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Beim letzten Mal erklaerte ich drei der vier Grøszen die ich beim Abschreiten des Wikipedialinknetzwerkes untersucht habe. Die vierte ist eine Grøsze, die ich Linkfrequenz nenne. In kurz ist die Linkfrequenz ein Zaehler pro Linklevel und Titel OB (aber NICHT wie oft) besagter Titel insgesamt beim Abschreiten der Linknetzwerke aller Titel (inklusive sich selber) als Link auftaucht. Das ist gar nicht so kompliziert, wie sich diese komprimierte Beschreibung mglw. anhørt. Im Prinzip schaue ich auf jedem Linklevel, welcher (anderen) Titel zitiert werden und zaehle dann die Linkfrequenz(en) fuer diese (anderen) Titel und dieses Linklevel einmal hoch. Das wird (hoffentlich) verstaendlicher mit einem Beispiel.

Dafuer ziehe ich das (etwas modifizerte) abgeschlossene Beispiellinknetzwerk von vor einiger Zeit wieder heran:

Als Beispiel folgen wir allen Linkketten die zu Borkenkaefer fuehren.

Auf Linklevel 0 von Baum und Frucht wird Borkenkaefer zitiert. Damit zaehlt der Linkfrequenzzaehler von Borkenkaefer fuer Linklevel 0 zwei mal hoch.

Auf Linklevel 1 von Kirsche (via Baum), von Apfel (via Baum) und nochmals von Apfel (wie Frucht) wird Borkenkaefer zitiert. Auch hier zaehlt der Linkfrequenzzaehler von Borkenkaefer nur zwei mal hoch (diesmal fuer Linklevel 1). Der Grund ist, dass Baum und Frucht von Apfel aus gesehen auf dem gleichen Linklevel liegen. Das bedeutet, dass Borkenkaefer zwei mal auf Linklevel 1 (von Apfel aus gesehen) zitiert wird. Aber da ich nur daran interessiert bin OB und NICHT wie oft ein Titel pro Linklevel zitiert wird, zaehlt der Zaehler fuer diese beiden Faelle nur ein mal. Dies wird noch zwei Mal der Fall sein und da schreibe ich dann nur „dito“ und meine die Erklaerung hier.

Auf Linklevel 2 von Kuchen wird Borkenkaefer 3 mal zitiert (via Kirsche und Baum, via Apfel und Baum, via Apfel und Frucht). Dito, denn es ist wieder der selbe Ursprungsartikel von dem aus dieses Linklevel erreicht wurde und deswegen geht der Zaehler nur ein Mal hoch.

Zum Abschluss wird der Linkfrequenzzaehler von Borkenkaefer auf Linklevel 3 zwei mal hochgezaehlt. Einmal von Kirsche aus gesehen (via Kuchen, Apfel, Baum und Kuchen, Apfel, Frucht; dito) und einmal von  Apfel aus gesehen (via Kuchen, Kirsche, Baum).

Insgesamt sieht die komplette Linkfrequenzmatrix fuer dieses kleine, abgeschlossene Netzwerk so aus.

TitelLinkfrequenzzaehler
fuer Linklevel 0
Linkfrequenzzaehler
fuer Linklevel 1
Linkfrequenzzaehler
fuer Linklevel 2
Linkfrequenzzaehler
fuer Linklevel 3
Baum2110
Frucht1110
Borkenkaefer2212
Apfel1100
Kirsche1100
Kuchen2020

Die Linkfrequenzzaehler von Kuchen sind etwas speziell. Von Apfel aus gesehen zaehlt der Zaehler fuer Linklevel 0 einmal hoch, dann geht der Algorithmus zu Kuchen und von dort weiter zu Kirsche. Kirsche ist auf Linklevel 2 (von Apfel aus gesehen) und zitiert nochmal Kuchen. Damit geht der Zaehler fuer Linklevel 2 um einen hoch. Der Algorithmus geht aber nicht zurueck zu Kuchen, denn dieser Titel wurde ja (von Apfel aus gesehen) bereits besucht. Das Gleiche passiert wenn Kirsche der Ursprungsartikel ist.

Das scheint etwas kompliziert und die Frage ist, wofuer ich das eigentlich brauche. Der Grund ist, dass ich bei ersten (noch nicht systematischen) Tests ein paar Merkwuerdigkeiten bei der Anzahl der neuen Links auf hohen Linklevels gesehen habe. Es scheint, dass es Seiten gibt, die (fast) immer nur ganz am Ende der Linkkette (bei Linkleveln ueber 50) zitiert werden. Durch die Beobachtung der Linkfrequenz hoffe ich diesen auf die Spur zu kommen. Sollte meine Vermutung richtig sein, sollten derartige Seiten Peaks in der Verteilung bei hohen Linkleveln haben. Dies im Gegensatz zu „normalen“ Seiten, bei denen ich eine Art Plateau bei kleineren bis mittleren Linkleveln erwarten wuerde. Die genaue Analyse wird das zeigen … und noch ein bisschen auf sich warten lassen, weil ich gerade so viele „Faesser“ aufgemacht habe.

Immer wenn ich sage, dass ich eine Serie abschliesze, dann stolper ich doch noch ueber etwas. In diesem Fall mit nicht so groszem Abstand wie sonst.

Ich møchte ich mehrere Sachen klarstellen, aber eigentlich laeuft alles auf nur ein Dingens hinaus. Interessanterweise fuehrt mich das zu einem aelteren Beitrag zurueck. Aber der Reihe nach.

Im allerersten Beitrag dieser Reihe schrieb ich:

Selbstverstaendlich tragen alle […] [Menschen] dazu bei, dass es den Menschen um sie herum gut geht … das ist wichtig fuer so eine Art grundlegenden Wohlstand.

Vøllig anders drueckte ich die selbe Sache in besagtem aelteren Artikel so aus:

Das Dumme ist: der Weltraum ist voll von Gefahren. Und die „Intelligenzia“ hat oft die Eigenschaft, kuemmerlich auf solche Gefahren zu reagieren. Das kønnte jetzt zwar nur ein Vorurteil sein, aber die allermeisten Nobelpreistraeger wirken nicht so, als ob sie alleingelassen im Wald ueberleben wuerden.

