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Neulich las ich einen voll tollen Artikel von Marco Del Giudice in The Quarterly Review of Biology 94 (4), 2019, p. 249–282 mit dem Titel „Invisible Designers: Brain Evolution Through the Lens of Parasite Manipulation“ … verfluchter MISTSCHEISZDRECK mit geschlossenen Journalen! … Wenn ihr, meine lieben Leserinnen und Leser den mal lesen wollt, dann leihe ich euch gerne meine Kopie … *hust*.

Wieauchimmer, der Verfasser argumentiert, dass die Beduerfnisse von Parasiten derart sind, dass die Gegenstrategien zu komplexeren Gehirnen fuehren. Aber der Reihe nach.

Zunaechst sei an diesen Beitrag erinnert; der Mensch lebte Millionen von Jahren mit Wuermern im Darm. Entsprechend stellte sich das Immunsystem auf deren staendige Praesenz ein, was im Wesentlichen eine permanente (wenn auch geringe) „Aktivierung“ desselbigen bedeutet. Die letzten paar Jahre aber schafften wir (als Menschheit) es, zumindest in einigen Gebieten endlich die Wuermer  los zu werden. Und prompt ging die Anzahl der Autoimmunerkrankungen hoch. Ein paar davon sind genetisch, aber es gibt ernszunehmende Ueberlegungen dass das in Millionen von Jahren eingestellte Immunsystem ueberreagiert und den Kørper angreift. Letzteres, weil die Antikørper nicht mehr im Kampf gegen die Parasiten „verbraucht“ werden. Achtung: Ich vereinfache hier natuerlich!
Auszerdem hat das (fast) nichts mit dem zu tun worueber ich hier schreiben will. Aber wichtig daran ist, dass Parasiten und „Gastgeber“ sich parallel entwickeln.

Parasiten (so wie die hier) wollen ja nicht, dass der „Gastgeber“ / Wirt / das Opfer zu frueh stirbt oder sich des Parasiten entledigt. Ersteres bspw. durch Terminierung der Nahrungsaufnahme, Letzteres bspw. durch „an ’nem Stein reiben“, falls der Parasit auszen dran haengt. Deswegen muss das Verhalten des Wirtes gesteuert werden. Das Problem ist, dass das gar nicht so einfach ist. Die „Psychiaterwespe“ in einem der gegebenen Beispiele ist eine der krassen Spezialisierungen. Viel øfter sind Parasiten scheinbar unscheinbare Wuermer, oder gar nur Einzeller. Besagte Wespe is so komplex ist, dass sie Druesen hat, welche die Chemikalien ausscheiden die das Opfer willenlos machen. Solch komplizierte Organe stehen einfacheren Lebewesen nicht zur Verfuegung. Wie also kønnten diese das Verhalten des Wirts beeinflussen und was hat das mit unserem komplexen Gehirn zu tun?

Evolution passiert nicht von selbst, sondern weil es einen Selektionsdruck gibt. Bzgl. Gehirnen bedeutet das, dass nur der Mutant sich vermehrt, dessen Mutation das Gehirn davor schuetzt von einem Parasiten uebernommen zu werden. Del Giudice kommt nun auf vier grundsaetzliche Schutzmechanismen. Der Erste dieser Schutzmechanismen ist

[to] restrict access to the brain.

Da faellt einem natuerlich sofort die Blut-Hirn-Schranke ein, welche es erlaubt unabhaengige Bedingungen im Gehirn (und Rueckenmark) zu erhalten. So ziemlich alle høherentwickelten Lebewesen haben diese und die ist ziemlich effizient. Was im Uebrigen auch hinderlich sein kann, wenn man møchte, dass Medikamente das Nervensystem erreichen.

Die Blut-Hirn-Schranke ist sowohl eine physische als auch eine chemische Barriere. Ersteres ist dadurch zu erklaeren, dass die Kapillaren, welche bspw. Naehrstoffe ins Hirn transportieren, wirklich klein sind. Deutlich kleiner als in anderen Organen. Und Bakterien und Viren sind of viel zu grosz um da durch zu kommen. Oder anders, dies ist

[a] first line of defense against behavior-altering parasites […] to keep them out of the CNS [Central Nervous System].

Wenn Viren ins Gehirn gelangen, so „hangeln“ diese sich oft an den Nerven entlang. Sie umgehen die Schranke also um ins Gehirn zu kommen.

