Puuuh … jetzt ist deutlich ueber ein Jahr vergangen seitdem ich den abschlieszenden Beitrag dieser Miniserie versprach. Ich kann mich erstmal nur wiederholen:

Es waren dann erstmal andere Sachen zu tun und auch keine Lust vorhanden das hier zu schreiben.

Das ist halt ein Nachteil an der deutlich verminderten Beitragsfrequenz. Und dann kann ich mich gleich nochmal wiederholen:

Nun sitze ich aber gerade (und noch eine Weile) im Zug und habe zwar immer noch keine Lust … aber auch nix anderes zu tun. Selbstueberredung sei dank folgt dem ersten [zweiten] Teil endlich mal der zweite [abschlieszende] Teil.

Zur Erinnerung: bei der hier besprochenen Hormesis ging es darum, dass SEHR (!) niedrig dosierte radioaktive Strahlung mglw. (!), auf ganze Bevølkerungsgruppen gesehen (!), GANZ (!) leichte, krebsvorbeugende Wirkung haben kønnte (!).
Ich hatte einen møglichen Mechansmus vorgeschlagen (und lese gerade, dass ich in den groben Zuegen damit gar nicht mal so falsch lag). Ehrlich gesagt, nachdem ich jetzt ’n paar Artikel darueber gesichtet habe, bin ich ziemlich ueberzeugt, dass der Effekt echt ist.

Und hier geht’s dann los mit dem was ich eigtl. sagen will. Die potentiellen positiven Effekte sind so klein gemessen am nøtigen Aufwand, dass das praktisch einfach nicht umsetzbar ist. Wie zum Teufel soll man denn die gesamte Menschheit (sehr) leichter Strahlung aussetzen? Das Problem ist naemlich technischer (und damit menschlicher) Natur, denn man darf dabei zu KEINER Zeit Fehler machen, denn relativ wenige Fehler wuerden die recht kleinen positiven Effekte im Gesamtbild ziemlich schnell zunichte machen.
Oder anders (an einem Beispiel): leiche Strahlung muss ja irgendwo herkommen, ich sag jetzt mal aus ’nem Kasten aus Blei. Die Abschwaechung kommt im einfachsten Fall vom Abstand zur Quelle zustande … UND davon wie weit die Klappe des Kastens auf ist.
Und da geht’s schon los, denn wieviele Leute bekommen nicht mal die Heizung richtig reguliert? Das ist sicherlich zu machen, wenn man technisch geschultes Personal in speziellen, dafuer vorgesehenen Einrichtungen hat. Sowas gibt’s ja heutzutage laengst, wir nennen das nur radiologische Abteilung und benutzen es aus anderen Gruenden. Aber wir wollen das auf der Ebene ganzer Bevølkerungen machen. Das muss also in den Schulen und Bueros oder Wohnhaeusern sein. Und da obliegt das alles unter der Kontrolle von deutlich weniger gut geschultem Personal.
Ein Beispiel aus einem anderen Sektor sind Flugzeuge und Autos. Erstere sind „spezielle Einrichtungen“ (weniger als 10 % des Personentransports (Figure 2) in der EU geschieht mit dem Flugzeug) mit gut geschultem Personal auf allen Ebenen und entsprechend wenige Unfaelle gibt es. Jeder Depp darf hingegen Auto fahren (fast 80 %) und die Kompetenzen sowohl der Fahrer als auch der Konstrukteure und Instandhalter ist … ich sag jetzt mal: durchwachsen. Entsprechend gab es 2019 weltweit ueber eine Million Verkehrstote. Niemand wuerde mit dem Flugzeug fliegen, wenn dabei so viele Menschen umkommen wuerden. Und das sind nur die Todesfaelle. Die Zahl der (oft schwer) Verletzten bzw. die Zahl der Unfaelle ist deutlich høher.

Und wie kommt da jetzt der Kapitalismus rein … nun ja … eben habe ich die Flugzeugindustrie als gutes Beispiel angefuehrt. Das ist als das „Best Case Scenario“ anzusehen und deswegen nehme ich das her und verweise nur auf das Boing 737 Max Debakel (und dort weiterfuehrende Links). Viele der in diesem Fall begangenen Fehler (mit hundertfacher Todesfolge!)  haetten vermieden werden kønnen, haetten die haesslichen Seiten des Kapitalismus dem nicht entgegen gestanden … und nun stelle man sich das mit ueberall auf der Welt verteilten Kaesten vor, die radioaktives Material enthalten.

Nun habe ich schon wieder viel dazu geschrieben und noch nicht das gesagt, was ich sagen wollte. Denn eigtl. wollte ich den Artikel, der zu dieser Miniserie fuehrte, an sich kritisieren … oder vielmehr einen guten Anteil der Artikel die ich zu dem Thema gesichtet (aber nicht alle vollstaendig und im Detail gelesen) habe. Denn selbst wenn ich mittlerweile davon ausgehe, dass die Behauptung wahr ist, so liest der (die) Artikel sich an viel zu vielen Stellen wie Lobbyarbeit fuer die Nuklearindustrie, weil die einfach keine Lust haben ihren „Dreck“ ordentlich weg zu machen (Kapitalismus eben).
Oder anders: eigentlich ist die ganze Sache ja etwas voll Tolles und Interessantes und etwas das sich lohnt weiter zu untersuchen. Aber aufgrund der Komplexitaet des Sachverhalts (nicht nur technisch) kann (und meiner Meinung nach wird) eine all zu breites bekannt werden dieser Sache, all zu leicht missbraucht werden … *seufz*

Oder noch anders: man hørt all zu oft von den Atomspinnern, das Folgende: „die Deutschen fuerchten sich vor Strahlung, dabei haben wir doch ueberall Hintergrundstrahlung“. Damit sollen natuerlich die meiner Meinung nach (sehr!) berechtigten Bedenken bzgl. der Gefahren der Atomkraft laecherlich gemacht werden … Propaganda der Kapitalisten ueblichen Verdaechtigen eben. Der fetzige Sachverhalt spielt der besagten Propaganda dabei leider in die Haende und hilft keineswegs, dass so subtile „kleine (!) Strahlungseffekte“ vernuenftig diskutiert werden kønnten.

Lange Rede kurzer Sinn: meiner Meinung nach sind die positiven Effekte sehr leichter Strahlung echt. ABER diese Effekte sind ziemlich klein und auch diffizil zu betrachten und das ist alles so kompliziert, dass das nicht sinnvoll umsetzbar ist und wir als Gesellschaft beim linearen Modell (jedwede Strahlung ist schlecht) bleiben sollten. Und so wuenschenswert ich auch eine ordentliche und breite Diskussion dieser Sache finden wuerde, so denke ich, dass dies viel eher eine Buechse der Pandora ist, die unter den derzeitigen gesellschaftlichen Umstaende zum Wohle aller besser geschlossen bleiben sollte.

Und damit hab ich diese Miniserie endlich abgeschlossen.

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