Beide Male druecke ich aus, dass es ueberhaupt nix bringt, wenn es NUR superschlaue Leute gibt. Dies deswegen weil es superschlaue Leute nur geben kann, wenn andere Menschen diese am Leben erhalten indem besagte andere Menschen die Haeuser bauen und die Kartoffeln anbauen. Ebenso braucht es schlaue, aber nicht ganz superschlaue Pesonen (also die normelen Universitaetsabsolventen wie ich), denn Erstere arbeiten Letzteren zu. Egal wie toll der oder die zukuenftige Nobelpreistraeger(in) ist, wenn diese oder dieser nicht mindestens dutzende von Doktoranden und Doktorandinnen haette, wuerden die vielen wunderbaren Ideen nur reine Theorie bleiben. Der Grund ist natuerlich, weil besagte Doktorandinnen und Doktoranden die eigentliche „Handarbeit“ machen und das Gesamtbild, welches fuer das Voranschreiten der Menschheit sorgt, sich erst ueber viele Jahre ergibt.

Und hier liegt ein haeufiger Denkfehler semiintelligenter Menschen. Die halten sich naemlich fuer extra schlau und viel von sich selbst. Entsprechend wollen solche Personen oft NUR die Intelligenz førdern. Sei es, dass nur Begabtenschulen oder „Elite“universitaeten (so sinnvoll und wichtig ich beide Konzepte durchaus finde) positiv erwaehnt und geførdert werden und der Rest des Bildungssystems verkommt, oder so wahnwitzige Ideen, dass sich nur Leute mit Diplom fortpflanzen sollten. Zu meiner Schande muss ich sagen, dass ich als sehr junge Person, mit fast gar nicht vorhandener Lebenserfahrung, kurz nach der Schule durchaus auch dieser Meinung war … *seufz* … Zum Glueck sind Menschen in der Lage ihre Meinungen zu aendern.

Im oben zitierten aelteren Artikel schrieb ich ein bisschen dazu, was natuerliche Selektion bzgl. Intelligenz fuer negative genetische Auswirkungen auf die Gruppe der Ashkenzijuden hat. Aber letztlich wird das dort Geschriebene nur angenommen und man hat keinen direkten Beweis. … Dies ist das Stichwort um den Vorhang auf zu machen fuer Kotrschal, A. et al., denn die haben bereits 2012 mittels kuenstlicher Selektion Guppies mit grøszeren und kleineren Gehirnen (divergente Selektion nennen die das) gezuechtet und das Experiment in Current Biology 23 (2), p168–171, 2013 im Artikel mit dem Titel „Artificial Selection on Relative Brain Size in the Guppy Reveals Costs and Benefits of Evolving a Larger Brain“ vorgestellt (sollte frei sein, wenn nicht: *hust*).
Diese Selektion ging erstaunlich schnell:

[…] brain size responded rapidly to divergent selection […]. Relative brain size was already 9% larger in the upward- compared to the downward-selected lines after two generations of selection.

Und grøszere Gehirne bedeuten (innerhalb einer Spezies) tatsaechlich høhere Intelligenz:

[…] large-brained females [were] outperforming small-brained females in the learning assay […], thereby providing direct evidence for a positive association between relative brain size and cognitive ability. Interestingly, no difference was found between males of different brain sizes

Die Maenner waren wie immer zu doof, trotz grøszerer Gehirne. Ist ja bei den Menschen nicht anders, duenkt mich.

Das ist also absolut møglich, innerhalb relativ kurzer Zeit die (zahlreichen!) Intelligenzgene durch kuenstliche Selektion zu bevorzugen. Allerdings wurde das teuer erkauft:

Gut size differed between selection lines by 20% […]. […]
Offspring number was […] 19% lower in the large-brained lines as compared to the small-brained lines, which shows that the evolution of a larger brain has a strong negative effect on an important reproductive trait.

Das hatte man schon laenger vermutet. Zum Einen braucht das Verdauungssystem nach dem Gehirn die meiste Energie und der Kørper muss ds gut haushalten um zu ueberleben. Soweit ich weisz, kann man relativ gut nachverfolgen, dass die Verdauungssysteme der Spezies Homo kleiner wurden, wann immer unsere Vorfahren bessere (permanente) Nahrungsquellen fanden. Zunaechst mehr Fleisch als Gemuese und dann die Nutzbarmachung des Feuers. Im gleichen Zuge wurden unsere Gehirne grøszer.
Zum Anderen sind Meeressaeuger und Primaten (inkl. Homo Sapiens) mit Abstand die intelligentesten Saeugetiere, es sind aber auch die mit den geringsten Geburtenzahlen.
Man hatte fuer diese beiden Vermutungen nur noch keinen direkten Beweis.

Da ist also was zu holen, aber Intelligenz ist nicht nur auf einem oder ein paar wenigen Genen verteilt. Soweit ich den Stand der Forschung diesbezueglich ueberblicke, stehen sehr viele Stellen im Genom mit der Entwicklung des Gehirns und der Intelligenz in Verbindung und diese Stellen sind verkreuzt mit anderen Sachen wobei Herumwurschteln in den anderen Sachen dann gerne unangenehme Folgen haben kønnen. Deswegen scheint mir, dass gezuechtete „Intelligenzuebermenschen“ im Schnitt eher krank und schwaechlich sein werden. Kurzfristig waere das mglw. ein Gewinn, aber es wuerde dem wirklich langfristigen Vorankommen der Menschheit eher im Wege stehen. Die geringere Fortpflanzung spricht fuer sich, aber wenn die Menschheit permanent kuenstliche Nahrungsquellen braucht, dann ist das insgesamt kein robustes System mehr, wenn da mal ’ne grøszere Katastrophe (bspw. ein Virus) kommt.

Und deswegen plaediere ich in den Artikeln dieser Reihe (und auch im Allgemeinen) so sehr dafuer, die Lebenssituation ALLER Menschen zu verbessern. Denn da gibt es noch etliche (andere) „low hanging fruit“ die „geerntet“ werden kønnen, ohne permanente, alles kaputt machende Nebenwirkungen.