Eine chemische Barriere ist die Blut-Hirn-Schranke, weil sie beispielsweise fuer bestimmte Molekuele nur bestimmte „Eingaenge“ hat. Diese Eingaenge kønnen auch nur durch ganz spezifische Molekuele aktiviert werden.
Ein Parasit kønnte sich also derart entwickeln, dass dieser nicht selbst ins Gehirn will, sondern verhaltenssteuernde Chemikalien produziert. Ein einfaches Beispiel waere Alkohol, aber ich denke eher an Neurotransmitter. Ein Gehirn welches einen anderen Neurotransmitter benutzt wird somit immun gegenueber dieser Manipulation.

Die Chemie ist uebrigens nicht nur beim Gehirn wichtig. Das Immunsystem unterscheidet „Schaedlinge“ von „Nuetzlingen“ ebenso an bestimmten chemischen „Signaturen“. Entsprechend haben sich Parasiten derart entwickelt, die richtigen Molekuele an ihrer Oberflaeche zu haben, um unerkannt zu bleiben.

Glycine sind einer Gruppe solcher Molekuele und …

[p]arasites can mimic the composition of host glycans to escape immunedetection, synthesize toxins that bind to specific glycans expressed by the host, or exploit glycans as attachment and entry points into the host cells.

Und weiter:

[c]onflict with parasites may explain why glycans tend to evolve rapidly.

Eine anderer Schutzmechanismen der unter diese Kategorie faellt sind Kødermolekuele:

molecules that mimic those exploited by parasites, but fail to perform the same function or even trigger a defensive response when bound.

Cool wa!

Die naechste grosze Gruppe von Schutzmechanismen ist

[to] increase the costs of manipulation.

Konkret bedeutet dies, dass entweder „riesige“ Mengen eines Neurotransmitters benøtigt werden um eine Verhaltensaenderung hervor zu rufen, oder dass besagte Molekuele giftig sind. Ersteres ist ein Grund ein Gehirn grøszer zu machen. Eine paar Bakterien oder Pilzsporen produzieren genuegend von diesen Chemikalien um das kleine „Gehirn“ einer Ameise zu manipulieren. Aber bei ’nem Hamster waere das dann viel zu wenig.
Letzteres ist tatsaechlich der Fall. Ich schaute mal kurz bei den mir bekanntesten Neurotransmittern (Serotonin, Noradrenalin (ebenso Adrenalin), Histamin, Dopamin) und die sind alle als Gefahrenstoffe gekennzeichnet! Zum Teil mit Totenkopfsymbol. … … … Wait! What? Wir benutzen Gift als aktiven Teil dessen was uns ausmacht!? Ach du meine Nase!
Davon abgesehen, dass es zunaechst total unlogisch erscheint, Gift im Gehirn als unabkømmlichen Baustein zu benutzen, ist das eigentlich auch voll logisch. Eine høhere Gehirnmasse erhøht auch die letale Dosis dieser Neurotransmitter. Ein Einzeller, selbst viele Einzeller, schaffen es nicht dies zu produzieren ohne sich selbst umzubringen.

Und es wird noch spannender:

There is evidence that several enzymes involved in the synthesis and metabolism of dopamine, nitric oxide, and other neurotransmitters in animals originate from bacteria, and were acquired through horizontal gene transfer […].
Animals have a long history of co-opting microbes (and/or their genes) to combat other microbial species.

Oder anders: vor Urzeiten haben Mikroben sich so entwickelt, dass sie bspw. Dopamin ausscheiden um andere Mikroben aus ihrer Umgebung zu vertreiben. Die dafuer zustaendigen „Plaene“ wurden dann ins Genom anderer (auch deutlich høher entwickelter) Lebewesen aufgenommen.

So langsam wird euch, meinen lieben Leserinnen und Lesern, bestimmt klar, warum ich diesen Artikel so toll finde! Øffnete dieser doch die Tuer zu einer voll spannenden Welt!

Als dritte grosze Gruppe von Schutzmechanismen nennt Del Giudice

[to] increase the complexity of signals.

Zur Erklaerung zitiere ich die exzellente Zusammenfassung hochkomplexer Mechanismen aus dem Artikel:

From a computational perspective, neuroactive substances function as internal signals that transmit information between neurons, between different networks within the brain, and between the brain and other organs and tissues. Parasites can hijack a signaling pathway by producing new signals or corrupting existing ones; in either case, they need to “break” the code employed by the host. The same applies to parasites that eavesdrop on the host’s chemical signals. Since complex communication codes are harder to mimic and subvert, the host can increase the complexity of signals as a countermeasure against manipulation […].

