Heiszt „Mündigkeit im Zeitalter des Internet […] Linux beherrschen, Programmieren können“?

Und dass alle anderen „ausgeliefert sind“?

(Achtung, der originale Artikel zu dem Zitat ist hinter dem ersten Link, in dem von mir verlinkten Beitrag).

Ich stimme dem (originalen) Autor durchaus zu, dass das eine elitaere Meinung ist.

Aber dazu sage ich nur: Elitaer – Schmelitaer!

Das hinter dem Link stehende Video ist natuerlich nicht wørtlich, aber im uebetragenen Sinne zu verstehen. Meiner Meinung nach, sagt der Autor damit zwar teilweise die Wahrheit (dass man sich nicht mehr vor Technologie verstecken kann, weil sie sonst gegen einen eingesetzt wird), aber es schwingt auch das Folgende mit: was kuemmert mich, dass die Freiheit meines Nachbarn eingeschraenkt wird? Wenn der nicht programmieren lernen will, dann ist das doch nicht meine Schuld. Die Elite kann doch nichts fuer die im Dreck!
Oder anders: That’s not my department.

Ich møchte an dieser Stelle dem originalen Autor ENTSCHIEDEN widersprechen, dass Muendigkeit im sog. „digitalen Zeitalter“ elitaer ist!
Muendigkeit an sich war noch NIEMALS auf die Elite beschraenkt. Die Elite hatte es nur unendlich viel einfacher die Muendigkeit auch wahr zu nehmen.

Oft genug werden Menschen Opfer der Umstaende, aber ganz prinzipiell kønnen immer alle Menschen muendig werden. Denn nach Adorno ist

„Mündig […] der, der für sich selbst spricht, weil er für sich selbst gedacht hat und nicht bloß nachredet […]. Das erweist sich aber an der Kraft zum Widerstand gegen vorgegebene Meinungen […] Solcher Widerstand, […] ist eins mit Kritik, deren Begriff ja vom griechischen ‚krino‘, Entscheiden, herrührt.“

Inwiefern soll dies auf die Elite beschraenkt sein? Seit wann ist selber denken nur den 0,1% vorbehalten. Die Sache mit dem „entscheiden“ kann dann nochmal schwerer werden. Aber deswegen schrieb ich ja, dass viele Menschen „Opfer der Umstaende“ werden und, dass es fuer der Elite so viel einfacher ist, die Muendigkeit auch wahr zu nehmen.

Aber hieraus folgt dann auch, warum ich so ENTSCHIEDEN gegen das bin, was der (originale) Autor schrieb.

Durch den Computer im Zusammenhang mit dem Internet gibt es zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ein Werkzeug um seiner Muendigkeit Ausdruck zu verleihen, welches NICHT elitaer ist.
Man braucht nicht zur „programmierenden Elite“ gehøren, um dieses Werkzeug gebrauchen zu kønnen!
KEINE andere Technologie vorher erlaubte dies. Auch der Buchdruck nicht. Und wenn man mal bedenkt, was die Erfindung des modernen Buchdrucks ermøglichte  (naemlich das Zeitalter der Aufklaerung), dann kann man schon sehr gespannt in die Zukunft blicken. Trotz all der Rueckschlaege der letzten Jahre auf diesem Gebiet.

Weder Computer noch das Internet werden jemals wieder den Menschen entzogen werden. Auch wenn es vielleicht so aussieht.
Dadurch kann dieses maechtige, nicht elitaere Werkzeug auch bis in alle Ewigkeit von Oma und Opa gebraucht werden um deren Muendigkeit Ausdruck verleihen.

Beweise? Mhm … ich kann nicht programmieren und ich wage auch nicht zu behaupten, dass ich „Linux kann“. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, meiner Muendigkeit Ausdruck zu verleihen.

Um dies abzuschlieszen: JA, es ist NICHT Aufgabe der „programmierenden Elite“, dazu beizutragen, dass die Buerger ihre Muendigkeit wahrnehmen kønnen.
Das waere allzu schrecklich, denn dadurch wuerde naemlich nur die naechste Elite ausgebildet werden, die genau so weiter macht, wie bisher. Dieses Verhalten haben Eliten so an sich.

Um den Buergern zu helfen ihre Muendigkeit wahr zu nehmen, muss man aber bereit sein anzuerkennen, dass das eigene Steckenpferd eben gerade NICHT die Welt von sich allein rettet. Dass es eben NICHT ausreicht, selbst fuer sich alleine bspw. programmieren zu lernen.
Politische und gesellschaftliche Aktionen weit abseits des Programmierens (oder aller anderen Technologie) sind naemlich zwingend (!) nøtig. Sei es allgemein verstaendliche Vortraege halten oder Demonstrationen organisieren, das Aufstellen von Hackercamps und Hackerspaces oder das Schreiben von Pressemitteilungen, oder auch auf Kinder aufpassen, damit die Eltern technologische Vortraege besuchen kønnen etc. Und all dies muss zuerst geschehen, bevor man ueberhaupt damit anfangen kann, den Buergern die Technologie naeher zu bringen.
Man muss also von dem ganzen „Elitescheisz“ Abstand nehmen und wieder ein Buerger unter Buergern sein, trotzdem man programmieren kann.
Denn ansonsten kommt all dieses Wissen nicht zum Buerger, sondern die „programmierende Elite“ haelt Selbstgespraeche.
Oder anders: OF COURSE it is my department!

Interessant ist uebrigens, wie der (originale) Autor sich anscheinend auch zur Elite zaehlt. Ich denke die wahren 0.1% werden sich schøn eins ins Faeustchen lachen darob solcher Hybris.

Und ach so … Negativbeispiele kønnen ja auch zu was gut sein. Deswegen an dieser Stelle (auch wenn es dem (originalen) Autor sicherlich nicht zukommen wird): danke fuer den Arschtritt, dass ich endlich mal das gemacht habe, was ich schon laenger machen wollte. So schwer ist das naemlich gar nicht, und das trotzdem ich nicht zur „Elite“ gehøre.

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