Im vorigen Artikel erwaehnte ich kurz die weitumfassenden Programme um dem Jodmangel entgegen zu wirken. Diese fanden grosze Aufmerksamkeit zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg. Mittlerweile wissen nur noch (verhaeltnismaeszig) wenige Menschen, warum denn Iodsalz zum Kochen verwendet werden sollte. Dies liegt daran, dass zumindest in den westlichen Laendern niemand mehr die Auswirkungen von Iodmangel auf den menschlichen Kørper (buchstaeblich) vor Augen hat; dies aufgrund des ueberwaeltigenden Erfolgs dieser Programme. Im zitierten Beitrag schrieb ich auch, dass das eine sehr, sehr gute Sache ist.

Ungefaehr zum gleichen Zeitpunkt stolperte ich ueber Black Like Me von John Howard Griffin und ich empfehle das Buch unbedingt zu lesen, denn zumindest mich und meine Sicht auf die Welt hat es nachhaltig beeinflusst.

Kurz zum Inhalt: der Autor untergeht eine Behandlung die seine Haut schwaerzt und reist Ende der 50’er Jahre fuer einige Wochen als „Negro“ (wie es damals noch ueblich war zu sagen) durch den Sueden der USA.
Es ist furchtbar zu lesen, wie Menschen andere Menschen behandeln … aber leider ist das ja nichts Neues :( .

Es gibt einen Grund, warum ich dieses Buch im Zusammenhang mit dem ganz oben Geschriebenen erwaehne. Dieser ist, dass es mich (indirekt) darauf aufmerksam machte, dass wir als normale Individuen der Gesellschaft im Grunde nicht wirklich etwas ueber die Gruende der Buergerrechtsbewegungen der 60’er Jahre wissen. In den USA war diese zu groszen Teilen gepraegt durch die (bis heute nicht wirklich beantwortete) Frage der Integration nichthellhaeutiger Menschen (denn dies betrifft viel mehr Menschen als die Nachkommen der Sklaven in den USA).
Hinzu kamen all die Fragen bzgl. der Gleichberechtigung von Frauen und nicht-(gesellschaftlich)-konservativer Menschen (vulgo: Studentenbewegung). Zumindest die letzten zwei Themenstellungen waren auch in Europa relavant.

Und da war es wieder, das Praeteritum. Warum eigentlich? Denn natuerlich ist das immer noch relevant! Es gibt politische und gesellschaftliche sehr erfolgreiche Kraefte in der westlichen Gesellschaft, die dem Vorankommen menschenfreundlicher Ideen massiv im Weg stehen, ja das bereits errreichte wieder rueckgaengig machen wollen. Seien es politische Parteien (bspw. die offensichtlichen Naziparteien, aber damit meine ich auch andere sog. „konservative“ Parteien) oder der Arbeitskollege (leider oft genug auch die Arbeitskollegin!) der ernsthaft meint, dass Frauen sich doch nicht so haben sollen, denn es war doch schlieszlich eine Frau viele Jahre Bundeskanzlerin.

Aber das war ja schon oft genug Thema in diesem Weblog und ich wollte eigentlich auf das Folgende hinaus: es ist auch hier sehr gut, dass wir das Elend (von dem ein wichtiger Teil in dem Buch beschrieben wird) nicht mehr vor Augen und vergessen haben. Ist es doch ein Zeichen von massivem Fortschritt. Aber vielleicht sollten wir versuchen uns doch daran zu erinnern, denn wir sind laengst noch nicht fertig mit dem Aufbau einer besseren Gesellschaft; fuer Letzteres ist es immer wichtig zu wissen, warum man das eigentlich macht. Und unter Anderem deswegen lege ich die Lektuere dieses Buches wirklich ans Herz. Es ist auch relativ kurz (nur ca. 150 Seiten) und schnell gelesen (ich brauchte 2 Tage) und wem es zu umstaendlich ist in die Bibliothek zu gehen … øhm … *hust*.

Um diese Reihe abzuschlieszen møchte ich auf eine groszflaechige, kuenstlich eingefuehrte, Gesundheitsmasznahme hinweisen, die uns allen bekannt ist: Iodsalz.

Meist benutzen wir das, weil unsere Eltern uns sagten, dass das wichtig ist. Wenn das Wissen ueber „Tradition“ hinaus geht, dann weisz man vielleicht noch, dass die Schilddruese das braucht und damit man keinen Kropf bekommt.
Deutlich weniger bekannt in der allgemeinen Bevølkerung durfte der folgende Fakt sein:

Iodine deficiency is the leading cause of preventable intellectual disability […].

Und das ist eine verdammt gute Sache, dass das weniger bekannt ist, denn das angeborene Jodmangelsyndrom ist zumindest in westlichen Laendern sehr selten geworden. Dies liegt daran, dass vor ca. 100 Jahren besagte westliche Laender begannen Masznahmen einzufuehren, die dem kronischen Iodmangel entgegenwirken.

Eine Studie dazu zeigte fuer die Schweiz, dass Kinder, geboren nach der Einfuehrung von Iodsalz, im Schnitt laenger in der Schule blieben, bzw. dass (relativ gesehen) mehr Menschen høhere Abschluesse erhielten.
Eine andere (Meta)Studie kann den Effekt fuer chinesische Kinder sogar auf (im Schnitt) neun zusaetzliche IQ-Punkte quantifizieren.
Noch eine andere Studie (*hust*) zeigt den Effekt den Iodsalz auf das (durchschnittliche) Einkommen in den USA hat (11 % mehr Geld, mit den zu erwartenden „Nebenwirkungen“).
Dies sind aber nur drei Studien zu einem Effekt der seit langem bekannt und gut untersucht ist.

Ich erwaehne dies explizit, denn es ist so wichtig, weil die Einfuehrung von Iodsalz primaer den Lebensstandard der Menschen erhøht durch deutlich weniger Leiden durch Schilddruesenunterfunktion. Und solch eine allgemeine Masznahme, die gut ist fuer alle Menschen (!), muss nicht mal viel kosten, denn bspw. die Zugabe von Iod erhøht den Preis von Salz um nur ein paar Cent pro Tonne.

Auszerdem ist dies ein ganz konkreter Beweis dafuer ist, dass die Verteilung der Intelligenz einer groszen Population mittels sehr einfacher Masznahmen beeinflusst werden kann.