Ein Weg dies zu tun ist die Anzahl der Chemikalien zu erhøhen, welche benøtigt werden, um eine Reaktion (bspw. die Produktion von Galle, oder die Aktivierung einer Gehirnzelle) auszuløsen. Und tatsaechlich, es gibt ’ne ganze Menge Signalmolekuele (die Liste hinter dem Link ist unvollstaendig; es gibt hunderte und nicht nur die paar dort aufgelisteten).
Dies bedeutet nicht nur, dass verschiedene Signalmolekuele benøtigt werden, fuer verschiedene Reaktionen. Die Komplexitaet kann auch (massiv) erhøht werden, wenn mehrere unterschiedliche Signalmolekuele nøtig sind, um eine Reaktion auszuløsen. Wenn bspw. eine Nervenzelle tut was sie tun soll, dann wird da nicht nur ein Neurotransmitter ausgeschuettet, sondern ein ganzer Cocktail.
Das ist zwar alles sehr energieaufwaendig (und die Evolution verhindert gnadenlos alles, was Energie braucht und nicht nøtig ist), aber

[…] combined signals are harder to mimic, making the system less vulnerable to hijacking.

Eine weiterer Mechanismus in dieser Kategorie ist die gepulste, also nicht konstante, oder einmalige, Ausschuettung von Signalmolekuelen. Verschiedene Molekuele haben verschiedene „Perioden“. Insulin wird innerhalb von Minuten nach der Nahrungsaufnahme produziert. Melatonin (welches den Schlaf-Wach-Rythmus regelt) hat eine Periode von vielen Stunden und Geschlechtshormone (bspw. Østrogene) von Wochen.
Ein Parasit kann nun diese Molekuele produzieren, aber der Kørper reagiert nicht mit der gewuenschten Reaktion darauf.
Als konkretes Beispiel fuer gepulste-Hormone-tun-was-konstante-aber-nicht nehme man den Wirkmechanismus der Antibabypille. Vereinfacht (!) gesagt enthalten diese ein Østrogen. Ein kurzer Østrogen-„Puls“ løst den Eisprung aus. Ist der Østrogenspiegel aber dauerhaft erhøht, so wird der Eisprung durch negative Rueckkopplung unterdrueckt.
Beim richtigen Funktionieren des Gehirns spielt dieser Mechanismus mglw. auch eine wichtige Rolle. Neurotransmitter werden naemlich nicht nur ausgeschuettet sondern auch wieder aufgenommen. Bei Menschen die an Krankheiten des Geistes leiden, funktioniert das oft nicht wie es soll. Das ist sicherlich ein Grund, warum selektive Serorotonin Wiederaufnahmehemmer so erfolgreich sind besagte Krankheiten zu behandeln.

Als letzte grosze Kategorie von Schutzmechanismen nennt Del Giudice

[to] increase robustness.

Im Gegensatz zu den obigen Mechanismen zielt dieser darauf ab, dass sich das Verhalten des Wirtes auch dann nicht aendert, wenn ein Parasit Zugriff auf’s Gehirn bekommt. Es handelt sich also um Schadenskontrolle. Diese kann passiv, reaktiv oder proaktiv sein.

Passive Schadenkontrolle wuerde darauf abzielen, dass gewisse Komponenten eines Systems redundant oder modular sind. Redundanz ist logisch, denn …

[w]hen multiple components perform identical or overlapping tasks, the system becomes more resistant to damage and failure.

Ebenso ist Modularitaet leicht zu verstehen, denn diese kann …

[…] promote robustness by decoupling the functions of different components (functional modularity) and/or separating them in space (anatomical modularity). In modular systems, the effect of per-
turbations can be contained and isolated, so that the system as a whole maintains a degree of functionality even if one of the components fails.

Ein Beispiel fuer Redundanz und Modularitaet waeren der Geruchs- und Geschmackssinn. Beide sind definitv dazu da giftiges Zeug nicht zu essen. Faellt einer dieser Sinne aus, ist diese Funktion zwar eingeschraenkt, aber nicht komplett verschwunden.

Reaktive Robustheit waeren bspw. negative Rueckkopplungsschleifen. Ganz allgemein ist damit gemeint, dass Størungen weg vom optimalen Punkt (das muss nicht notwendigerweise ein Equlibrium sein!) detektiert und dann korrigiert werden. Letzteres bspw. durch Ausschuettung anderer Hormone oder Signalstoffe.
Del Giudice spekuliert ueber einen anderen denkbaren reaktiven Mechanismus:

If signals are carried by partially redundant pathways, the brain may respond by silencing or attenuating the suspicious pathway — effectively switching its internal communications to safer and plausibly intact channels.

Fancypancy wa!

