.

    :D

  2. Tentacel says:

    Mhm … insb. dieses Beispiel betreffend ist damit eben gerade noch NICHT die ganze Sache geklaert … aber da muessen sich meine lieben Leserinnen und Leser noch etwas gedulden.

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