Und nun ist die Frage, inwiefern die gigantischen technologischen Schritte welche die Menschheit seit ca. den 50’er Jahren genommen hat, auf eben eine solche Verschiebung durch Iod zurueckgefuehrt werden kann.
Und die 50’er sind wichtig, denn das war die Zeit, als die 1. Generation von Kindern welche mit Iodsalz aufgewachsen ist, sich im Berufsleben etablierten.

Auszerdem ist die Frage, inwiefern dies zu den gesellschaftlichen Unruhen der 60’er und 70’er gefuehrt hat. Letztere sind naemlich ganz offensichtlich auch dadurch zustande gekommen, weil insb. junge Menschen mehr und mehr selber gedacht haben und sich nicht mehr durch ein das-war-schon-immer-so haben abspeisen lassen. Und wir profitieren von all dem (sei es durch Gleichberechtigung oder den Laptop auf dem Tisch).

Deswegen zum Abschluss: immer schøn fuer Sachen sein, die den Lebensstandard ALLER Menschen erhøhen. Das lohnt sich langfristig so krass, dass eventuelle, individuelle, kurzfristige Gewinne das nie im Leben ausgleichen kønnten.

Weil mir der kleine Mann hinterherspioniert, weisz ich jetzt, dass ich seit Jahren einen Eintrag in der IMDB habe.

Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht … trotzdem cool wa!

Nun brauche ich nur noch einen Wikipediaeintrag.

An dieser Stelle (mal wiedr) ein Danke an besagten kleinen Mann, dass er das gefunden und mich darauf aufmerksam gemacht hat.

Ich weisz, dass ihr, meine lieben Leserinnen und Leser ganz gespannt auf die Ergebnisse wartet. Aber ihr seht ja auch, dass ich z.Z. ein bisschen mit anderen Projekten abgelenkt bin.

Weil ich das Kevin Bacon Projekt nicht ganz ruhen lassen will, habe ich mir gedacht zwei kurze Beitraege bezueglich den Daten die ich eingesammelt habe zu schreiben. Mich duenkt dass ich das in diesem sehr detaillierten und technischen Beitrag bereits erwaehnte.

Bisher ging es aber nur um das (super spannende und interessante) „Vorspiel“ … also die Erklaerung was ich eigentlich gemacht habe, um das Linknetzwerk der Wikipedia zu analysieren … abgesehen von der Analyse die nicht das „Abschreiten“ des Linknetzwerks benøtigte.
Dies wurde dann alles in ein Programm implementiert und besagtes Programm lieferte die gewuenschten Resultate — die oben erwaehnten eingesammelten Daten. Drei dieser Grøszen sind einfach zu verstehen. Die vierte erhaelt ihren eigenen (kurzen) Beitrag.

Am anschaulichsten scheint mir zu sein, den Prozess des „Abschreitens“ des Linknetzwerks nochmal durchzugehen und fuer jede Grøsze zu besprechen.

Am Anfang nehme ich einen Wikipediabeitrag (oder Titel wie ich es auch nenne). Dieser ist auf Linklevel 0 und hat eine gewisse Anzahl Links als „Ausgaenge“ zum Linklevel 1. Die _totale_ Anzahl dieser Links notiere ich mir fuer Linklevel 0. Als Beispiel nehme ich an, dass es 23 Ausgaenge waren zu 23 verschiedenen Wikipediaseiten.

Linklevel 1 besteht nun aus ALLEN diesen 23 Seiten. Diese 23 Seiten haben INSGESAMT wieder eine gewisse Anzahl Links. Nehmen wir als Beispiel an, dass es im Durchschnitt 10 Links pro Seite sind. Damit is die _totale_ Anzahl Links fuer Linklevel 1 zu Linklevel 2, fuer diesen ganz spezifischen, am Anfang gewaehlten, Wikipediabetrag, 230.
Nun nehmen wir weiter an, dass 5 von den 23 Seiten jeweils einmal auf besagten urspruenglichen Wikipediabetrag zurueck verlinken. Das hat zwei Folgen.
Zum Einen sehe ich ein Zurueckverlinken-zum-Ursprung als Selbstreferenz und die Summe aller Selbstrefrenzen notiere ich mir pro Linklevel. Das machte ich auch schon bei Linklevel 0, aber dort ist die Anzahl der Selbstreferenzen meist Null.
Zum Zweiten folge ich nur Links zu Seiten die ich vorher noch nicht besucht habe. Als Beispiel nehme ich an, dass die restlichen 225 Links alle zu verschiedenen Seiten gehen. Diese Zahl, die Anzahl aller _neuen_ (einzigartigen) Links, notiere ich mir auch per Linklevel (und urspruenglichen Wikipediabetrag).

Auf Linklevel 2 habe ich nun 225 Seiten. Ich nehme wieder 10 Links pro Seite (im Durchschnitt) an. Das macht dann 2250 _totale_ Links auf Linklevel 2. Desweiteren nehme ich an, dass da 50 Selbsreferenzen dabei sind. Auszerdem sehe ich, dass fuer dieses Fantasiebeispiel im Schnitt jede Seite auf Linklevel 2 eine Seite zitiert, die ich schonmal auf Linklevel 1 besucht habe. Das waeren also 225 „Zurueckverlinkungen“, die NICHT zum Urpsrung gehen (und somit keine Selbstreferenzen sind) denen ich aber ebenso nicht folge, damit ich nicht in Schleifen gerate. Die Anzahl der _neuen_ (einzigartigen) Links ist also: 2250 Links – 50 Selbstreferenzen – 225 Zurueckverlinkungen = 1975 Links

Auf Linklevel 3 habe ich nun 1975 Seite und das Spiel geht immer weiter, so lange, bis es keine Verlinkungen (oder Ausgaenge) mehr, zu Seiten auf denen ich noch nicht war, gibt .

In Tabellenform sieht das Fantasiebeispiel so aus:

Linkleveltotale LinksSumme der Selbstreferenzenneue Links
023023
12305225
22250501975
75101
76000

Das Ganze geschieht nun fuer alle (beinahe) 6 Millionen Wikipediatitel und wie die Verteilung dieser Grøszen pro Linklevel aussieht ist das, was mich interessiert. Aber das soll genug sein fuer heute.