Ein proaktiver Mechanismus ist møglicherweise die ganz oben erwaehnte permanent erhøhte Immunantaktivitaet aufgrund der staendigen Praesenz von Wuermern im Darm. Das ist zwar nicht direkt mit dem Gehirn verbunden, veranschaulicht aber den generellen Vorgang. Wuermer im Darm sind NICHT gegeben, werden aber erwartet. Diejenigen Lebewesen, die eine Mutation haben, die permanent darauf eingestellt ist gegen Wuermer im Darm vorzugehen, haben also einen evolutionaeren Vorteil.

Nicht auf Basis von Individuen aber auf Basis von Gesellschaften (nicht nur menschlichen) waere ein anderes Beispiel, dass der Umgang mit kranken Mitgliedern besagter Gesellschaft vermieden wird um eine Ansteckung zu vermeiden. Dafuer muss aber nach auszen ersichtlich sein, dass ein Lebewesen krank ist.
Da denkt man dann daran, wie schlecht man sich fuehlt, wenn man die Grippe hat. Aber diese Verhaltensaenderung des Kørpers ist mitnichten nur wegen der Krankheit selber. Eine HIV-Infektion ist unsichtbar bis AIDS sich entwickelt. Leute mit Krebs zeigen oft keine Symptome bis es zu spaet ist. Der Kørper eines Lebewesen muss also das Verhalten bei Krankheit aktiv aendern, damit andere Mitglieder der Gruppe das erkennen. Solch eine Reaktion musste sich erstmal entwickeln und waere natuerlich reaktiv fuer das Individuum an sich, aber proaktiv fuer die Gesellschaft.

Soweit dazu. Ich kann es ausdrueklich empfehlen diesen Artikel zu lesen! Da stehen soooo viel interessante und spannende Sachen drin und hier schrieb ich nur ueber ein paar wenige (generelle) Aspekte.

Zum Abschluss møchte ich sagen, dass all die oben erwaehnten Mechanismen nicht helfen, wenn der Parasit einen Stachel hat, mit dem er die Blut-Gehirn-Schranke direkt ueberwinden und riesige Mengen an bewusstseinsveraendernden Chemikalien direkt ins Gehirn pumpen kann … so wie die Psychiaterwespe. … … … Zum Glueck bin ich keine Kakerlake.

Auf den Lagrange-Punkten L3, L4 und L5 eines Planeten kønnen Asteroiden eine stabile Bahn einnehmen und besgten Planeten folgen (oder voraus eilen). Diese Asteroiden werden ueblicherweise „Trojaner“ genannt. Die Erde hat einen (bekannten) Trojaner.

Jupiter hat Tausende. Traditionell erhalten diese Namen von Figuren des trojanischen Krieges (daher der Name). Die vorauseilenden Asterioden (L4) sind das griechische Lager und die hinterhertrabenden (L3) das trojanische Lager. Nur Patroklos und Hektor befinden sich auf der falschen Seite. Tihihihi … da versucht wohl jemand seinem Schicksal zu entkommen ;).

Pakete effizient sortieren, 24/7, ohne Ferien- oder Krankentage. Ich finde leider nicht die Originalquelle zu dem Video.

Schaut ihr, meine lieben Leserinnen und Leser, euch mal ruhig das ganze Video dort an. Es ist nur 1 1/2 Minuten lang.

Ich persønlich finde das alles ganz super. Ist das doch alles viel besser als die in diesem Artikel beschriebenen Sklavenverhaeltnisse, welche sonst in in der Branche herrschen. Ich erwaehnte es bereits vor 6 Jahren, und tue es nochmals: bitte lest den Artikel! Fuer mich war das der Grund, dass ich Amazon (oder Internetversand generell) nur dann benutze, wenn es gar nicht anders geht.

Scheisze ist natuerlich, dass der Leim der die Gesellschaft zusammen haelt immer noch die (Lohn)Arbeit ist und dass Menschen nur etwas „wert“ sind, wenn sie einer solchen nachgehen. Deswegen stimme ich dem ersten Kommentar unter dem verlinkten Originalbeitrag (im Allgemeinen) zu:

We need Universal Basic Income stat.

Der Titel meines Artikel(chen)s bezieht sich aber auf die „Qualitaet“ der aller-aller-meisten anderen Kommentare unter dem verlinkten Originalbeitrag. Sand-in-den-Kopf-stecken nenn ich das … und ja, ich schrieb das mit Absicht in dieser Reihenfolge.