Heute mal in kurz eine Leseempfehlung: The Lessons of Lucasfilm’s Habitat. Dort schreiben zwei der Schøpfer des allerersten groszformatigen (mehr als 10-tausend Spieler) MMORPG ueber ihre Erfahrungen.

Eigentlich gebe ich fuer solche Artikel keine Leseempfehlungen. Weder ist das extra dolle spannend, noch super gut geschrieben (es ist normal gut geschrieben), und auch nicht besonders wichtig. Aber fuer Gamer und Leute die mit Technik (und insb. Programmieren) zu tun haben ist das eine schøne Erinnerung, sich mal zu besinnen, wie das frueher war.

In den technischen Teilen (die nicht so schwer verdaulich sind) wird auf Sachen eingegangen, die wir mittlerweile als einfach gegeben hinnehmen.
Es war bspw. laengst nicht immer so, dass alle Computer mit allen anderen „sprechen“ konnten. Jedes Netzwerk, oder jeder Computerhersteller, hatte eigene Protokolle wie die Bits ausgetauscht (und strukturiert) werden muessen. Zum Zeitpunkt als Habitat lief, wurden bereits seit laengerer Zeit allgemeine Protokolle diskutiert und entwickelt. Schon „komisch“ zu sehen, dass auch mal andere Sachen als TCP/IP ernsthaft in Betracht gezogen wurden, als die Sprache des Internets (auch wenn ich das schon vorher wusste, aber eher auf einem abstrakten Niveau).
Eine (andere) witzige Sache ist, dass die Autoren den Lesern objektorientiertes Programmieren versuchen schmackhaft zu machen. Ich wusste, dass es das nicht immer gab. Ich wusste aber nicht, dass die Speicherverwaltung bei objektorientierten Sprachen auch mitbedacht werden muss … krassomat … so viele Sachen sind mir nicht bekannt und vor mir „versteckt“, damit mein Leben und Arbeiten mit den Maschinen einfacher ist.
Und natuerlich ist die Beschreibung des Arbeitens mit damals cooler und weitverbreiteter, aber dennoch sehr beschraenkter Hardware durchaus interessant mal zu lesen. Ich wusste gar nicht, dass zehntausende Menschen mit dem Commodore 64 ins Internet (damals natuerlich noch nicht das WWW) gegangen sind. Mir war zwar bewusst, dass das ging, aber nicht wie relativ einfach das gewesen sein muss, dass das nicht nur ’ne handvoll Hacker geschafft haben.
Als Letztes sei diesbezueglich erwaehnt, dass es cool ist zu sehen, dass viele der Vorschlaege von damals wirklich umgesetzt wurden … die haben getraeumt und deren Traeume sind wahr geworden

Fuer Gamer eher von Interesse sind die Anekdoten, wie sich diese erste aller wirklich groszen online-gaming-Gemeinschaften verhalten und entwickelt hat. Es gab bspw. damals schon Trolle, die alle einfach so umgebracht haben. Im Gegenzug ist da dann aber auch der griechisch-orthodoxe Priester (in echt jetzt), der dem ganz prinzipiell entgegen stand und dann eine der allerersten Onlinereligionen gegruendet hat (die wohl auch ein relativer Erfolg war).
Auch schøn zu lesen war, wie unterschiedlich Konflikte geløst werden kønnen und ich frage mich, ob da heutige Communities nicht viel von lernen kønnten.

Wieauchimmer, viel Spasz beim lesen (und ich ermuntere nochmals, sich durch die eher technischen Abschnitte durchzubeiszen)

Heute schreibe ich dann endlich mal worauf ich eigentlich hinaus wollte mit der ganzen Serie.

Als kurze Wiederholung: beim letzten Mal simulierte ich den IQ von 100 Millionen Personen und zeigte die Verteilung mit linearer und logarithmischer Ordinate. Ersteres verdeutlichte sehr gut, dass extrem wenige Menschen wirklich schlau sind weil man im Bereich ab einem IQ von 160 nix sieht bei linearer Ordinate. Letzteres zeigte, dass es da aber dennoch ein „Signal“ gibt.
Ich schloss beim letzten Mal dann ab, dass bei der Simulation noch kein Laplace dabei war (IQ = 190) und ich die Simulation deswegen nochmal durchfuehrte mit 8 Milliarden „Menschen“.

Hier ist das Ergebniss im relevanten Bereich (plus eine Standaradabweichung nach link):

Das was hier zu sehen ist, ist der gesamte rote Bereich, der beim letzten Mal in der linearen Darstellung (fast) nicht zu sehen war. Und obwohl das Maximum der Glockenkurve die Skala der Ordinatenachse gar nicht mehr „nach oben zieht“ so macht sich  der relevante Bereich ab einem IQ von 160 gerade so „bemerkbar“.
Weltweit sollten wir fast 72-tausend Kopernikuesse haben, ungefaehr 800 Keplers und sogar 4 Laplaces (oder 3 Laplaces und 1 Newton) … ich frage mich, wie viele davon gerade versuchen im laendlichen Indien oder China in ’nem Reisfeld ihr Abendbrot anzubauen … Einen Leibniz sehe ich immer noch nicht.

Nun muss ich etwas ausholen, um dann direkt zu meinem eigentlichen Argument ueber zu gehen.

Auch wenn ich meine, dass …

[…] so Aussagen wie „Wenn das Baby gestillt wird, dann erhøht das den IQ im Schnitt um drei Punkte“ […] albern und groszer Quatsch auf individuellem (!) Niveau [sind]

… so ist hierbei zu beachten, dass ich explizit „auf individuellem (!) Niveau“ schreibe. Auf gesamtgesellschaftlichem Niveau scheint das naemlich durchaus zu stimmen (Kapitel 9 ist eine Rundschau ueber mehrere Studien diesbezueglich). Und da scheint sogar ein Effekt uebrig zu bleiben, wenn man die offensichtlichsten Størfaktoren (bspw. die Intelligenz der Mutter oder das Einkommen der Familie) „herausrechnet“.