Neulich las ich einen wichtigen wissenschaftlichen Artikel, den ich euch, meinen lieben Leserinnen und Lesern, waermstens ans Herz lege. Dabei handelt es sich um „Secure Communications Over Insecure Channels“ von Ralph C.  Merkle in Communications of the ACM, volume 21, number 4, p. 294–299.
Zum Einen ist der Artikel ganz vorzueglich geschrieben. Ich habe das auf die lange Bank geschoben, aber es war die reinste intellektuelle Freude den zu lesen. Zum Anderen ist das aus historischen Gruenden von Interesse, weil hier zum allerersten Mal øffentlich die Idee der Publc-Key Kryptographie diskutiert wird.

Nun dachte ich jahrelang, dass ich da nicht schlau genug fuer bin. Und fuer die ganz spezifischen Protokolle und Methoden, die heutzutage verwendet werden, ist diese Einschaetzung sicherlich auch weiterhin gueltig. Aber die Grundidee ist ganz einfach.

Ihr, meine lieben Leserinnen und Leser kennt sicher normale Kryptographie. Jeder Buchstabe eines Klartextes wird um eine gewisse Position im Alphabet verschoben. Um es schwerer zu machen kann man sagen, dass bspw. ein „E“ um 14 Stellen nach rechts verschoben wird, ein „M“ um 7 Stellen nach links, ein „V“ um 2 Stellen nach rechts usw. usf. Selbst normale Kryptographie ist deutlich komplizerter als dies, aber als Idee soll das reichen.
Diese Verschiebungsanweisung ist nun (mehr oder weniger) der sogenannte Schluessel. Es ist superwichtig, dass dieser Schluessel geheim gehalten wird. Und darin liegt das Problem. Denn um dem Gespraechsteilnehmer vertrauen zu kønnen, muss ich den Schluessel persønlich abgeliefert haben. Das ist ein bisschen komplizierter, wenn ich in Norwegen, und die zweite Person in Kanada ist.

Die revolutionaere (und wahrlich geniale) von Merkle war nun, dass man den Schluessel in der Zeitung verøffentlicht und dass trotzdem sichere Kommunikation møglich ist. Wie geht das?

Nun, das Prinzip ist ganz einfach. Anstatt eines Schluessels generiere ich 1 Million durchnummerierte Schluessel. Das geht schnell. Dann bringe ich diese Schluessel mittels eines einfachen Algorithmus „durcheinander“. Dabei ist zu beachten, dass die Nummerierung erhalten bleibt. Im Wesentlichen verschluessele ich also den Schluessel (und dessen Nummer); oder wie Merkle es schreibt: die Information (der Schluessel + Nummer) wird „verpuzzelt“. Ach ja, Schluesselnummer und Puzzlenummer haben NIX miteinander zu tun. Schluessel #23 kønnte bspw. in Puzzle #23017 verborgen sein.

Das Puzzle zu løsen dauert nun aber VIEL laenger als besagte Information zu verpuzzeln. Man stelle sich ein ganz normales tausend Teile Puzzle vor. Das dauert ewig um es fertig zu bekommen. Aber erst wenn es fertig ist, liegt das Bild (die Information) vor. Aber es dauert nur die kurze Zeitspanne vom Tisch runter auf den Fuszboden um die Information wieder durcheinander (und somit unleserlich) zu machen.

Soweit das Prinzip. In der Kryptographie sind das natuerlich mathematische Funktionen, die in eine Richtung (Verpuzzelung) leicht und in die andere Richtung (Entpuzzelung) unheimlich schwer sind. Ein Beispiel waeren Exponentialfunktionen. Die gehen schnell zu berechnen. Die Umkehroperation (den Logarithmus berechnen) dauert im Vergleich ewig. In Wahrheit werden nicht Exponentialfunktionen sondern urst krasse mathematische Badonkadonks benutzt.

Nun haben wir aber nicht nur einen verpuzzelten Schluessel + Nummer, sondern eine Million davon. Man nehme an, dass es ca. eine Stunde dauert diese zu erzeugen. Diese 1 Million Puzzle werden in der Zeitung verøffentlicht. Der richtige Gespraechspartner nimmt sich davon EIN EINZIGES Puzzle heraus und løst es. Man nehme an, dass die Løsung eines Puzzles auch eine Stunde dauert. Also 1 Million mal laenger, als es zu erstellen, aber der richtige Gespraechsteilnehmer muss es ja nur ein einziges Mal machen. Damit hat besagter Gespraechsteilnehmer einen Schluessel. Jetzt muss ich nur die Nummer dieses Schluessels wissen und dann kønnen wir verschluesselt kommunizeren. Denn ich habe ja alle Schluessel unverpuzzelt bei mir rumliegen und mein Gespraechsteilnehmer hat den gleichen Schluessel eben gerade entpuzzelt.