Es kønnte also unter Umstaenden extrem einfach sein, die Intelligenz der Gesamtbevølkerung positiv zu beeinflussen. Man kønnte bspw. Vaetern und Muettern nach der Geburt eines Kindes gesetzlich lohnarbeitsfreie Zeit zugestehen.
Der Einfachheit halber nehme ich mal, dass das Stillen den IQ im Durchschnitt um 5 Punkte erhøht. Anschaulich gesagt bedeutet dies ganz einfach, dass sich der Mittelwert der Normalverteilung um 5 Punkte nach rechts verschiebt. Das wiederum bedeutet dann, dass im relevanten Bereich der besonders schlauen Menschen, die hier blauen dargestellten Anteile  hinzu kommen:

Anstatt 4 Laplaces haben wir nun 33! Und endlich auch einen Leibniz (naja fast, die Verschiebung der Verteilung fuehrt zu einem Ereignis bei einem IQ von 202).

Und nun kønnte man ueberlegen, ob mglw. taegliches frisches Obst im Kindergarten und in der Schule auch einen +5 Punkte Effekt hat. Und Aha! Kindergarten! Das macht vielleicht auch nochmal +5 Punkte. Oder da war doch auch was mit Blei. Das kønnte man doch endlich mal aus dem Flugbenzin (zugegeben fuer kleine Flugzeuge mit Kolbenmotor) und der Umwelt an sich (gesetzlich) entfernen … kein Blei im Blut hat einen Effekt von 10 IQ Punkten!!! (Anmerkung: hach ist das schøn, wenn die Resultate øffentlicher Forschung ohne Umstaende auch der Øffentlichkeit zur Verfuegung stehen) … das ist uebrigens auch meine grøszte Sorge wenn Solarzellen sich immer weiter verbreiten, denn die enthalten ein paar Gramm Blei (Punkt 22.1) … andererseits arbeitet die Industrie wohl bereits daran dies deutlich (oder gar komplett) zu reduzieren … aber ich schweife ab.

Natuerlich kann man die Intelligenz auf diese Art und Weise nicht bis ins Unendliche erhøhen. Aber mich duenkt, dass +15 Punkte durchaus møglich sind ohne all zu exotische Masznahmen. Bspw. indem wir einen mitteleuropaeischen Lebensstandard ueberall verwirklichen … ohne dabei den Planeten kaputt zu machen, denn dann bringen +15 IQ Punkte auch nix mehr.
Ich habe da mal ein Diagramm vorbereitet:

Wait! What? Es gibt pløtzlich ueber 2 Millionen Kopernikuesse, ueber 70-tausend Keplers und fast 1000 Laplaces? … … … Ich sagte ja schon in einem frueheren Beitrag, dass sich das nichtlinear verhaelt … Aber Moment, das wird noch besser, denn im Leibniz-IQ Bereich (200 Punkte und mehr; ist in meinen Daten, aber auszerhalb des Diagramms) gibt es nun auch pløtzlich fast 100 Ereignisse! … … … Moment nochmal. Wenn wir fuer Leibniz ganze IQ-Bereiche nehmen, dann sollten wir das auch fuer die anderen machen.

Kopernikuesse
154-168
Keplers
169-183
Laplaces
184-198
Leibnize
>199
normal1,424,89519,5191190
+5 Punkte4,804,335
x3 zu normal
90,695
(fast) x5 zu normal
686
(fast) x6 zu normal
1
To Infinity …
+15 punkte39,630,210
x28 zu normal
1,424,895
x73 zu normal
19,519
x164 (!) zu normal
119
… and Beyond!

O! M! F! F! G! … das ist ja wohl mal voll krass, was eine relativ saubere Umwelt und die Kapitalisten gesetzlich weitestgehend dazu zu zwingen die Menschen auch als solche zu behandeln (mitteleuropaeisches Niveau eben), doch fuer krasse Auswirkungen haette!

Bei so vielen wirklich schlauen Menschen die nicht als Kind an Durchfall verrecken oder als Jugendlicher zum „Verbrecherkønig“ werden, braeuchten wir uns ueberhaupt keine Sorgen um die Umwelt machen! Denn irgend einer von denen wuerde schon auf die Løsung kommen, wie man es schafft, dass beim Flugzeug anstatt Kohlendioxid warmer Bluemchenduft aus den Turbinen kommt. Und der Warpantrieb wuerde dann vielleicht auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.

So! Und das ist der Grund, warum ich da vier Artikel drueber geschrieben habe!

DAS REGT MICH NAEMLICH SO SCHEISZVERDAMMT UND KACKNOCHMAL AUF, DASS WIR DAS NOCH NICHT LAENGST GETAN HABEN SONDERN LIEBER DIE OFFENSICHTLICH-DUMM-WIE-BROT-SCHEISZKAPITALISTEN WEITERMACHEN LASSEN WIE BISHER, NUR DAMIT DIE IHRE MACHT BEHALTEN KØNNEN!

Und das ist eigentlich das worauf ich bei meinen Einschueben zum Gebrauch gewisser Wørter in meiner Kevin Bacon Reihe hinaus wollte.

Ich nehme an, dass es klar ist was ich sagen will. Ich denke, dass das Argument an sich relativ einfach zu verstehen ist. Es „versteckt sich“ nur in ’ner relativ komplizierten Mathematik und kleinen Haeufigkeiten. Es hilft auch nicht, dass sich immer alle nur auf den Mittelwert konzentrieren, dass so getan wird als seien super schlaue Leute was ganz Besonderes deren Existenz nicht in unserer Hand liegt (sondern in der Hand eines „Gottes“) und dass das Thema Intelligenz so „vergiftet“ ist.

Aber nun habe ich das wenigstens alles mal angerissen und ihr, meine lieben Leserinnen und Leser, kønnt in Ruhe drueber nachdenken.

… dass moderater Alkoholkonsum gut fuer einen ist.

Die gute Nachricht (sollte frei zugaenglich sein) ist, dass sich nach mehreren Jahrzehnten, in denen selbst die WHO den moderaten Konsum von Alkohol empfohlen hat, wohl bei den Verantwortlichen endlich ankommt, dass dem nicht so ist. An anderer Stelle werde ich ein bisschen genauer darauf eingehen, dass dieser Mythos schon ein bisschen laenger etwas suspekt aussah.