Falls ein bøswillig Teilnehmer die Nummer „abfaengt“ tut das nichts zur Sache, denn die Nummer ist ja nicht der Schluessel selber. Der bøswillige Teilnehmer hat zwar auch alle Puzzle aber im Schnitt muss die Haelfte davon geløst werden um die richtige Information zu erhalten. Das waeren dann fuenfhunderttausend Stunden oder ca. 57 Jahre.

Obercool wa! Aber wie gesagt, das ist nur das Grundprinzip an und fuer sich und in der Praxis ist das alles viel krasser.

Damit habe ich zwei Gruende gegeben, warum es sich lohnt diesen Artikel zu lesen. Der dritte Grund ist, dass ich in dem dort gegebenen (Pseudo)Code etwas sah, was heutzutage bestimmt nicht mehr durch den sog. „Review“-prozess gehen wuerde:

*lacht* … allein dafuer lohnt sich das zu lesen :)

O! M! G! Ich hatte davon schon vorher gelesen, aber dachte, dass das Original fuer immer auszerhalb meiner Reichtweite sein wird. Aber hier ist es.

Warum hatte ich von so einem eher obskuren Comic bereits gehørt? Nun ja:

[…] [It] was a key visual reference for Blade Runner.

Und der bekannte Probe Droid aus „The Empire Strikes Back“? In diesem Panel ist das Original im Hintergrund zu sehen und …

George Lucas directly copied the launchpad sentinel for the look of the probe droid in The Empire Strikes Back, completely preserving Moebius‘ original design.

Warum finde ich das so toll? Ganz einfach: dies ist der Ursprung vieler Dinge, die aus dieser sehr begrenzten Sphaere in die echte Welt uebergingen. Massiv katalysiert durch eben auch Blade Runner und Star Wars.
Oder wie William Gibson es besser formulierte:

[…] I started to take a certain delight in the way the film [Blade Runner] began to affect the way the world looked. Club fashions, at first, then rock videos, finally even architecture. Amazing! A science fiction movie affecting reality!

Und heutzutage … nun ja … der Ursprung der Hackerkultur ist ganz massiv von diesen Quellen beeinflusst. Und Hacker regieren heute die Welt! Sei es mehr oder weniger direkt via bswp. google oder einfach nur die Hacker, welche die ganzen grundlegenden Technologie programmieren, und frei zur Verfuegung stellen, auf denen ueber 90 % unserer (westlichen) Welt basiert.

Schon geil, dass ich, und ab heute auch ihr, meine lieben Leserinnen und Leser, jetzt endlich mal das Original bewundern konnte :) .

Erinnert ihr, meine lieben Leserinnen und Leser, euch noch an die Zombiefliegen? Falls ja, dann ist gut, falls nein, dann ist’s nicht so schlimm. Denn heute møchte ich euch die Gehirnchirurgwespe vorstellen.

Erstmal nicht weiter verwunderlich ist, dass es sich bei diesem Tier um einen Parasiten handelt. Parasit einfach aus der Tatsache heraus, dass die Wespe andere Lebewesen (Kakerlaken in diesem Falle) zum Ueberleben benøtigt; ganz ohne Wertung. … … … Das wird so oft vergessen, dass Wørter auch Bedeutungen jenseits den „ueblichen“ Interpretationen haben. Die Nazis (ja, die ganz Alten aus den kuerzesten 1000 Jahren der Weltgeschichte) haben das echt gut geschafft, dass solche Begriffe mit Menschen negativ verknuepft werden. Ueberhaupt haben die Nazis da ganze Arbeit geleistet und das wirkt bis heute nach :( …
Aber ich schwoff ab, denn es soll ja um die Wespe gehen.

Diese Wespen sind deshalb Parasiten, weil die Eier auf besagten Kakerlaken abgelegt werden. Die dann schluepfenden Larven fressen die Kakerlake dann bei lebendigem Leibe auf. So weit, so normal … wer jemals behauptete, dass Natur romantisch ist, dem fehlte nur die nøtige Allgemeinbildung (und Selbsteinsicht).
Zur Eiablage muessen die Kakerlaken still halten und deswegen werden die paralysiert.
Auch dies ist nicht ungewøhnlich.

Das Ungewøhnliche ist, dass die Kakerlake sich sehr wohl bewegen kann. Ihre Muskeln sind NICHT (permanent) paralysiert. Nur am Anfang, nach dem ersten Stich der Wespe. Aber das haelt nur fuer ein paar Minuten an.
Vielmehr ist es so, dass die Wespe nach besagtem ersten Stich dann der Kakerlake noch einen zweiten Stich ins Gehirn versetzt. Aber nicht nur einfach so. Nein, nein! Die Wespe sticht gezielt in das Gebiet des Gehirns welches fuer die _selbstbestimmte_ (!) Bewegung verantwortlich ist. Alles andere bleibt intakt. Das Kaklerlakengehirn kann also weiterhin Impulse an die Beine senden, die dann auch ganz normal funktionieren.
Die Wespe macht das Gehirn aber nicht einfach kaputt sondern ein Chemikaliencocktail wird in diesen Bereich des Gehirns injiziert. Diese Chemikalien mindern die Effektivitaet des Neurotransmitters, welcher die spontanen (!) Muskelkontraktionen kontrolliert. Das ist wichtig. Denn spontan bedeutet selbstbestimmt, und nicht induziert durch andere.

Krass wa! Diese Wespe hat sich so entwickelt, dass sie nicht nur eine ganz bestimmte Gehirnregion findet und beeinflusst, sondern auch, dass der Chemikaliencocktail so krass spezifisch ist, dass nicht die komplette Bewegung gehemmt ist.

Und das ist wichtig, denn die Wespe ist zu klein um die Kakerlake in die „Bruthøhle“ zu transportieren. Die muss da schon von alleine hingehen. Und dafuer nimmt die Wespe sie an die Leine … oder vielmehr schnappt die Wespe sich einen der Fuehler und dirigiert damit die Bewegungen der Kakerlake.

Und warum nun Psychiaterwespe? Naja, die Kakerlake kann sich ja weiterhin bewegen … die hat nur keine Lust. Und keine Lust hat die Kakerlake aufgrund einer veraenderten Gehirnchemie. Und das ist was Psychiater machen: die gezielte Kalibrierung der Gehirnchemie, sodass die Patienten ein normales Leben fuehren kønnen.
Im Falle von Depressionen bedeutet dies, die inhibierenden Auswirkungen einer (selbststaendig) veraenderten Gehirnchemie mittels induzierter Chemikalien (vulgo: Medikamente) zu negieren, damit der Patient wieder motiviert ist Dinge zu tun. Hingegen im Falle manischer Episoden aehnelt diese Kalibrierung eher dem was die Wespe macht. Naemlich soll dann unangebrachte und undurchdachte und oft schaedliche „Uebermotivation“ gedaempft werden.
Und wenn ich das so schreibe, bin ich mal wieder super froh in der heutigen Zeit zu leben. Vor nur ca. 50 Jahren gab es zwar schon Atomkraft, aber diese Medikamente noch nicht. So unmessbar viel Leid ist seitdem durch diese fantastischen Chemikalien gemindert, verhindert und letztlich sehr sehr oft auch geheilt worden.

Damit schliesze ich den Artikel ab. Ist schon toll, wie viele Faesser auf so kleinem Raum aufgemacht werden kønnen :)

Zheleznogorsk, Krasnoyarsk Krai war eine geheime Stadt in der Sowjetunion. Aber darum soll es hier nicht gehen. Vielmehr geht es um das Wappen der Stadt:

Quelle des Originals; der Rand wurde getrimmt. Das Bild unterliegt keinem Copyright und die genaue Lizenz kann auf der Seite hinter dem Link gelesen werden.

Ein Baer, der ein Atom spaltet! WIE GEIL!

Ihr, meine lieben Leserinnen und Leser, møget doch mal in der Suchmaschine eurer Wahl nach „Kuschelhormon“ suchen. Da sollte sofort „Oxytocin“ auftauchen. Und das stimmt ja auch alles und das ist eine ganz wichtige Funktion, die dieses Hormon da ausuebt.

Nun las ich aber vor einer Weile „Oxytocin promotes human ethnocentrism“ von Carsten K. W. De Dreu, et al. in PNAS, 2011, 108 (4), p. 1262–1266.

Um eine lange Geschichte kurz zusammen zu fassen zitiere ich das Ende des besagten Artikels:

There is no doubt that oxytocin is implicated in the development of trust […], empathy, and prosociality […], but these tendencies appear limited to individuals belonging to one’s in-group […]. Thus, rather than making humans prosocial, oxytocin functions to strengthen an evolutionary evolved and rather functional tendency to discriminate between in-group and out-group as well as to give members of one’s own group preferential treatment. Such ethnocentrism has adaptive value to individuals and their groups but, unfortunately, also paves the way for intergroup bias, conflict, and violence.

Oder anders:

This possibility questions the rather widespread view of oxytocin as a “cuddle chemical” or “love drug” […].

Und somit schliesze ich einen weiteren Artikel in der Reihe „lange akzeptierte, ganz wahre Wahrheiten mal genauer betrachtet“ ab.