Wieauchimmer, das „Mehr“ im Titel kommt daher, weil ich dazu in 2018 schonmal was schrieb. Ich stolperte jetzt aber ueber einen wirklich tollen und interessanten Artikel von Holmes, M. V. et al., mit dem Titel „Association between alcohol and cardiovascular disease: Mendelian randomisation analysis based on individual participant data“ (sollte auch frei sein) in BMJ, 2014; 349:g4164.
Das lohnt sich schon allein wg. des „et al.“ mal draufzuklicken, denn das geht ueber 2 Seiten (jaja, ist ja nix gegen Artikel in der Teilchenphysik). In dem Fall ist das wichtig, denn es zeigt indirekt, wie viele Daten weltweit fuer diese Studie gesammelt wurden.

Nun muss ich etwas weiter ausholen.
Das Problem mit vielen medizinischen Studien ist, dass man keine randomisierte, kontrollierte Studie durchfuehren kann. Ein Grund beim Alkohol ist ethischer Natur: man kann niemandem sagen bitte jeden Tag 4 Flaschen Bier zu trinken, um zu schauen wie stark das die Gesundheit in 20 Jahren beeintraechtigt. Es gibt viele andere Gruende, warum solche „Goldstandardstudien“ nicht durchfuehrbar sind. Man kann natuerlich Beobachtungsstudien durchfuehren, aber die daraus geschlossenen Ursache-Wirkung Beziehung stellen sich gerne mal aus falsch heraus — wie bspw. bei dem worueber dieser Beitrag handelt, aber es gibt etliche solcher Faelle.
Wenn man keine bessere Methode hat, ist das mglw. dennoch besser als gar nichts. Und der von mir bereits øfter erwaehnte Selbstkorrekturmechanismus der Wissenschaft sorgt dann schon dafuer, dass falsche Aussagen berichtigt werden sobald das møglich ist. Das Problem ist das „sobald das møglich ist“, denn das dauert unter Umstaenden eine Weile,  weil es meist viele und lange und teure Studien benøtigt … oder die Entwicklung einer neuen Methode, welche sich dann aber auch erstmal durchsetzen muss … oft genug ist Beides vonnøten und genau das ist in diesem Falle passiert … hier muss ich nun noch ein bisschen weiter ausholen und thematisch einen Sprung machen.

*Hops*

Ab ungefaehr der Mitte des vorvorigen Jahrzehnts wurde die Untersuchung der Gene des Menschen mehr und mehr zum Standard in der Medizin. Damit meine ich, dass ueber die Zeit und durch die Arbeit vieler Menschen, mehr und mehr spezfische Gene ganz konkreten kørperlichen „Erscheinungen“ zugeordnet werden konnten. Letzteres sind offensichtlich genetische Krankheiten aber auch so Sachen wie, dass die Mutation eines Gens die Verarbeitung von Alkohol modifiziert … darauf komme ich spaeter nochmal zurueck, denn ich muss noch ein bisschen weiter ausholen und thematisch nochmal springen.

*Hops*

Wenn Keinzellen entstehen, findet keine gewøhnliche Zelltelung mittels Mitose statt. Diese wuerde naemlich nur das genetische Material identisch (!) verdoppeln und dann die Zelle teilen. Keimzellen entstehen mittels Meiose  .oO(ich frage mich, warum ich die dtsch. Wikipedia ueberhaupt noch probiere. Die enttaeuscht mich doch eh nur … *seufz*). Bei der Meiose wird das genetische Material auch erstmal verdoppelt. In einem zweiten Schritt werden dann aber genetisch kompatible Abschnitte der muetterlichen und vaeterlichen Chromosomen miteinander vermischt. Das geht, denn jedes Chromosom tritt doppelt auf (einmal vom Vater und einmal von der Mutter). Und das ist der wichtige Schritt, auf den ich hinaus will, denn die Vermischung ist komplett zufaellig … oder anders: randomisiert. Am Ende wird die Zelle dann drei mal geteilt, sodass vier Zellen mit je der Haelfte des (zufaellig vermischten) genetischen Materials vorliegt (denn Keimzellen haben ja nur die Haelfte der Chromosomen).

Bezogen auf das Problem dieses Beitrags sei so viel gesagt: die Verarbeitung von Alkohol wird im Kørper durch Enzyme geregelt welche in den Genen kodiert sind. Eines dieser Gene heiszt ADH1B. Wenn nun an einer ganz bestimmten Stelle dieses Gens ein einziges (!) Nukleotidpaar vertauscht ist, erhaelt man die ADH1B rs122984 Variante. Diese sorgt dafuer, dass der Kørper Alkohol schneller in ein „unangenehmes Abfallprodukt“ abbaut, weswegen Menschen mit dieser Genvariante die negativen Folgen von Alkoholkonsum eher spueren. Dies fuehrt dann umgekehrt dazu, dass diese Leute im Durchschnitt weniger trinken. Das „im Durchschnitt“ ist wichtig, denn Alkoholkonsum ist massiv durch das soziale Habitat gepraegt und selbst Leute die Traeger dieser Mutation sind, trinken viel, wenn das so erwartet wird von der Gesellschaft … im Durchschnitt aber immer noch weniger als „normale“ Leute … und weil mir das zu umstaendlich zu schreiben ist, nenne ich Menschen die die mutierte Form des Gens besitzen einfach Mutanten.

Ebenso wichtig fuer diesen Beitrag ist, dass diese Mutation NICHT mit irgendwelchen positiven oder negativen Einfluessen auf das Herz in Verbindung steht. Ebenso ist es NICHT assoziiert mit anderen Effekten die gut fuer’s Herz sind (bspw. dass man gerne Sport treibt oder weniger zu Bluthochdruck neigt). Und ich „hacke“ so auf dem Herz herum … naja, der geneigte Leser møge sich nochmal den Titel des Artikels von Holmes et al. anschauen ;) .