Dies ist vermutlich der letzte Beitrag in dieser Miniserie. Ich schreibe „vermutlich“, weil ich in der Vergangenheit ja øfter mal Nachtraege schrieb zu anderen Miniserien, welche ich als abgeschlossen betrachtete.
Aber genug der Vorrede, los gehts.

Im allerersten Beitrag sieht man die stuendliche Stromproduktion in Dtschl. fuer eine ganze Woche. Zwei Schwankungen fallen direkt ins Auge: Tag-Nacht und Woche-Wochenede. Beide Phaenomene sind plausibel dadurch zu erklaeren, dass man in der Nacht / am Wochenende nicht so viel Strom braucht, denn die Leute sind da nicht auf Arbeit.

Nun hat mich mal interessiert, inwieweit sich die Stromproduktion in der Woche von der am Wochenende unterscheidet.

Fuer jede Woche summierte ich deswegen den, waehrend den Wochentagen produzierten, Strom auf und dividierte die Zahl durch fuenf. Dito, fuer die Wochenenden, nur dass ich da natuerlich nur durch zwei dividierte.
Und siehe da, die oben erwaehnte Beobachtung ist nicht einmalig, sondern systematisch — am Wochenende (rote Punkte) wird weniger Strom produziert als in der Woche (schwarze Punkte):

Das hørt sich jetzt total trivial an, aber es ist unglaublich wichtig, solche „logischen“ Phaenomene, die einem sofort ins Auge fallen, auch im Gesamtzusammenhang ueber den kompletten Datensatz zu pruefen. Obiges ist nur ein „Bauchgefuehl“, auch wenn es sich plausibel anhørt. Das kann nicht aus Grundprinzipien abgeleitet werden so wie physikalische Gesetze. Ebenso basiert es auf Annahmen, die vøllig falsch sein kønnten. Mein Arbeitsleben findet im Buero statt. Ich habe bswp. keine Ahnung davon, inwieweit am Wochenende produzierende Fabriken mehr oder weniger Strom brauchen. Und dann kønnte das zwar meistens stimmen, aber nicht immer. Mit Letzterem meine ich keine „Ausreiszer“, sondern es kønnte ja sein, dass die obige Aussage mglw. niemals in den Sommerferien gilt. Bei den paar zufaelligen kompletten Wochendaten die ich mir anschaute haette ich das nicht gesehen. Ebenso haette ich das nicht in den bisherigen Analysen gesehen, weil die Datenpunkte immer die Wochenenddaten mit enthielten.

Die Aussagen von Authoritaeten nicht unhinterfragt hinnehmen ist eines der wesentlichen Merkmale der wissenschaftlichen Methode. Und das betrifft insb. auch die eigene Authoritaet!

Dies war aber nur die Stromproduktion. Ein Resultat der bisherigen Analysen war aber, dass Dtschl. unheimlich viel Strom exportiert und es als „Import“ bezeichnet und mit negativen Vorzeichen versieht. Denn wir wissen ja alle, dass nur der Export das Heil. Aber der ganze Wind- und Solarstrom ist bøse bøse bøse und darf ueberhaupt niemals nicht mit etwas Gutem identifiziert werden … .oO(oopsie … da hatte ich wohl den Aluminiumhut noch auf) … Aber ich schweife schon wieder ab und deswegen lieber hier sofort die Unterschiede zwischen durschnittlichem Import pro Wochentagtag und Wochenendetag pro Woche ueber den gesamten Beobachtungszeitraum:

Wait! What? … Das ist das Gleiche!? … ??? … !!!

Was bedeutet das? Nun ja, es bedeutet zum Einen, dass man Wind und Sonne am Wochenende tatsaechlich nicht abstellen kann. … Aber warte! Die Braunkohlekraftwerke kønnte man doch am Wochenende dann noch mehr runter fahren! … Ja, kønnte man, wir aber tun das aber nicht. Ist ja lukrativer den Strom zu verscherbeln.

Um diese Miniserie aber etwas positiver abzuschlieszen proklamiere ich hier einfach mal (ohne es weiter zu untersuchen), dass dadurch in anderen Laendern Kohlestrom nicht produziert wird. Ist ja auch was Gutes.

Und das war’s dann endlich …  vielleicht mache ich das Ganze nochmal in 10 Jahren oder so.

Nichts ahnend kommentiere ich meinen Sourcecode. Ohne weiter drueber nachzudenken schrieb ich den ersten Satz des folgendes Zitats … dann stockte ich kurz … und schrieb den Rest … tihihihi

# Here the random order is created. … *lol* … a nice way of
# saying bring this list deliberately into disorder :P
random.shuffle(locations)