Damit bin ich fertig mit dem weiter ausholen und kann sagen, dass sich die Methode der „Mendelschen Randomisierung“ die komplett zufaellige Verteilung von mutierten Genen (deren Einfluss bekannt und klar definiert ist) in der Gesellschaft  zunutze macht. Mendelsche Randomisierung ist eine Methode … (alle Zitate sind aus dem ganz am Anfang verlinkten Artikel, Hervorhebungen sind von mir) …

[…] in which genetic variation that could have no plausible association with typical confounding factors, […] can test the relationship between […] [a] causal factor and the outcome.

Wichtig: die Mutation  …

[…] is associated reliably with exposure to a putative causal factor […].

Oder anders:

The assumption is that the genotype itself has no direct effect on the outcome and no role in the outcome apart from a mediating effect via the causal factor. If the genetic variation turns out to be associated with the outcome, there is a reasonable presumption that this is through the putative cause.

Der Genotyp sind die Gene an sich, in dem Falle also mit der Mutation, waehrend der Phaenotyp die konkrete Ausformung (bspw. die Kørperform aber auch psychische und soziale Dinge) besagter Gene in der gegebenen Umwelt ist. Der Genotyp beeinflusst den Phaenotyp natuerlich massiv (mir werden nicht pløtzlich Fluegel wachsen), aber ist nicht allein entscheidend (es gibt durchaus alkoholkranke rs122984-Mutanten, nur mit geringerer Wahrscheinlichkeit).

Mendelsche Randomisierung ist nicht ohne Nachteile, aber wenn man nun Observationsstudien durchfuehrt UND die Gene der Teilnehmer untersucht UND eine Mutation hat, die mit der Fragestellung der Studie auf oben beschriebene Weise zusammen haengt, dann kønnen die schwerwiegenderen Nachteile besagter Observationsstudien ueberkommen werden:

[i]t is less susceptible to confounding, misclassification and reverse causation than prospective cohort studies […].

Der Grund liegt natuerlich darin, dass eine Randomisierung bei der Meiose der Keimzellen stattfand, aus welchen spaeter der Proband „gebaut“ wurde. Das wiederum fuehrt zu einem weiteren Vorteil dieser Methode: man sieht den Einfluss des untersuchten Effekts ueber das ganze Leben und nicht nur zum Untersuchungszeitpunkt.

Ich hoffe ich habe es geschafft, die Grundlagen der Methode, auf der die oben erwaehnte Studie von Holmes, et al. basiert, darzulegen. Nun ist dieser Beitrag aber jetzt schon so lang und deswegen habe ich entschieden diese Studie nicht hier, sondern in einem zukuenftigen Artikel naeher vorzustellen.

Ach ja, so viel sei doch noch gesagt. Das bemerkenswerte „et al.“ kommt dadurch zustande, dass Holmes und seine direkten Kollegen versucht haben wirklich _jede_ relevante Studie ausfindig zu machen. Das waren 56 insgesamt und die Einbeziehung so vieler Studien fuehrt natuerlich zu sehr vielen Koautoren.
Das ist aber auch sehr gut aus zwei Gruenden. Zum Einen ist die statistische Grundlage bei mehr als 250-tausend Probanden robust und das ist wichtig, denn die entscheidende Mutation tritt nur in 7 % aller Menschen auf. Zum Anderen sind die Studien aus mehreren Weltgegenden und damit fallen mehrere „kulturelle Størfaktoren“ weg. Letzteren kønnten (wuerden?) auftreten, wenn man bswp. nur Teilnehmer aus den USA haette. Diese Aussage unterliegt einer Einschraenkug: es handelt sich bei allen Teilnehmern um Individuuen mit europaeischer Abstammung. So gleich wir Menschen auch sind, so kann doch unser Genotyp (und dessen Mutationen) unterschiedlich genug sein, sodass es einen Unterschied fuer solche Studien machen kann.

Aber wie gesagt, mehr dazu ein andermal.

Im ersten Teil zitiere ich den Artikel von Whitmire, D. P. der (im Wesentlichen) argumentiert, dass alle Zivilisationen immer sich selbst und alles Leben in unmittelbarer Naehe um sich herum komplett ausløschen.

Whitmire wiederum zitiert Gott … dieser hat in Nature, Vol. 363, p. 315–319 (1993) einen Artikel mit dem Titel „Implications of the Copernican principle for our future prospects“ geschrieben (*hust*), welcher gut in diese Reihe passt. Die Resultate des Artikels kønnen wohl als „Doomsday Argument“ zusammengefasst werden. Ganz kurz dachte ich, dass Whitmire hier einen Witz eingeworfen hat … dann aber sah ich, dass das echt war. Dies wiederum erinnerte ich mich hieran und ich dachte dann: .o(war ja klar, dass Gott in diesem Feld arbeitet und das Doomsday Argument vertrtitt) … tihihihi.

Auch wenn ich einige Abschnitte mehrfach lesen musste um das Dargestellte wenigstens halbwegs zu verstehen, so ist dieser Artikel doch ganz hervorragend geschrieben und liest sich wirklich gut. Die Einfachheit und Klarheit der dargelegten Argumente ist ganz wunderbar.

Das kopernikanische Prinzip ist einfach nur, dass man bei Abhandensein anderer Fakten davon ausgehen muss, dass man ganz gewøhnlich ist. Das bedeutet, dass der Zeitpunkt zu dem ich die Menschheit beobachte normalverteilt ist waehrend der Zeit in welcher die Menscheit existiert. Nur damit (und mit ein bisschen Mathematik) kann man dann die wahrscheinliche Lebensdauer der Spezies Mensch berechnen.

Da ist zwar prinzipiell noch viel Luft, aber ja, irgendwann ist mal Schluss mit Menschheit.
Und wieder einmal wurde ich mit der logisch zwingenden Endlichkeit aller Dinge konfrontiert …
Und wieder einmal fragte ich mich, warum ich darob dessen was ich ueber die Gleichgueltigkeit des Universums weisz, noch kein Nihilist geworden bin? … Bestimmt, damit ich die Schønheit von solchen Artikeln und Argumenten auch weiterhin genieszen kann :) … oder weil ich dem Universum grundsaetzlich eher positiv eingestellt bin und „das Ende der Menschheit“ natuerlich auch bedeuten kønnte, dass sich die Spezies weiterentwickelt.

Und damit sei diese Serie dann auch abgeschlossen.